Die naheliegende Antwort auf die Frage der Überschrift lautet: Der Pegel fällt, es herrscht Niedrigwasser. Ganz so einfach liegt die Sache nicht, denn wie hoch der Wasserstand in unserer Region ist, hängt vor allem davon ab, wie es im Einzugsgebiet von der Quelle bis etwa Koblenz mit den Niederschlägen aussieht. Weil es aber vom Oberrhein bis in unsere Gegend seit April kaum geregnet hat, haben wir zurzeit sehr wenig Wasser im Rhein. Wie schnell sich das ändern kann, zeigt der Pegel bei Düsseldorf um den 10. Juli herum: Massive Niederschläge am Bodensee und im Breisgau ließen den Wasserstand kurzzeitig steigen. So betrachtet hat die Hitzewelle im Rheinland nur einen gewissen Anteil am Zustand des Flusses.

Weniger dramatisch für die Binnenschifffahrt

Auf den ersten Blick ist natürlich die Binnenschifffahrt besonders vom Niedrigwasser betroffen. Aber die Auswirkungen sind deutlich weniger dramatisch als es scheint. Im Jahrhundertsommer mit seiner elftägigen Hitzewelle im August sank der Pegel bei Köln sogar bis auf kaum noch 80 Zentimeter – aktuell (29.07.) sind es immer noch über 1,20 Meter. Der Pegelstand sagt übrigens nur teilweise etwas über die Befahrbarkeit aus; es handelt sich nicht um einen absoluten, sondern einen relativen, auf den Messpunkt bezogenen Wert. Das heißt: Wenn – wie in diesen Tagen – der Rheinpegel bei Düsseldorf bei um die 100 Zentimeter liegt haben Schiffe in der Fahrrinne deutlich mehr Wasser unter dem Kiel.

Der Rheinpegel bei Düsseldorf am 29.07.2018

Der Rheinpegel bei Düsseldorf am 29.07.2018

Michael Küffner von der Weissen Flotte Düsseldorf / Duisburg sagt dazu: „Der Kies der Fahrrinne bildet keine gerade Ebene, sondern geht auf und ab, ist manchen Stellen tiefer, an anderen weniger tief. Aber wir haben mit unseren Schiffen selbst bei extremem Niedrigwasser keine Probleme zu fahren. Momentan liegt die Landeponte in unserem Hafenbecken zwar schon auf Grund, aber alle Schiffe kommen noch problemlos raus; deren Tiefgang liegt zwischen 1,15 Meter bei der Düssel und 1,40 Meter bei der Jan Wellem. Die haben selbst in dieser Lage immer genug Wasser unterm Kiel. Wir hatten tatsächlich noch nie den Fall, dass wir wegen Niedrigwasser nicht fahren konnten.“

Aber was für die Personenschifffahrt noch harmlos aussieht, hat auf die Frachtschifffahrt bereits jetzt deutliche Auswirkungen. Bei den Binnenschiffen, die Güter transportieren, hängt der Tiefgang natürlich vom Gewicht der Ladung ab; je mehr Ladung, desto größer der Tiefgang. „Leer,“ so ein erfahrener Binnenschiffer, „kommen wir am Niederrhein bei fast jedem Niedrigwasser klar.“ Wenn aber die Ladung pro Schiff reduziert werden muss, muss die Last eben auf mehr Schiffe verteilt werden. „Momentan fährt alles, was fahren kann,“ merkt der Schiffsführer an. Viele Eigner und Reedereien schieben deshalb geplante Wartungsarbeiten und Reparaturen nach Möglichkeit auf. Wirtschaftlich ist der Schaden allerdings nicht unerheblich, weil das Kosten-Einnahmen-Verhältnis sich zuungunsten der Partikuliere und Reedereien verändert.

Gefährlich für den Fischbestand

Wesentlich dramatischer könnten die Auswirkungen der Hitzewelle in Kürze für die Fische im Rhein werden. Die Kombination aus Niedrigwasser und hohen Tagestemperaturen führt nämlich zu einem raschen Ansteigen der Wassertemperatur. Was den Menschen an den Stränden angenehm erscheint, ist für die Tierwelt im Fluss möglicherweise verheerend. Je wärmer das Flusswasser wird, desto geringer wird sein Sauerstoffgehalt. Die Fische im Rhein brauchen aber eine Mindestmenge davon, um zu überleben. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) warnt dieser Tage vor steigenden Temperaturen – steigt das Wasserthermometer im Rhein auf 28° und mehr, droht ein massives Fischsterben.

Wassertemperatur im Rhein bei Düsseldorf am 27.07.2018

Wassertemperatur im Rhein bei Düsseldorf am 27.07.2018

Kein Problem für das Trinkwasser

Auf die Trinkwasserversorgung der Städte am Rhein haben laut Expertenaussagen steigende Wassertemperaturen und sinkende Pegel zunächst keine Auswirkungen. Beim sogenannten „Uferfiltrat“ handelt es sich schließlich um Wasser aus dem Fluss, das sehr langsam über das Grundwasser zu den Entnahmestellen sickert und das zudem durch Wasser, das aus den umliegenden Hügellandschaften in die Ebene „fließt“. Erst sehr langanhaltende niedrige Pegelstände könnten mit monatelanger Verzögerung für veränderte Verhältnisse im Grundwasser und sinkende Mengen Uferfiltrat sorgen.

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