Es gibt Plätze, die sind so schön, dass man sie eigentlich nicht verraten möchte aus Angst, zu großer Andrang könne ihre Magie zerstören. Möglich, dass dieser Biergarten, der irgendwie keiner ist, dazu zählt. Andererseits ist das, ähem, Ambiente zu speziell und der Ort doch einigermaßen abgelegen, sodass wir es einfach riskieren wollen. Natürlich ist „Arschlöksken“ nicht der offizielle Namen dieser – ja, was? – Gartenwirtschaft zwischen Düsseldorf-Wittlaer und Duisburg-Mündelheim. Selbst das „R“ hat sich über die Jahre in diesen Spitznamen geschlichen, denn der Legende nach heißt die Stelle im Rhein unterhalb des Deichs immer schon „Aschlöksken“, weil es hier einen Steiger für das Laden von Kohle gab; und da war es hier immer so staubig vor Asche.

Wie auch immer: Tatsächlich handelt es sich um die „Gartenwirtschaft Schwenke“, eine herrlich angeranzte Lokalität, die bei schönem Wetter Abend für Abend die Menschen anzieht, die vom Deich aus über den Strom blicken und bestenfalls einen prächtigen Sonnuntergang genießen wollen. Vom Rosspfad aus, der aus Wittlaer heraus hierher führt, biegt man kurz vor dem Wasserwerk Bockum zwischen dicken Hecken links ein und – steht im Dunkeln. Denn von hier bis zum besagten Deich ist alles dicht bewachsen. Links parken die Fahrräder und ein Stück weiter führt ein Durchgang in ein lichtarmes Gebäude. Dort findet sich der Ausschank. Im Klartext: Hier gibt’s Bier in Flaschen und Bockwurst – wenn noch welche da sind. Also kauft man seine Pulle und geht ein paar Schritte in den eigentlichen Biergarten.

Still auf dem Deich

Der besteht aus ein paar müden Tischen, ein paar Dutzend weißer Plastikgartenstühle und vor allem einem Gebirge aus Getränkekästen. Nun kann man sich dort niederlassen und sein Getränk genießen oder sich einen Stuhl schnappen, um sich oben auf dem Deich einen Platz zu sichern. Die leeren Flaschen deponiert man in den bereitgestellten Kästen. Oben ist es still. Man hört die Maschinen der vorbeifahrenden Binnenschiffe, das Plätschern des Flusses, und im Frühling und Sommer singen die Vögel auf den angrenzenden Wiesen einem ihre Lieder. Viel geredet wird hier nicht. Dafür ist der Ausblick auch zu schön, und kommentieren muss man den nicht.

Google-Map: Arschlöksken

Google-Map: Arschlöksken

Die allermeisten Gäste kommen mit dem Rad. Schließlich liegt das Arschlöksken prinzipiell an einem Radweg, der sich aus dem Süden Düsseldorfs kommend immer am Rhein entlang bis nach Duisburg schlängelt. Allerdings benutzt man das letzte Stück ab Wittlaer, nun ja, illegal. Denn oberhalb liegt das Wasserschutzgebiet, das zum Wasserwerk Bockum gehört – übrigens ein Kuriosum mit historischem Tiefgang: Die Anlage gehört den Stadtwerken Duisburg, liegt aber größtenteils auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Grund dafür sind diverse Eingemeindungen der beiden Großstädte und die damit verbundenen Grenzziehungen.

Viele Stammgäste

So richtig hip und cool war und ist die Gartenwirtschaft Schwenke nicht, eher etwas für Stammgäste. Denen dient das Arschlöksken als eine Art Wasserloch, wie es das Großwild im afrikanischen Busch nutzt: Man löscht den Durst und redet mit den anderen, die auch oft oder immer da sind, über dies und das. Hat man sein Bierchen intus, schwingt man sich wieder auf den Sattel und strampelt heim. Es soll solche Kunden geben, die das schon seit mehr als 40 Jahren so handhaben. Natürlich kann man auch stundenlang oben am Deich auf seinem Gartenstuhl hocken und über die Welt und das Leben im Allgemeinen sinnieren – es wird einen niemand dabei stören. Aufstehen muss man dann nur für den Getränkenachschub oder das daraus resultierende menschliche Bedürfnis.

Wer nicht mit dem Rad in dieser Gegend unterwegs ist und dem Arschlöksken trotzdem einen Besuch abstatten möchte, der möge sich bitte gleich aus dem Kopf schlagen, mit dem Pkw anzureisen. Unmittelbar am Eingang zur Gartenwirtschaft gibt es keine legalen Parkplätze, und wer meint, seinen Karren in einer der Wohnstraßen Wittlaers abstellen zu müssen, macht sich mindestens unbeliebt. Immerhin erreicht man diesen schönen Ort von Düsseldorf aus ganz gut mit dem ÖPNV. Die Buslinie 760 hat am Rosspfad, da wo er von der Bockumer Straße abzweigt, ihre Endhaltestelle. Der 760er kommt vom S-Bahnhof Unterrath, umkreist den Flughafen, um dann Kaiserswerth, Kalkum, Einbrungen und eben Wittlaer anzufahren. Man kann natürlich auch mit der U79 aus Duisburg oder Düsseldorf aus bis zur Haltestelle Wittlaer fahren. Der Fußweg bis zum Arschlöksken dauert eine knappe halbe Stunde.

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