Man musste schon ziemlich mutig sein, 1930 ein neues Binnenschiff bauen zu lassen – mitten in die Ausläufer der Weltwirtschaftskrise und einer andauernden Rezession in Europa. Die Entscheider der N.V. Sleepschip in Rotterdam waren so mutig. Wie es dazu kam, dass die Veronia – so der Name des Schleppkahns – sofort in die Hände von Fritz Waibel aus Frankfurt am Main überging, ist nicht überliefert. Jedenfalls reihte sich die Veronia ein in die langen, langen Schleppzüge, die vor allem Kohle und Baustoffe auf dem Rhein und Main zwischen Frankfurt und Rotterdam transportierten. Mit 79,90 Metern Länge und einer Breite von 9,50 Metern ist die Veronia ein typisches Beispiel für die Bauform jener Zeit.

GMS Veronia um 1990 auf dem Rhein

GMS Veronia um 1990 auf dem Rhein

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wechselte Fritz Waibel nach Duisburg-Ruhrort, wo dann die Veronia auch gemeldet war. Wie schon öfters erzählt, begann nach dem Krieg das Ende der Schleppverbände. Immer mehr Schiffe wurden mit eigenen Maschinen ausgerüstet, weil selbstfahrende Frachter den Partikulieren natürlich mehr Einnahmen und Gewinn ermöglichten. So wurde auch aus dem ehemaligen Schleppkahn die GMS Veronia. Dass dieses schöne und perfekt gepflegte Schiff seinen Namen bis heute behalten hat, hat auch damit zu tun, dass es von der Indienststellung bis 1993 immer in der Familie blieb. Übrigens: In der legendären Fernsehserie „MS Franziska“ ist die Veronia in mehreren Folgen zu sehen.

GMS Veronia im Rothenseer Verbindungskanal (via schiffbilder.de)

GMS Veronia im Rothenseer Verbindungskanal (via schiffbilder.de)

Nach ihrem Verkauf landete die Veronia in Bremen bei der Stier GmbH&Co.KG und ging dann weiter nach Brake an der Unterweser in den Besitz der altehrwürdigen Binnenschifferfamilie Schultze. Heute fährt sie unter der DTG-Flagge, also der Deutschen Transport-Genossenschaft, in der sich beinahe alle noch aktiven deutschen Partikuliere zusammengetan haben. Zu sehen ist die GMS Veronia regelmäßig auf dem Rhein in unserer Region – ähnlich wie die wunderschöne MS San Antonio, die noch ein bisschen älter, aber ebenfalls seit Jahrzehnten im Familienbesitz ist.

[Bildnachweis: Titelbild – Jürgen Gesinn via binnenvaart.eu; Veronia im Rothenseer Verbindungskanal – Bodo Krakowsky via schiffbilder.de]

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