Jetzt, da die ersten Umfragen zur OB-Wahl durch die Medien schweben, dürfte endgültig klar sein, dass sich nur zwei Kandidaten wirklich auf wählerischer Augenhöhe bewegen, dass zwei weitere kaum noch Chancen auf den Einzug in die Stichwahl haben und dass die sogenannten „Kleinen“ mit kumulierten sieben Prozent vermutlich nicht einmal als Zünglein an der Waage taugen. Und trotzdem: Wer nicht parteitaktisch wählen möchte, sollte einen Blick auf die anderen elf Menschen auf dem Wahlzettel werfen.

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Michael Baumeister, der Unabhängige

Inspiriert vom Nackten Cowboy, der vor sechs Jahren antrat, bewirbt sich der Unterrather Gastronom Michael Baumeister als unabhängiger Kandidat. Das ist mutig, auch wenn die Sache nichts kostet außer einer Menge Zeit. Schaut man sich seine Website an, die eigentlich nur aus einem Blog besteht sowie einer Liste der ohnehin von allen mehr oder weniger vertretetenen Themen, wird schnell deutlich: Der Mann ist nicht nur parteienneutral (obwohl CDU-Mitglied), sondern völlig unpolitisch. Genau da liegt das Problem, denn sich auf dieser Schiene um das Amt des Oberbürgermeisters einer Großstadt zu bewerben, ist bloß populistisch. Das Motto lautet: „Was die da oben können, kann ich auch.“ Das sehen die Düsseldorfer wohl auch so, denn gerade mal knapp 450 Likes seiner Facebook-Seite und nicht messbare Klickzahlen seiner Website sprechen eine eindeutige Sprache. Und trotzdem: Natürlich ist es im Sinne einer pluralistischen Demokratie wertvoll, wenn Menschen als unabhängige Kandidat*innen antreten.

Florian Josef Hoffmann, Verschwörungsverbreiter und Holocaust-Verharmloser (AfD)

Eigentlich mag man über solche Typen, die auf einschlägigen Websiten ihr krudes Zeug verbreiten, dabei regelmäßig die Beweiskraft wissenschaftlicher Studien anzweifelt, zu den Rednern bei den Aufläufen der sogenannten „Corona-Rebellen“ zählt und auch sonst im rechtsoffenen Sinne verhaltensauffällig ist, gar nicht schreiben. Es steht auch nicht zu befürchten, dass dieser Hoffmann einen höheren Stimmenanteil einfährt als seine Partei, die bei fünf Prozent liegt.

Andre Maniera, der Übriggebliebene (REP)

Ebenfalls in der rechten Ecke hockt der Kandidat, der den allerletzten Rest der einst so gefürchteten Republikaner darstellt und als solches Mitglied des Rates der Stadt ist. Ansonsten ist der Mann nicht erwähnenswert.

Hans-Joachim Grumbach, zwischen Sport und Digitalem (Freie Wähler)

Es heißt ja offiziell „Unabhängige Wählergemeinschaft Düsseldorf„, und der notorische Torsten Lemmer ist auch immer noch irgendwie dabei – zumindest als Kandidat für ein Ratsmandat. Der Mann aber, der sich um das Amt des Oberbürgermeisters bewirbt, heißt Dr. Hans-Joachim Grumbach, war mal in der Friedensbewegung aktiv und macht sich für Sport und Digitales stark. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen.

Claudia Krüger, die manchmal Rechtdrehende (Tierschutz)

Im Rat der Stadt haben sich ja über die Jahre immer wieder Mitglieder aus dem Spektrum der kleinen Parteien zu rechtsdrehenden Koalitionen zusammengefunden, oft organisiert vom notorischen Torsten Lemmer. Dazu zählte auch die Kandidatin des Haufens, der sich „Tierschutz hier!“ nennt, weil die ja was anderes sind als die Tierschutzpartei. Nun weiß man ja, dass man mit dem Thema „Tierschutz“ die Enttäuschten, Frustrierten und Einsamen fangen kann, die Mitleid mit den armen Viechern haben, die sich angeblich nicht wehren können. Diese Klientel hat nicht selten ein Haustier und Qualzucht, das nicht immer ganz artgerecht gehalten wird. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen.

Michael Brakonier, der gesunde Sportverstand (Deutsche Sportpartei)

Mache sich bitte niemand über den Wahlkampf der hiesigen DSP lustig! Der liegt in der Hand einer Familie und nimmt teilweise Züge unfreiwilliger Komik an. Ob man aber den OB-Kandidaten einer Vereinigung wählen sollte, die sich für „lagerunabhängig“ und nur „dem gesunden Menschenverstand verpflichtet“ fühlt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Weil man mit Forderungen rund um den Sport nicht weit kommt, fordern die DSPler auch mehr Probenräume für Musiker – vermutlich spielt ein Familienmitglied in einer Band.

Celine Coldewe, die Engagierte (Klimaliste)

Der Zusammenhang zwischen der Bewegung „Fridays for Future“ und den diversen Klimalisten auf kommunaler Ebene ist in der Regel an Personen gebunden. Damit erledigt sich auch die Frage, warum es sich nicht um eine Partei handelt. Es ist nämlich so, dass neben Vertreter*innen von Parteien und unabhängigen Kandidat*innen auch Bewerber*innen von Wahlbündnissen antreten können, die keine Partei sein wollen oder es noch nicht sind, aber auch in den Rat der Stadt einziehen wollen. Ob eine solche Liste unbedingt ein*e Kandidat*in für das OB-Amt benennen muss, darf bezweifelt werden.

Mique Mirus, die Satirische (Die PARTEI)

Mit der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative ist es so eine Sache: Sie einfach als Quatschclub oder Satireprojekt abzutun, ist genauso falsch wie sie zu DER Protestpartei zu stilisieren. Den Unterschied macht die politische Ebene. Der Beitrag, den Martin Sonneborn im Europarlament liefert, ist wertvoll, keine Frage. Aber, was die „Spaßpartei“ auf kommunaler Ebene soll, bleibt unbegreiflich. Natürlich kann man sich über die üblichen Gemeinplätze und Rituale im Kommunalwahlkampf lustig machen, aber dann müsste man nicht unbedingt eine OB-Kandidat*in aufstellen, die von den Medien eh nicht verstanden wird.

Marc „Grumpy“ Olejak, der Umtriebige (Piratenpartei)

Es ist ein Elend mit den Piraten. Sie sind mit hehren Zielen und jeder Menge Digitalisierung der Politik angetreten, haben das Thema Datenschutz in die Köpfe gebracht, und dann haben die Berliner Genossen alles kaputt gemacht. Nun dümpelt man hin, und gäbe es im Rat der Stadt nicht den vorlauten Frank Grenda, kein Mensch wüsste, dass es diese Partei überhaupt noch gibt. Und weil’s diesmal scheinbar Mode ist, haben auch die Orangefarbigen einen OB-Kandidaten aufgestellt.

Mark Schenk, der Paneuropäische (Volt)

Das Lobenswerte an dieser Partei ist das unbedingte Eintreten für ein vereintes Europa. Entstanden ist die Sache als Reaktion auf den Brexit – und zwar sofort auf übernationaler Ebene. So weit, so gut. Damit sind die politischen Positionen klar, die Methodik aber ist das Interessante. Die beschreiben die Votisten mit Pragmatismus, und wenn man sich das Programm anschaut, dann findet man darin vor allem Liberales und Digitales. Dafür steht auch deren OB-Kandidat.

Udo Bonn, der in Ehren Ergraute (Linke)

Hier liegt der Fall ganz anders als bei den anderen „Kleinen“, denn auch wenn Udo Bonn nicht den Hauch einer Chance hat und die Linke in Düsseldorf nach den Umfragen sogar hinter die AfD zurückfallen wird, tritt hier jemand an, den man einen Altlinken nennen darf, der in der Stadt gut vernetzt ist … aber leider eben ein Altlinker ist und der unbedingt nötigen Verjüngung der Partei im Wege steht. Dabei har Udo Bonn im Vergleich mit den meisten anderen Kandidat*innen immerhin ein schlüssiges Programm, das nicht bloß aus populistischen Forderungen besteht.

Ein Kommentar

  1. Mark Schenk am

    Vielen Dank an The Düsseldorfer für die nette Erwähnung von Volt und mir!

    Zur kurzen Komplettierung: Volt steht für Kommunalpolitik u.a. mit den Schwerpunkten schnellere Mobilitätswende, bezahlbares Wohnen und Wachstum über Nachhaltigkeit. Wir sind da positioniert, wo die Mehrheit der Bevölkerung sich voller Modernisierungslust vorwärts bewegt hat – und die großen Parteien hinter sich gelassen hat. Sozusagen das fortschrittlichste von grün, rot und schwarz – halt Volt. Lilaberal!