Nur ganz selten sieht man dieses ungewöhnliche Passagierschiff auf dem Rhein nördlich von Köln. Stationiert ist die mittlerweile legendäre MS Moby Dick nämlich in Bonn. Von dort aus fährt sie in der Saison hauptsächlich den romantischen Rhein bergwärts bis nach Königswinter und Linz. Aber auch in Köln kann man Bord gehen und die Strecke nach Süden genießen. Tatsächlich hat die wilde Geschichte um den weißen Belugawal, den die Medien „Moby Dick“ nannten und der von Mitte Mai bis Mitte Juni 1966 in unserer Region herumschwamm, die Familie Schmitz inspiriert, ihr Ausflugsboot im Stile eines Wals bauen zu lassen und MS Moby Dick zu taufen.
Seit 1930 betreibt diese Familie schon die Fähre zwischen Bonn und Beuel – aktuell ist es die „Rheinnixe„, die in der Saison alle 15 Minuten hin und her pendelt. Nach einigen Überlegungen gaben die Schmitzens dann in den Siebzigerjahren den Bau ihres Ausflugsschiffs bei der Schmidt-Werft in Oberwinter in Auftrag; 1976 wurde der Vergnügungsdampfer in Dienst gestellt, ist also nun schon über 40 Jahre auf dem Rhein unterwegs – vor allem in der Passage, die bei Rheinschiffern „das Gebirge“ heißt. Selbst die Anlagestelle „Am Alten Zoll“ am Bonner Brassertufer ist schon seit damals das Zuhause des stählernen Wals. Immerhin fast 500 Passagiere können auf dem 45 Meter langen Schiff maximal mitfahren, die Breite liegt bei knapp 11,20, der Tiefgang erreicht 1,10 Meter. Drei MAN-Dieselmaschinen mit je 200 PS, die einen Festpropeller und zwei Schottel-Ruderpropeller antreiben. Im Salon auf dem Hauptdeck finden maximal 230 Menschen Platz; hier gibt es einen abtrennbaren zweiten Salon und eine Bühne. Auf dem Freideck können höchstens 200 Gäste den Ausblick auf den Strom und die Ufer genießen. Das Schiff verfügt zwar über eine Behindertentoilette, ist aber nicht barrierefrei und nur sehr eingeschränkt für Rollstuhlfahrer geeignet. Außer den Linienfahrten während der Saison bietet die Bonner Fähr- und Fahrgastschiffahrt GmbH & Co. KG eine breite Palette an Sonderfahrten auf der Moby Dick an. So kann man von Bonn oder Köln aus die Feuerwerke „Rhein in Flammen“ bei Bonn und Koblenz sowie die „Kölner Lichter“ vom Schiff aus erleben, an Bord Silvester feiern oder gemütliche Adventsfahrten buchen. Hinzu kommen verschiedene Dinner- und Schlagerfahrten sowie Fahrten rund um kulinarische Themen. Die Anwohner zwischen Köln und Linz haben sich natürlich schon lange an den Anblick des Walfisch-Schiffs gewöhnt; wenn es aber einmal jenseits seines angestammten Reviers auftaucht, erregt es immer noch Aufsehen. Übrigens: Es gibt in Deutschland ein zweites Binnenpassagierschiff, das den Namen „Moby Dick“ trägt, aber weder von der Konstruktion, noch vom Design her mit dem Wal auf dem Rhein verwandt ist; es fährt auf den Berliner Gewässern.[Alle Fotos: Bonner Fähr- und Fahrgastschiffahrt GmbH & Co. KG]