Unser Beitrag über das Strandbad am Rhein in Düsseldorf-Oberkassel hat bei einigen Lesern Erinnerungen geweckt. Einer von ihnen hat uns drei Fotos und einen Text geschickt, den wir hier gerne wiedergeben. Es geht um die Freizeit auf, am und im Rhein in den Jahren 1949 bis 1958.

Das Titelbild zeigt den Bruder des Verfassers an Bord eines der Rheinbahnbötchen bei einer Ausflugsfahrt. Im Hintergrund ist der Hafen zu erkennen. Schon ab den frühen Fünfzigerjahren gehörte es beinahe zum „Pflichtprogramm“ für Düsseldorfer Familien, im Sommer mindestens einmal mit einem Schiff auf dem Rhein zu fahren – zum Beispiel nach Kaiserswerth. Dabei handelte es sich um Linienfahrten, denn die Passagierschiffe der Rheinbahn hielten unterwegs an mehreren Steigern: an der Theodor-Heuss-Brücke, an der Schnellenburg und bei Mönchenwerth, wo es ein Lokal mit großer Gartenwirtschaft gab, das oft auch Ziel solcher Ausflüge war. Außerdem gab es regelmäßige Fahrten nach Zons.

Baby mit Mutter und Oma am Rhein bei Lörick (1949)

Baby mit Mutter und Oma am Rhein bei Lörick (1949)

Auf der Rückseite dieses Abzugs steht lapidar „Düsseldorf 1949“ in der Handschrift meines Vaters. Und doch verbirgt sich dahinter eine ganze Familiengeschichte. Im Vordergrund sitzen meine Mutter, mein Bruder und meine Oma mütterlicherseits am Strand des Rheins, auf dem im Hintergund ein Lastschiff fährt. Auf dem Deich am gegenüberliegenden Ufer ist ein markanter Baum zu erkennen. Vieles spricht dafür, dass eine Bucht auf der linken Rheinseite bei Lörick zu sehen ist. Denn dann könnte die junge Familie mit der Großmutter zu Fuß dorthin gelangt sein.

Allem Anschein nach wurde das Foto im Frühsommer aufgenommen und dürfte damit eines der allerersten Bilder sein, die mein Vater je geschossen hat. Und wenn es beispielsweise im Juni 1949 war, dann lebten Vater, Mutter, Bruder und Oma erst seit wenigen Monaten in Düsseldorf, den mein Bruder wurde Ende Oktober 1948 noch in Sande in Nordfriesland geboren. Etwa um diese Zeit herum war mein Vater von der Düsseldorfer Baufirma Grünzig an den Rhein gelockt worden, die Familie kam erst Monate später dazu. Zuvor war mein Vater ein knappes Jahr als Bauarbeiter in Kiel unterwegs. Die Firma Grünzig rekrutierte bundesweit Arbeitskräfte mit dem Versprechen, dass diese im ersten wiederhergestellten Mietshaus eine Wohnung für die Familie bekämen.

Zuvor brachte man die Männer – und falls vorhanden: Frauen und Kinder in Behelfsunterkünften unter. Für meine Eltern samt Kind und Oma hieß das: Leben in einem umgebauten Pferdestall in Lörick; vermutlich am Grevenbroicher Weg. Die Erzählungen von der einzigen Wasserstelle für alle Bewohner und das Plumpsklo sind mir noch geläufig. Lange haben sie da wohl nicht gehaust, denn schon zu Weihnachten 1949 haben sie die Wohnung im Haus Corneliusstraße 118 bezogen.

Als man im Rhein bei Neuss-Uedesheim noch gefahrlos planschen konnte (1953)

Als man im Rhein bei Neuss-Uedesheim noch gefahrlos planschen konnte (1953)

Der Strand ist bevölkert mit Badenden, denn der Rhein bot weit und breit die einzige Möglichkeit, ins Wasser zu gehen. Im Jahr 1949 gab es in Düsseldorf noch kein wiederhergestelltes oder neues Frei- oder Hallenbad, und die Baggerseen entstanden erst im Zuge der großflächigen Einführung von Beton als Baustoff. Außer den linksrheinischen Sandbuchten zwischen Kierst im Norden und Uedesheim im Süden gab es nur wenige halbwegs ungefährliche Stellen am rechten Rheinufer: beim späteren Wasserwerk in Stockum, im Hafen und in Hamm. Eine bewachte Badestelle entstand um diese Zeit in Uedesheim; man konnte mit einer Personenfähre von Hamm aus übersetzen. Dorthin kam man mit der Straßenbahnlinie 8, deren Endhaltestelle damals fast am Deich lag. Dort bin ich dann auch als Säugling erstmals mit dem Wasser des Rheins in Berührung gekommen. Das Planschen im Rhein war seinerzeit noch nicht besonders gefährlich; erst die Vertiefung des Flusses und der Ausbau der Kribben über die Jahre haben den Strom beschleunigt und die lebensgefährlichen Unterströmungen ausgelöst.

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