Gino ist von uns gegangen – ein ganzes Viertel trauert.
Bericht · Gefühlt gab es die Pizzeria „Da Gino“ schon immer am Fürstenplatz. In Wirklichkeit hat Luigi „Gino“ Trové sein Lokal erst 1994 eröffnet – zunächst am Fürstenwall. 2014 zog die Pizzeria an die Ecke Kirchfeld-/Morsestraße um, in die Räume der ehemaligen Kneipe „Moni’s Eck“, die nach deren Schließung durch viele Hände ging, nicht immer durch gute. Mit Gino wurde diese Lokalität zum festen Treffpunkt der Leute aus dem Viertel. Und das lag vor allem an Gino und seiner Familie. Der kleine, drahtige Mann verkörperte alles, was man an Italien lieben muss – Familiensinn, Gastfreundschaft, Kontaktfreude, ein bisschen Chaos und ganz viel Ferrari und Fußball. [Lesezeit ca. 3 min]
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Und Gino war auch als Person ein Teil unseres lebendigen Viertels rund um den Fürstenplatz. Man traf ihn bei Einkaufen, man konnte jederzeit ein Schwätzchen halten. Mit Gino konnte man über vieles reden, und er hat sich immer für seine Kunden, die er gern durchweg als „Freunde“ bezeichnete, interessiert. Legendär auch seine offenen Arme und Ohren für durchreisende Monteure und Messegäste – wer einmal nach Düsseldorf kam und zufällig bei Gino landete, kam immer wieder.
Mit dem Pizzabacken hat er früh angefangen, aber er hat nicht immer am Ofen gearbeitet. Gern erzählte er von seiner Zeit in einer der Mühlen im Hafen, wo der schmächtige Kerl Schwerstarbeit verrichtete. Aus dieser Zeit stammte sein fundiertes Fachwissen über Mehl, das er ungewöhnlich früh in Pizzen umsetzte – den „Da Gino“ zählte zu den ersten Pizzerien der Stadt, in denen man den Fladen aus Vollkornmehl bekommen konnte. Und natürlich zählen seine Pizzen zu den besten der Stadt. Auch wenn er selbst schon länger nicht mehr selbst am Ofen stand; aber für diesen Job fand er immer ausgewiesene Könner.
An warmen Tagen waren die Tisch draußen auf dem Gehsteig abends immer komplett ausgebucht. Besonders, weil sich Nachbarn gern hier verabredeten, um etwas zu essen und dann beim Wein oder Bier noch lange miteinander zu quatschen – Gino immer mittendrin. Seine Art färbte auf die Gäste ab. Nicht nur, dass man gern aufs Engste zusammenrückte, damit noch mehr nette Menschen die Gino-Atmosphäre genießen konnte. Bei Überfüllung überließ man seinen Platz gern Nachrückenden und trank den Wein dann im Stehen oder auf der Bordsteinkante sitzend. Das hat Gino gefallen.
Es sind weltoffene Menschen wie Gino, die – ohne es zu wissen und zu wollen – einen Gegenpol zur Gentrifizierung des Fürstenplatz-Viertels gebildet haben. Mit allen anderen Wirten und Geschäftsleuten rund um den Platz konnte er gut, egal woher diese Nachbarn kamen. Und sein typisch italienischer Patriotismus war nie feindlich, sondern durchgehend fröhlich. Bei Europa- und Weltmeisterschaften flaggte er eben nicht nur italienisch und deutsch, sondern hängte Fahnen anderer Länder auf – was gerade so da war.
Gino ist von dieser Welt gegangen, aber in unseren Herzen wird er weiterleben. Geben wir der Familie die Zeit zum Trauern, aber bleiben wir dieser wunderbaren Pizzeria treu. Gino hätte es so gewollt.
2 Kommentare
Nein. So viele Arschlöcher leben und Gino ist tot. Warum können er und viele andere unglaublich lebensfrohe, gute Menschen nicht bleiben? So wie man gewiss sein möchte, dass man ins „Gino“ gehen kann, beiläufig, absichtslos, hungrig, und Gino kommt ran und zwinkert und guckt ganz schelmisch und zugleich ganz ernst. Als wüsste er von all dem Scheiß um uns rum und wollte sagen: mach dir nichts draus, iss erst mal was!
Auch wenn ich nur wenige Male bei Gino zu Gast war, sind diese Abende eine schöne Erinnerung geblieben. Gino war wirklich ein außergewöhnlicher, herzlicher und sehr kinderfreundlicher Gastgeber. Mein Beileid allen Hinterbliebenen und Freunden von Gino.