Analyse · Als Ihr/euer höchst ergebene F95-Betrachter gestern die obligatorische Trainer-Pressekonferenz digital verfolgte, fiel ihm endlich ein, an wen ihn Coach Preußer erinnert: An einen jungen, unerfahrenen Lehrer, der die Herzen der Schüler mit Freundlichkeit gewinnen will, von denen aber nicht so ganz für voll genommen wird. Auch in der Schule ist das zunächst nichts Negatives und spricht weder gegen den Pauker noch die Schüler – es ist manchmal einfach wie es ist. In der erwähnten PK kam es dem Ergebenen nun so vor als hätte der Lehrer gesagt: „So, nun ziehen wir andere Saiten auf! Hefte raus, Klassenarbeit!“ Eine leichte, überschaubare Aufgabe soll es sein, aber bei der Beurteilung wird die volle Härte angewandt. [Lesezeit ca. 4 min]

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Bewundernswert übrigens wie Christian Preußer auf die immergleichen doofen und Suggestivfragen der zugeschalteten Spochtrepochter antwortet. Und wenn dann ein Kollege dem Trainer stereotype Antworten vorhält, dann sollte der sich mal fragen, ob seine Fragen nicht noch ein wenig stereotyper sind. Da gab es dann schon einen kleinen öffentlichen Clash zwischen Preußer und dieser einen schreibenden Krawallschachtel… Aber, das Lächeln, das sitzt bei Herrn P.

Der Spielplan

Auch nach mehrfachem Insistieren war der Chefcoach immer noch nicht bereit, seinen Matchplan für die Partie gegen den Glubb öffentlich zu enthüllen. Mehrfach kleidete er diese Weigerung in freundliche Worte bis ihm für seine Verhältnisse der Kragen platzte und er seine gefühlt 48. Antwort mit dem harschen „Sie werden doch nicht erwarten, dass…“ einleitete. In Preußer-Kategorien schon fast ein Gefühlsausbruch. Auch das erinnert an einen noch recht grünen Lehrer, der sich den Respekt noch erarbeiten muss.

Manchmal blitzt sie in seinen Augenwinkeln auf, die Angst zu versagen und von der Schule zu fliegen. Dabei habt ihm die Leitung des Instituts ja bisher immer noch den Rücken gestärkt, wohl wissend, dass es an den fachlichen Qualitäten nicht mangelt, aber der Jungpauker auf dem Gebiet der Pädagogik noch eher theoretisch unterwegs ist. Und nun kündigt er einen Test an: Die Begegnung gegen den 1. FCN soll unter dem Motto stehen: Balleroberung und Ballbehauptung – also die bekannte dicken Bs, die der Ergebene schon seit Langem als zentrale Aufgaben einer Profimannschaft sieht.

Dann hat Herr Preußer noch ein bisschen über Räume und Linien philosophiert, auch das Pressing erwähnt. Und das war’s dann auch schon fast. Weil er mehrfach das tolle Spiel in Darmstadt erwähnt hat, kam auch die Einstellung der Kicker zu ihren Aufgaben zur Sprache. Da kam dann eine gewisse Schärfe in die Preußer’sche Freundlichkeit. Übungsleiter alter Schule hätten an dieser Stelle vielleicht vom gewünschten Aufreißen des Arsches geredet oder vom In-den-Hintern-Treten; etwas, was sich viele altgediente Fußballanhänger ja immer so wünschen. So ist er aber nicht, der liebe Christian P. Der spricht dann recht nüchtern davon, dass die Bande zweikampfintensiver werden muss.

Das System und die Startaufstellung

Manchmal bringt der Ergebene seinen Aufstellungsvorschlag früher, manchmal die Sportleute von RP online. Dieses Mal ist ihm der hochgeschätzte Kollege Bernd Jolitz zuvorgekommen, und dessen „So würde unser Fortuna-Reporter aufstellen“ deckt sich zu 100 Prozent mit dem, was Ihr/euer in Freude ergebener F95-Beschreiber sich gedacht und im Geiste vorformuliert hat.

So sollte das 3-5-2 gegen Nünrberg aussehen

Das gab es in den letzten Jahren selten, spricht aber dafür, dass Preußer und Co-Trainer Stefes nicht mehr so arg viele Alternativen haben, was die Systematik und das Personal angeht. Wichtig könnte die Rückkehr von Andre Hoffmann werden, der den Kollegen schon mal den Marsch bläst, wenn die sich einlullen. Die Anwesenheit von Zimbo Zimmermann, der bei einer Dreierkette eine Linie vorrückt könnte mental positive Auswirkungen auf den Rest haben. Es wäre so schön, könnte man das endlich mal von Cello Sobottka sagen, aber der wird in diesem Fußballerleben kein Führungsspieler mehr. Leider hat auch Shinta Appelkamp, das vielleicht größte F95-Talent der letzten 20 Jahre, nicht das Zeug zum Leitwolf. Wenn er aber zentral im offensiven Mittelfeld die Narrenfreiheit bekommt, die er braucht, wird er schnell zum Unterschiedsspieler.

Nach seinem guten Einstand kann Nicolas Gavory als linker Außenläufer in der Fünferkette erneut beweisen, dass seine Verpflichtung ein Glücksgriff war. Dann hoffen alle Fortuna-Freund:innen, dass Khaled Narey mal wieder einen Sahnetag hat. Davon könnte neben Rouwen Hennings, diesem Knipser alter Schule, Robert Bozenik vielleicht doch mal zeigen, dass er als moderne Sturmspitze in einem ihm passenden System Großes leisten kann (wenn nicht, dürfte er noch im zurzeit offenen Transferfenster wieder weg sein).

Der Tipp

Der Bauch des Ergebenen hat mit lautem Knurren den Kopf zum Schweigen gebracht und gefordert, er solle ein sauberes 3:1 für die glorreiche Fortuna vorhersagen. Das F95-Herz hat dazu heftig genickt und der Kopf sich selbst geschüttelt.

6 Kommentare

  1. Ganz klar. Ein Sieg muss her. Egal wie.
    Statt Zimmermann hätte ich dann aber doch gerne Tanaka.
    Spielverständnis, Technik und vernünftiges Paßspiel sind bei ihm ja eigentlich da.
    Er kann nur (noch nicht) eine Mannschaft tragen.
    Trotzdem hätte ich ihn – gerade fürs „Umschaltspiel“ – gerne in der Startelf.

    Und zur schreibenden Zunft – da hast Du eigentlich in jeder Stadt einen, der in einer Spochtredaktion rumurmelt.
    Und jeder weiß: Der giann nix. Gaaaaaar nix.
    In Grundschulnähe hätten sie ihn schon längst wegen Buchstabenbelästigung dran gekriegt.
    Vielleicht gibt sich das ja, wenn er – sagen wir 1895 mal – einen Besinnungsaufsatz über einen umkippenden Sack Reis schreiben musste.

    • Vom Ansatz her kann ich Deine Argumentation für Tanaka verstehen. Meiner Meinung nach fehlt es ihm aber noch an Körperlichkeit, um sich in der Liga behaupten zu können. Seine Zweikämpfe gehen meist gegen ihn aus. Ich hätte gerne, auch wenn die Zeit für Experimente vorbei ist, Nedelcu mal in seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld gesehen, bevor er abgegeben wird. Er wirkt robuster und ist kopfballstärker und kann mit dem Ball auch einiges mehr anfangen, als z.B. Zimmermann.
      Du hast Recht: Ein Sieg muss her, egal wie! Aber in Sachen Preusser wird wohl nur ein Sieg mit einer überzeugenden Leistung zählen und kein Zittersieg. Schade, dass die Mannschaft bisher so selten seine Art Fußball zu spielen umgesetzt hat.

  2. Monheimer am

    Die Aufstellung ist schon interessant. Würde Hoffman als Stabilisator auf die 6er Position setzen. Gavory in die Dreikette und Emma auf Linksaußen.

    Wenn alle endlich ihren Job machen werden wir siegen.

    95 ole ( auch mein Kopf schüttelt sich )

  3. MagierTom am

    Fortunas Pressekonferenzen…. da sind die inhaltlichen Fragen der Journalisten Woche für Woche überschaubar. Da verstehe ich Herrn Preusser gut. Trotzdem … wenn Preusser in dieser Art und Weise auch in der Kabine zu den Spielern spricht, dann wundert mich die Leistung auf dem Platz auch nicht mehr (er soll mal bei Baumgart in die Schule gehen, der lebt das mit Haut und Haaren und das merken die Spieler auch).
    Kann mir beim besten Willen heute Abend keine besondere Leistungssteigerung vorstellen.

  4. Um 20.20 Uhr

    wird der Bauch des Ergebenen sich schütteln,
    der Kopf knurren,
    das Herz hat ausgenickt und

    der Rest wird Schweigen sein.