Der Saal im ZAKK war mit sicher 350 Leuten prall gefüllt, während auf der Bühne neun Damen und Herren rund um den „Versammlungsleiter“ vorspielten, was der tatsächliche Demo-Anmelder Frank Laubenburg in den letzten zwölf Monaten so alles mit der Polizei erlebte. Wer sein Blog und/oder sein Facebook-Profil im laufenden Jahr verfolgt hatte, kannte schon die schönsten Absurditäten, und wer an den Kundgebungen von „Düsseldorf stellt sich quer“ gegen das Rechtshäuflein namens Dügida miterlebt hatte, der erkannte manche Situation wieder. Zum Beispiel das Schmierentheater der Ordnungshüter rund um den Mintropplatz, als man die Gegendemonstranten nur grüppchenweise zu ihrem Kundgebungsplatz lassen wollte, wogegen DSSQ-Anwalt Jasper Prigge beim Oberverwaltunsgericht geklagt und Recht bekommen hatte. Dass die Einsatzleitung vor Ort die zugehörige Verfügung nicht zeitnah umsetzte, hat ja bekanntlich und angeblich an einem kaputten Faxgerät gelegen. Überhaupt: Das Kabarett im ZAKK hatte schon auch etwas von einem Klassentreffen, denn von den Anwesenden dürften gut 99 Prozent auch Teilnehmer gewesen sein.

Basis für das Stück auf fröhlichem Laienspielniveau waren die Aufzeichnungen von Frank Laubenburg unterfüttert mit hochinteressanten Ausführungen des Anwalts zum Versammlungsrecht. Immer wieder wurde deutlich, dass es nicht die Polizei ist, die Versammlungen „erlauben“ muss, sondern dass es die Aufgabe der Ordnungsmacht ist, die Durchführung solcher Versammlungen zu ermöglichen und abzusichern. Übrigens: Egal welcher politischer Couleur die Versammelten sind. Und hier wird dann aus absurdem Theater bissige Satire, denn während den Querstellern immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden, durften sich die Rechtsextremen von Frau Dittmer in ihrer Komfortzone ausruhen und fröhlich Rechtsverstöße begehen. Auch das wurde gestern deutlich: In der Bundesrepublik Deutschland misst die Polizei bei politischen Kundgebungen mit zweierlei Maß.

Im Fall DDSQ vs Dügida, auch das ließ sich bestens ablesen, richtet sich die Hauptkritik allerdings an die Polizeiführung, hier in hohem Maße an den Düsseldorfer Polizeipräsidenten Weseler, der allerdings – wie alle anderen Vertreter der Staatsmacht – nicht namentlich genannt wurde. Und an das Innenministerium als Aufsichtsbehörde. Jeder Teilnehmer an DSSQ- und anderen Gegendemonstrationen hat das erlebt, dass man nicht zu den Kundgebungsorten durchgelassen wurde, dass die abweisenden Beamten falsche Auskünfte erteilten und fast immer angaben: „Ich bin nicht von hier.“ Auch die Einsatzleiter glänzten durchweg durch mangelnde Ortskenntnis und völlige Unkenntnis der politischen Situation. Auch das hat das Ensemble in einigen Spielszene bestens herausgearbeitet.

Auch wenn es viel zu lachen gab: Die Sache an sich ist ernst. Und es wäre erfreulich, wenn viele, viele Menschen, die eben keine Demonstrationserfahrung haben oder nicht so gern auf die Straße gehen, dieses Stück erleben könnten. Ja, eigentlich gehört die Aufführung im Rahmen der politischen Bildung an die Schulen. Währenddessen – auch das wurde thematisiert – grübelt die Polizeiführung noch darüber nach, ob es eine Straftat ist, der Polizei Rechtsbrüche vorzuwerfen.

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