Nein, der ehemalige Derendorfer Güterbahnhof war auch keine Schönheit. Aber lebendig. Besonders wenn am Wochenende die Viehwaggons auf den Transport in den Schlachthof warteten und die Tiere zwei Tage lang vor Angst, Durst und Hunger blökten und quiekten. Später wurde der ehemalige Verladehof an der Schirmerstraße, über den lange zuvor Menschen in die Züge zu den Konzentrationslagern gezwungen wurden, zu einem Stückchen Kulturlandschaft mit dem Gare, dem Olio und interessanten Geschäften. Dann die kreativen, vielfarbigen, vielgestaltigen Neubauten. Und jetzt hat man denen, die da einzogen, Reihen deprimierendster Klötzchenarchitektur vorgesetzt. Wie überhaupt die Bebauung entlang der sogenannten „Toulouser Allee“ zum Deprimierendsten in der Stadt zählt. Da können noch so viele dumpf-blöde Assoziationen an Oh-la-la-Fronkreisch geschmiedet werden: Architektonisch ist es einfach fürchterlich.
Ein in Düsseldorf nicht ganz unbekannter Architektur, der mit diesem Zitat nicht genannt werden möchte, sagte vor Kurzem: „Die Bauverbrecher, die das anrichten, sollte man gegenüber an Pfähle binden, damit sie die Schande ihrer Arbeit jeden Tag vor Augen haben so lange es hell ist.“ Viel besser kann man die Wut über diese einfallslose, profitorientierte Architektur kaum ausdrücken. Sie kennzeichnet die Toulouser Allee auf voller Länge. Schon als der erste Klotz oben am Wehrhahn, wo heute die ehemals wichtige Werbeagentur Saatchi & Saatchi haust, entstand, ahnten erfahrene Düsseldorfer Schlimmes. Das Hochhaus daneben, dass eine Immobilienfirma namens „Pandion“ verbrochen hat, erfüllte das miese Versprechen. Und dann ging es Schlag auf Schlag, Klotz neben Klotz, quadratisch, praktisch, ungut.
Die öden Rasenflächen und die leblosen Alleen nennen sie „Parks“ und freuen sich vermutlich an diesem bösartigen Euphemismus. Aber wie sagte unser Oberbürstenmeister in seiner Neujahsrsrederei: Wir müssen „bauen, bauen, bauen“. Und reiht sich damit nahtlos ein in die Tradition des Stadtpharaonen Erwin und seines Nachfolgers, dem Hausmeister Elbers. Fluchen wir aber nicht allein über die Sünden an der Toulouser Allee. Allüberall im Stadtgebiet entstehen ja „Quartiers“ und „Höfe“, die „Flair“ vorgaukeln sollen, aber auch nicht mehr sind als nachverdichtende Bauklotzhäufchen. So gesehen ist Toulouser Allee bald in jedem Viertel.
4 Kommentare
Die Klötze wuchern auch andernorts, beispielsweise zwischen Oberkassel und Heerdt nahe des Dominikus-Krankenhauses oder zwischen Heerdt und Büderich. Nicht ganz so hoch wie in der Toulouser Allee, aber genauso seelenlos und eintönig.
Und nicht nur in Düsseldorf. „Hochwertiges Wohneigentum“ wuchert auch in Frankfurt. Dort haben sie inzwischen sogar teile von Offenbach entdeckt.
Ich muss ehrlich sagen, dass die die Meinung von dem Autor null teile – alle 3 Hochhäuser haben eine durchaus interessante Architektur. Besonders innen (und ich war schon in den ersten 2 Hochhäusern) ist es wirklich schön. Das ganze Areal hat meines Erachtens durch die Neubenbauung ungemein Mehrwert generiert. Es macht Düsseldorf mal wieder interessant anzusehen (was man vom Schlachthof definitiv nicht sagen konnte).
Ja, die Immobilien sind alle hochpreisen – was soll’s. Man kann von einer Stadt wie Düsseldorf (ähnlich wie Hamburg, München, Berlin, Köln, Stuttgart, Frankfurt, etc.) definitiv nicht erwarten günstige Sozialbauten in 1A Lage zu haben. Gibt es weitweit nicht – und ich bin froh, dass Düsseldorf nicht versucht ein Sozialheim in der Innenstadt umzusetzen.
Deswegen, alles richtig und weiter so – egal, was einzelne Autoren auch sagen…
@andré: Für diejenigen, die dort arbeiten, ist die Hausnummer 3 schon eIn großer Fortschritt gegenüber dem alten Domizil in der Schirmerstraße 71, gar keine Frage. Die Büroklötze stören mich auch weniger als das Wohnschachtel-Einerlei, das mich schon ermüdet, wenn ich da durchfahre. Vielleicht sehe ich das in ein paar Jahren aber auch in einem anderen Licht. Irgendwann hat ja auch der stalinistische Baustil in der Frankfurter Allee neue Freunde gefunden, ich kenne etliche Wessis, die es dort ganz grandios finden. 😉