Eigentlich ist es doch beruhigend, dass es in unserer kleinen Großstadt, die sich so gern aufbretzelt, noch raue und hässliche Ecken wie den Dorotheenplatz gibt. Wer dieses „Herz von Flingern-Nord“ schon seit – sagen wir – mehr als 40 Jahren kennt, kennt es nicht anders. Dabei war der Dorotheenplatz am Ende einer Allee einmal ein wirklich hübsches Fleckchen inmitten des Viertels. Aber dann kam erst die Straßenbahn (in den späten Zwanzigerjahren) und dann der Lastring. Letzterer zählte zu den Elementen, aus denen der Stadtplaner des Grauen, Friedrich Tamms, seine Vision der autogerechten Stadt zusammenbasteln wollte. Seitdem ist der Dorotheenplatz mehr oder weniger so wie heute.
Wobei die Lokalpolitiker inzwischen nur noch das Rechteck zwischen Fortuna- und Flurstraße meinen, wenn sie vom Dorotheenplatz reden. Seit Jahren Stadtgespräch ist das mächtige Haus an der Ecke der Dorotheenstraße zur in den letzten Jahren aufgehübschten Birkenstraße – es ist verfallen, unbewohnt und – nach einigen herabfallenden Fassadenteilen – mit Netzen verhängt; zur Birkenstraße hin hat man jetzt Großtransparente installiert, die das Aussehen nach der Sanierung und Abriss samt Neubau zeigen. Schaut man hinter das Netz und betrachtet außerdem ein paar erhaltene Häuser im oberen Teil der Flurstraße, kann man ermessen, wie gut diese Gegend vor dem zweiten Weltkrieg wohl einmal aussah. Auch die Bebauung diesseits und jenseits der Haltestellen lassen erahnen, dass der Platz nicht immer so angeranzt war wie heute. Ja, die Gaststätte an der Ecke zur Fortunastraße war – nach Aussagen von Zeitzeugen – noch bis in die Sechzigerjahre hinein ein respektables Wirtshaus. Inzwischen steht es zum wiederholten Mal leer, und es könnte sein, dass es abgerissen wird. Dieses Schicksal droht vermutlich auch noch ein paar älteren Häusern am Platz. Schwer vorstellbar, dass das bewusste Rechteck erst 1997 mit Landesmitteln renoviert wurde. Zumal das wegen der Zweckbindung bedeutet: Änderungen können erst nach der 25-Jahre-Frist, also 2022 vorgenommen werden. Bis dahin ist der Platz vollgestellt mit Fahrradständern, einer Toilette, der Terrasse der Bar Kausal und Papier- und Altglascontainern.Vieles davon wird bleiben müssen, weil es in Flingern-Nord nicht sehr viele Plätze gibt, an denen man diese urbanen Einrichtungen unterbringen könnte. Nicht einmal der Taxistand ließe sich ohne Weiteres verlegen, sodass es eben zwischen dem Schotterrechteck und der Trinkhalle, dem Asia-Imbiss und der Bar eine Fahrbahn verläuft. Das alles umgeben von massivem Verkehr: hier kreuzt die Linie 706 die Schienen, die von Osten her über die Birken- und die Ackerstraße bis zum Worringer Platz und damit zum Hauptbahnhof führen. Der Lastring, der am Südring beginnt und im weiten Bogen an der Innenstadt vorbei bis zum Mörsenbroicher Ei führt, ist eine der am stärksten befahrenen Straßenzüge, ewig verstopft und kaum zu ertragen für Fußgänger und Anwohner. Und das alle wird sich nicht so schnell ändern lassen.