Ganz ehrlich: In den Jahren nachdem das Tote-Hosen-Logo auf den Jerseys prangte, hat mich das jeweils neue Trikot der Saison nicht die Bohne interessiert. Die vielen Amateur-Entwürfe und Diskussionen, welchen Ausrüster man sich wünscht, gingen mir am Heck vorbei. Das ist seit Sonntag ganz anders: Das Heimleibchen für die Erstligasaison 2018/19 fasziniert mich regelrecht, und, ja, ich überlege, mir ein Exemplar zuzulegen. Das hat zwei Gründe, die viel mit der oft gescholtenen „Fortuna DNA“ zu tun. Denn mit dem aktuellen Design und dem Logo des ur-düsseldorferischen Unternehmens Henkel bezieht sich das Trikot klar auf den Punkt „Tradition“.

Käpt'n Fink im neuen Trikot

Käpt’n Fink im neuen Trikot

Die weiße, v-förmige „Halskrause“ mit der nach unten weisenden Spitze erinnert an das Trikot der Aufsteigermannschaft von 1966, die es erstmals schaffte, die glorreiche Fortuna in die erste Bundesliga zu bringen. Schon damals fiel das Leibchen aus dem Schema der anderen Vereine, und das ist auch dieses Mal so. Und wenn man sich die mehr oder weniger einfallslosen Hemdchen der von Adidas und Nike ausgestatteten WM-Teilnehmer anschaut, dann kann man Uhlsport für die Realisierung nicht genug danken.

Auch dem neuen, alten Trikotsponsor Henkel muss man dankbar sein, zumal der Chemiekonzern mit dem Hauptsitz in Düsseldorf damit ebenfalls eine Tradition aufgreift, die vor rund 20 Jahren drei Spielzeiten lang anhielt. Wobei die Kooperation zwischen F95 und Henkel ja zwischenzeitlich nur für sehr kurze Zeit ruhte – ansonsten beteiligte sich das Unternehmen ja immer in irgendeiner Form am Sponsoring und war mit Albrecht Woeste sechs Jahre lang im Aufsichtsrat vertreten, eine Tradition, die Carsten Knobel seit 2015 fortsetzt.

Vorschusslorbeeren für die Kaderplaner

Ob man den Kaderplanern um Uwe Klein, Robert Palikuca und Goran Vucic auch dieses Jahr dankbar sein wird, kann sich natürlich erst im Verlauf der Saison wirklich erweisen. Aber von der Papierform her sehen eigentlich alle Neuverpflichtungen gut aus. Zumal man ja einige Male ablösefrei zugreifen konnte und auch ansonsten nicht wirklich viel Geld für Spielerkäufe vom Girokonto abheben musste. Was auch heißt: Die Verantwortlichen in Vorstand und Aufsichtsrat haben gar nicht erst Rosinen in den Fan-Köpfen wachsen lassen, sondern beim Budget klar und deutlich die Tatsache reflektiert, dass die Fortuna in der ersten Bundesliga 2018/19 einen der kleinsten, wenn nicht sogar den allerkleinsten Etat aller Teilnehmer zur Verfügung hat.

Wunschspieler Marvin Duksch

Wunschspieler Marvin Duksch

Dass man Genki Haraguchi nicht halten konnte bzw. nicht bereit war, die von Hertha geforderte Summe zu zahlen, spricht nicht gegen die Verantwortlichen. Und wenn auch Tahashi Usami in der kommenden Saison nicht im schicken neuen Trikot für F95 wird auflaufen können, ist das am ehesten ein Zeichen vernünftigen Wirtschaftens.

Kampfbereitschaft und Konzentration statt Superstars

Am meisten Mut können die F95-Fans aus den Spielen der WM in Russland schöpfen. Denn per heute lautet die wesentliche Erkenntnis: Alles wird anders. Es gibt tiefgreifende taktische, strategische und personelle Gründe, weshalb mit der DFB-Auswahl und den Teams aus Argentinien, Spanien, Portugal und auch Polen Mannschaften ausgeschieden sind, die man für Favoriten in ihren Gruppen und für den Titel hielt. Die Konzentration auf Superstars führt ins Verderben; wenn eine Elf keinen anderen Spielplan hat, als den Ball irgendwie zu Messi, Ronaldo, Lewandowski oder wen auch immer zu bringen, wird sie scheitern. Starre Systeme sind ebenfalls ein Killer. Jede Mannschaft, die in jeder Partie mit einer anderen taktischen Aufstellung antreten kann, hat einen Vorteil. Und schließlich siegt Kampfbereitschaft, Kondition und Konzentration über jedes Ballbesitzspiel.

Weil Friedhelm Funkel schon in der vergangenen Zweitligasaison mit wechselnden Systemen gespielt hat, ist die Fortuna hier auf dem richtigen Weg. Und hat mit flexiblen, angepassten und kreativen Spielplänen alle Chancen auch gegen Gegner wie den FC Bayern, Schalke, den BVB und andere Teams, die aktuell noch ganz oben stehen. Dass dies alles bei Heimspielen meist vor vollem Haus geschehen wird, lässt die Zukunft noch rosiger erscheinen. Deshalb können die Freundinnen und Freude der Profimannschaft des TSV Fortuna Düsseldorf 1895 optimistisch nach vorne schauen.

Ein Kommentar

  1. Fortuna hat zwar den kleinsten Gesamtetat (65 Millionen €). Aber da Nürnberg (80 Millionen €) den höheren Kostenapparat hat und noch einiges an Verbindlichkeiten bedienen muss, haben sie mit 25 Millionen € einen kleineren Spieler-Etat zur Verfügung als Fortuna (30 Millionen €).

    Quellen:
    https://www.derwesten.de/sport/fussball/fortuna-duesseldorf-kalkuliert-fuer-bundesliga-mit-rekordetat-id214130065.html
    http://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-kerngeschaeft-1.3971260