Die Düsseldorfer werden sich wohl nie an diesen Namen gewöhnen. Schließlich haben sie sich auch nie an den offiziellen Namen gewöhnt: Rheinbrücke Düsseldorf-Neuss. Und auch zwölf Jahre nach der Umbenennung sagt am rechten Ufer niemand „Josef-Kardinal-Frings-Brücke„. Angeregt und durchgesetzt wurde dieser Name natürlich vom gut katholischen Neuss. Und auch wenn dieser langjährige Erzbischof von Köln in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg im Rheinland eine durchaus populäre Persönlichkeit war, verbindet die Düsseldorfer wenig mit ihm. Also sagt man immer noch „Ich fahre über die Südbrücke“ – und das gilt auch für die Mehrheit der Neusser. Gebaut wurde diese Stahlhohlkastenbrücke 1950/51; eröffnet wurde sie am 17. November 1951.
Nach der Fertigstellung war sie erst die zweite Brücke auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Dabei ersetzte sie die an dieser Stelle 1929 eröffnete Brücke für die Reichsstraße 1, die längste Ost-West-Verbindung Deutschlands, die von Aachen bis zur Nordgrenze Ostpreußens reichte. Und die verfügte schon, eine echte Innovation für die damalige Zeit, über Straßenbahngleise, sodass man bereits in den Dreißigerjahren mit der Straßenbahn von Düsseldorf nach Neuss fahren konnte. Zum Ende des zweiten Weltkriegs hatte die Führung des NS-Regimes eine Taktik der „verbrannten Erde“ ausgerufen, und so wurde die alte Südbrücke – wie Dutzende anderer Rheinbrücken auch – am 3. März 1945 von einer Einsatztruppe der Wehrmacht gesprengt; man wollte so den Vormarsch der alliierten Truppen aufhalten. Für den Fernverkehr auf der jetzt als B1 zur Bundesstraße gemachten Reichsstraße 1 war diese Brücke aber von erheblicher Bedeutung, sodass ein Neubau an alter Stelle höchste Priorität hatte. Zumal sie auch als Verbindung zwischen der links- und der rechtsrheinischen Autobahn wichtig wurde. Deshalb wurde die B1 in Düsseldorf mit dem Südring zum Werstener Kreuz weitergeführt. Da die Südbrücke nach der wachsenden Umzugsbewegung von Düsseldorfern in die niederrheinischen Örtchen zu einem der am stärksten genutzten Tore für Pendler wurde, war sie bis zum Bau der Fleher Brücke chronisch überlastet, ein echtes Nadelöhr. Aber die ausgesprochen robuste Konstruktion aus geschweißten Stahlkästen hat der enormen Belastung immer standgehalten, und durch die regelmäßige Wartung hat man die Südbrücke eigentlich immer in einem guten Zustand halten können. Zur Düsseldorfer Brückenfamilie zählt sie natürlich nicht – dafür fehlen ihr die Merkmale einer Schrägseilbrücke, und außerdem hat sie die falsche Farbe. Auch wenn es sich beim Anstrich nicht um das berühmte Kölner Brückengrün handelt, passt die Josef-Kardinal-Frings-Brücke doch eher nach Köln. Das mag auch der Grund sein, weshalb viele Düsseldorfer die Südbrücke eher Neuss zuordnen als ihrer Heimatstadt.Übrigens: In Sachen Brückenname bahnt sich eine Lösung an; immer mehr Neubürger nennen die Südbrücke nach den Initialen des Namensgebers schon JKF-Brücke. Das erinnert an JFK, also an die diversen John-F.-Kennedy-Brücken im In- und Ausland und gibt dem eher unspektakulären Bauwerk internationales Flair.