Heute krankheitsbedingt nur ein kurzer Bericht von diesem merkwürdigen Spiel.
Analyse · Irgendwann hatte die Expertenrunde in der leicht karnevalistisch angehauchten Retematäng aufgehört die vergebenen Chancen der glorreichen Fortuna zu zählen, da murmelte ein in Ehren ergrauter Fan: „Gleich fangen sie sich eins.“ Und tatsächlich fand sich nach einem Regensburger Freistoß die Kugel hinter Flo Kastenmeier in seinem Kasten. Es war die 39. Minute, und die Reaktionen der Anwesenden schwankten zwischen erstarrtem Entsetzen und blankem Frust. Bis jemand ziemlich laut rief: „War doch Abseits!“ Ja, genau: gefühlt stand die hale Jahn-Truppe bei der Vorlage zwischen Flo und dem letzten Fortuna-Mann. Uff. [Lesezeit ca. 6 min]
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Bis dahin hätten die Herren in den schwarzen Auswärtshemden schon den sprichwörtlichen Sack zubinden müssen. Denn über fast 40 Minuten war die Fortuna dem Gegner in jeder Hinsicht überlegen, schufen Tormöglichkeiten im 5-Minuten-Takt und hielten die Gastgeber praktisch aus der eigenen Hälfte raus. Sie standen ziemlich perfekt und stürmten variantenreich. Und das angesichts einer etwas schrägen Startaufstellung in einem 4-3-2-1, also mit Daniel Ginczek als einziger Spitze und Felix Klaus neben Khaled Narey als linkem Außenläufer. Außerdem bot Trainer Thioune anstelle von Chris Klarer wieder den frisch maskierten Andre Hoffmann sowie Ao Tanaka für Shinta Appelkamp auf.
Zu Beginn wirkte der Jahn deutlich verwirrter als die Fortuna. So hätte Daniel Ginczek in der 7. Minute bereits das 1:0 machen … ja, gut, können. Nicht ganz freu aufs Tor zulaufend, führte er den Ball am falschen Fuß, sodass ein gegnerischer Verteidiger ihn dann doch noch am Torschuss hindern konnte. In der Folge versuchten die Regensburger ihr mehr oder weniger bewährtes Muster zu spielen, also auf Konter zu lauern oder die Pille ab und an mal auf Verdacht lang nach vorne zu legen.
Im Mittelfeld waren die Rotweißen Chefs im Ring, was sich erneut in vielen Balleroberungen – sowohl im Zweikampf, als auch bei zweiten Bällen – äußerte. Das lief so lange höchst überzeugend wie sich Cello Sobottka und Kuba Piotrowski nicht von der aus unerklärlichen Gründen aufkommenden Hektik anstecken ließen. Wobei es leider Ao Tanaka war, der nicht selten für diese Hektik sorgte. In der Halbzeit sagte einer: „Hat der eigentlich schon ein richtig gutes Spiel für uns gemacht?“ – „Ja,“ antwortete ein andere Kenner, „die eine Halbzeit in seinem ersten Spiel für uns.“ Es ist merkwürdig, dass der junge Japaner so oft mit so gebremsten Schaum antritt.
Ihr Hauptaugenmerk hatten die Gastgeber auf Khaled Narey gelegt, der sich auf der rechten Seiten einer doppelten Bewachung erfreute, die er trotzdem mehrfach ausspielen konnte. Später ordnete Daniel Thioune die Rochade an, sodass der feine Khaled nun auf der linken Seite sein Glück versuchte, während Felix Klaus auf rechts rückte. Dem war großes Bemühen nicht abzusprechen, es haperte nur an der Wirkung. Leider konnte er auch seine fette Chance in der 14. Minute nicht eintüten. Und trotzdem kam der Ball ausgesprochen oft in den gegnerischen Sechzehner zu Ginczek, der aber als Spitze gar nicht so oft selbst schoss.
In der 15. Minute war es dann Hilfskäpt’n Cello, der die Führung auf dem Schlappen hatte und auch kein Schussglück hatte. Interessant zu beobachten waren die Rotationen des Mittelfeldtrios. Während ein Kollege einen tiefen Sechser gab, betätigten sich die beiden jeweils kreativ. Mal war es Cello, der kurz vor der Viererkette agierte, mal Ao – Kuba genoss seine Narrenfreiheit und ackerte überall und nirgends.
In der Innenverteidigung arbeiteten Andre Hoffmann und Jordy de Wijs klar und sicher. Der Holländer versuchte zunehmend, sich in den Angriff einzuschalten, was aber ohne größere Folgen blieb. Zimbo Zimmermann sieht immer gut aus, wenn er mit nach vorne geht und dort einen Doppelpasspartner hat – mit Narey geht das immer, mit Klaus gar nicht. Und dann ist da noch der dritte Neuling, von dem man kaum sagen kann, was man von ihm halten solle. So eine richtig große Hilfe ist er in der Offensive nicht, dafür lässt er auf seiner Defensivposition aber auch nichts anbrennen.
Es gab aber in den ersten 45 Minuten wenige Momente, in denen so etwas wie ein Angriffsbrand der Regensburger aufloderte. Die Statistik maß in der ersten Halbzeit lediglich drei Torschüsse, darunter auch den erwähnten Freistoß, der dank der VAR-Olme in Köln keinen Treffer ergab. In der 24. Minute dann die nächste ernsthafte Torchance. Warum das alles nicht in die Jahn-Bude ging? Eine Mischung aus unkonzentrierten Abschlüssen und ein bisschen Pech, könnte die Diagnose lauten.
Ab etwa der 30. Minute änderte sich die Situation auf dem linken F95-Flügel zunehmend, weil Narey immer öfter nach innen zog und Gavory die Außenbahn überließ, der dort auch ein paar nette Flanken schlug. Sehenswert – und dieses Mal wieder im Gegensatz zu den Partien unter Preußer -, dass die gegnerische Box nun fast immer mit mindestens drei Fortunen geladen war – dies die Ursache für die vielen Gelegenheiten.
Zur Pause stand es also 0:0, und die Anhängerschaft in der wunderbaren Kneipe an der Ratinger Mauer war so weit ganz zufrieden. Kein F95-Kicker – am ehesten noch Felix Klaus – wurde nennenswert kritisiert, und eigentlich waren sich alle Auguren einig, dass den Fortunen ein Tor reichen würde, in Regensburg drei Punkte abzupflücken. Pustekuchen, denn in der zweiten Halbzeit ging wenig bis gar nichts. Trainer Thioune analysierte nach dem Abpfiff recht zutreffend, dass es das zum Glück nicht gegebene Tor war, dass seine Buben ein wenig aus dem Tritt geraten ließ.
Die zweite Hälfte zerfahren zu nennen, wäre ein satte Untertreibung. Während der Jahn einigermaßen konfus auftrat, verloren die Fortunen den Schwung und die Konzentration der ersten Halbzeit. Irgendwie sinnbildlich die Slapstick-Szene in der 60. Minute, in der Narey bei einer Ecke wegrutscht und so den Standard versemmelt. Die Einwechslung von Kris Peterson für den schwachen Klaus brachte nichts, rein gar nichts. Dass in der 80. dann Emma Iyoha für Ginczek kam, war erfreulich, brachte aber nichts, rein gar nichts. Und spätestens ab der 85. Minute verfestigte sich der Eindruck Thioune und seine Kicker wollten das Remis einfach nur über die Runden bringen.
So ganz ratlos ließ euren schrecklich Ergebenen diese miese zweite Halbzeit nicht; er ist es ja gewohnt, dass die Männer mit dem F95 auf der Brust manchmal grundlos die Konzentration in der Kabine lassen. Sorgen macht ihm noch am ehesten, dass auch Trainer Thioune wie seinen Vorgängern kein Gegenmittel einfiel. Vielleicht sollte er sich in solchen Situation auch mal zu einem Systemwechsel entschließen, frühe Auswechslungen inklusive. Bei Licht betrachtet ist er dafür am noch nicht lange genug im Amt; es braucht Zeit bsi weitere Systeme so eingeübt sind, dass man im Laufe einer Partie dahin umstellen kann.
Der Ergebene, bekanntlich optimistischer Realist, betrachtet die Lage aber auch gern mal rein statistisch. Da stehen nun sieben Punkte aus drei Partien nach dem Trainerwechsel an sowie insgesamt vier gute bis sehr gute Halbzeiten in punkto spielerischer und kämpferischer Auftritte. Das macht Hoffnung, zumal es am kommenden Sonntag zum Heimspiel gegen die schwachen, glücklosen und zunehmend deprimierten Ingolstädter kommt. Das MUSS gewonnen werden, keine Frage…
[Hinweis: Wer Fehler jeglicher Art findet, ist herzlich eingeladen, den Ergebenen darauf aufmerksam zu machen; er bedankt sich im Voraus dafür und verspricht, dass er schnellstmöglich allfällige Korrekturen ausführt.]
Ein Kommentar
Ja richtig man sollte dem neuen Trainer auch etwas Zeit geben, den Kader und die Spieler besser kennen zu lernen. Der Jahn war ja sowas von schwach und verunsichert, in der ersten Hälfte hätten wir den Sieg einfahren müssen, die zweite Hälfte war dann sehr sehr schwach von uns. Warum wechselt dieser Trainer auch so spät??? Der schöne Felix … Aua … auch ein DT wird Felix Klaus nicht besser machen, hoffentlich kommt jetzt nicht auch noch Prib ins Team? Also ohne Narey geht gar nichts nach vorne.
Der Kader ist max. nur Mittelmaß in der 2. Liga.