Bericht · Um ehrlich zu sein: Wo genau das wunderbare Restaurant Wolfsschlucht existierte und was wann mit ihm geschehen ist, weiß ich nicht. Nach den spärlichen Angaben, die man so findet, wird es am Bismarckweg oberhalb des Staufenplatzes bzw. der Ludenberger Straße gewesen sein, ungefähr da, wo heute so ein modernistischer Appartementkomplex steht. Überhaupt ist es erstaunlich, wie wenig Informationen zu diesem historischen Ort zu finden sind, der über mehrere Jahrzehnte ein beliebter Ausflugsort der Düsseldorfer im Grafenberger Wald war. [Lesezeit ca. 3 min]
Historisch war die Wolfsschlucht in vielerlei Hinsicht. 1948 übernahm der Bäcker und Konditor Heinz Stockheim das Ausflugslokal, über dessen Vorkriegsgeschichte nichts bekannt ist, und machte es mit viel Fleiß und Geschick zu einem Ort für die Wohlhabenden und Wichtigen im Düsseldorfer der ersten Nachkriegsjahre. So wurde die Wolfsschlucht zum Ausgangspunkt einer erstaunlichen Erfolgsgeschichte, die das Unternehmen Stockheim zu einem Giganten der Catering-Gastronomie machte; einer Geschichte, die im Zuge einer langen Insolvenz in Eigenregie zu einer dramatischen Schrumpfung führte.
Wie gesagt: In der Wolfsschlucht verkehrte in den Fünfziger- und Sechzigerjahren die Prominenz aus Politik und Wirtschaft. So versammelte sich die Führung der CDU im Januar 1957 zu einer Klausurtagung in diesem Restaurant mit seinem großen Saal, in dem ansonsten jährlich Karnevalsveranstaltungen stattfanden, und Rainer Barzel schlug nach dem enttäuschen Wahlergebnis von 1956 eine härtere Gangart gegenüber der SPD vor, was unter anderem die Zustimmung von Bundeskanzler Konrad Adenauer fand. Etliche Branchen- und Wirtschaftsverbände hielten hier ihre Kongresse ab, und selbst der Schah von Persien war in der Wolfsschlucht zu Gast.
Eine besondere Rolle nimmt das Restaurant Wolfsschlucht in der Geschichte der japanischen Gemeinde Düsseldorfs ein. In den frühen Fünfzigerjahren suchte die japanische Wirtschaft Partner für den Wiederaufbau und die industrielle Entwicklung des Landes. Einige Unternehmer erinnerten sich an die Kooperationen mit der deutschen Stahlindustrie und so rückte Düsseldorf als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ in den Fokus. Im Dezember 1955 wurde das erste japanische Unternehmen ins hiesige Handelsregister eingetragen. Als sich dann mehrere Firmen aus dem Land der aufgehenden Sonne hier angesiedelt hatten, wurde die Wolfsschlucht über mehr als 20 Jahre zum Standort für regelmäßige Treffen der Vertreter dieser Unternehmen.
Wie gesagt: Über dieses legendäre Restaurant, das mit seinem Garten auch als Ausflugslokal im Grafenberger Wald fungierte, ist erschreckend wenig bekannt. Wir würden uns sehr über Geschichten, Informationen und Hinweise über die Wolfsschlucht aus den Kreisen unserer Leser:innen freuen. Nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion oder schreiben Sie uns per Mail an kontakt@the-duesseldorfer.de.