Besonders wenn man sich der Einfahrt auf dem Vinckekanal in Duisburg-Ruhrort per Schiff vom Rhein aus nähert, fallen einem zwei imposante Bauwerke sofort ins Auge. Aber noch lange nicht jeder, der die gemauerten Türme mit den markanten, grün patinierten Kupferhauben sieht, weiß, um was es sich dabei handelt. Dabei sind die Ruhrorter Brückentürme so etwas wie Wahrzeichen dieser alten Hafenstadt. Um ein Haar hätte man diese Zeitzeugen im Zuge des Neubaus der Friedrich-Ebert-Brücke abgerissen, denn so richtig wussten die Stadtplaner mit den Türmen nichts anzufangen.
Dabei stehen diese mächtigen Baukörper in einer langen Tradition des Brückenbaus. Über Jahrhunderte setzte man Wach-, Wehr- und Zolltürme ans Ende einer Brücke – sofern diese eine Bedeutung für den Fernverkehr hatte. In Friedenszeiten dienten sie einerseits als markante Landmarken für Reisende, andererseits als Sperrwerke, an denen die Brückenmaut erhoben wurde. Das war auch bei diesen Brückentürmen, die zwischen 1904 und 1907 für die Rheinbrücke zwischen Ruhrort und Homberg errichtet wurden, der Fall. Neben dem praktischen Nutzen hatten diese Bauwerke aber – und das gilt in diesem Fall ganz besonders – auch eine ästhetische Funktion. Sie sollten die Öffnung der Stadt zur Brücke repräsentativ begleiten.
Säulengänge verbanden die Türme mit der Brücke. Eine geschwungene, doppelläufige Treppe führte zur tiefer gelegenen Fürst-Bismarck-Straße; an deren Ende lag der Brunnen mit dem legendären Ruhrorter Löwen. Auf beide Seiten gab es Anschlussbrücken für Fußgänger und Wagen. Was genau in den Türmen der später nach Admiral Scheer benannten Brücke untergebracht war, ist nicht überliefert. In den Erdgeschossen gab es Läden, im südlichen Turm eine Restauration.
Wie fast alle anderen Rheinbrücken in unserer Region wurde auch diese eindrucksvolle Kragträger-Brücke in Eisenfachwerk kurz vor Kriegsende von Pionieren der Wehrmacht gesprengt. Und zwar so gründlich, dass jeder Versuch, die Rest für eine provisorische Überführung zu nutzen, zum Scheitern verurteilt waren. Erst 1951 begannen die Arbeiten an der Hängebrücke, die heute Friedrich-Ebert-Brücke heißt und 1954 eröffnet wurde. Die mittlerweile sanierten Brückentürme, die ursprünglich an der Rampe der Brücke angebracht waren, stehen heute ein Stück landeinwärts und flankieren die L140.
In beiden Türmen werden Büros oder Räume zu gewerblichen Zwecken sowie Lagerräume und Stellplätze vermietet; wohnen kann man in den Brückentürmen leider nicht. Zwischenzeitlich stand der nördliche Turm gar zum Verkauf – für eine Million Euro.