Meinung · …mal ehrlich: Auch ihr seid doch Fußgänger, sogar täglich. Denn sonst kämt ihr ja gar nicht bis zu eurem Auto oder Fahrrad. Vielleicht wisst ihr aber nicht, dass es Menschen gibt, die aus verschiedenen Gründen weder einen Kraftwagen noch ein Zweirad benutzen können oder wollen. Die bewegen sich mit dem ÖPNV durch die Stadt und – viel wichtiger – zu Fuß! Betrachtet man die Hackordnung im Straßenverkehr wie er heutzutage immer noch real existiert, ist der Mensch per pedes das schwächste Glied in der Kette. Was ihr mit ihm anstellt, grenzt an Mobbing! [Lesezeit ca. 3 min]
Selbst die FDP hat das gemerkt und fordert für Düsseldorf einen Fußgängerbeauftragten. Da, so die führende Kooperation aus CDU und Grünen, renne man offene Türen ein. Okay, wenn der:die neue Fußgängerbeauftragte so hart durchgreift wie der amtierende Fahrradbeauftragte, dann bleibt es ungemütlich für die Menschen, die in der Stadt auf Schusters Rappen unterwegs sind.
Nun dient die Entdeckung des Fußgängers als Verkehrsteilnehmer in Wahrheit vor allem der Spaltung, denn – war ja klar – die Gemeinde der Wutautofahrer hat natürlich den:die böse:n, böse:n Radler:in als Fressfeind alle Flanierenden ausgemacht. Tatsächlich gilt seit einiger Zeit in Düssseldorf: Je schmaler der Gehweg, desto mehr und schneller brausen die Velos an einem vorbei, wenn man fußläufig unterwegs ist. Die Spitze der Eskalation stellen Lastenradbenutzer:innen dar, am besten die mit zwei Vorderrädern, die mit zwei Blagen im Kofferraum und Elektroantrieb über den Bürgersteig kariolen, obwohl es parallel eine zwei Meter breite Fahrradspur gibt – so gern zu beobachten an der Klever Straße.
Auch sonst haben es viele Radfahrer:innen nicht so mit den Verkehrsregeln und der Rücksichtnahme. Kann schon mal vorkommen, dass man als gehender Mensch an einer Fußgängerampel von einem Pulk Radler:innen blockiert wird. Und dann auch noch die vielen, vielen Fahrräder, die auf anarchistische Weise so auf den Gehwegen geparkt werden, dass Rollstuhlbenutzer:innen und Mütter mit Kinderwagen ihre liebe Mühe damit haben, dran vorbeizukommen. Mag daran liegen, dass eine gewisse Blase der festen Überzeugung ist, mit dem Radeln ihr Karmakonto aufzubessern, also moralisch überlegen zu sein.
Grinst nicht, ihr Autofahrer:innen! Ihr seid keinen Deut besser! Welche:r Fußgänger:in traut sich an einer Ampel gleich bei Grün loszugehen? Wo die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Kraftfahrarschloch noch bei Rot durchbrettert, inzwischen bei deutlich über 50 Prozent liegt? Was fällt euch eigentlich ein, eure lärmenden und/oder stinkenden Blechkisten einfach irgendwo abzuparken, sodass es uns Gehenden im Weg steht – an Überwegen zum Beispiel oder auch einfach mal auf dem Bürgersteig? Ja, ich schreibe „uns“, weil auch ich Fußgänger bin. Außerdem besitze und nutze ich ein Auto und ein Fahrrad und lege viele Strecken in der Stadt gern mit dem ÖPNV zurück. Tatsächlich aber schlendere ich am liebsten durch unser schönes Düsseldorf. Und das macht außerhalb von Parks und Fußgängerzonen zunehmend weniger Spaß.
Es gibt nur drei Möglichkeiten: Entweder ihr reißt euch mal zusammen und wendet ein Minimum an sozialem Verhalten auf oder der:die kommenden Fußgängerbeauftragte wird euch mit Knöllchen jagen, dass euch schwarz vor Augen wird; schließlich könnte auch passieren, dass wir Fußgänger:innen Banden bilden und uns militant zur Wehr setzen … und euch im Notfall ganz doll anbrüllen.