Reden wir nicht lange drumherum: Diese Partie MUSS mit einem Heimsieg enden, sonst kann sich die Fortuna aus der Spitzengruppe der Zweiten Liga verabschieden.
Analyse · Eine Gemeinsamkeit teilen sich die Sportvorstände der Fortuna und des Clubs: Klaus Allofs und Dieter Hecking waren selbst Profifußballer. Während Hecking aber in zwanzig Jahren als Trainer immer mal einigermaßen erfolgreich war, ging Allofs‘ Ausflug als Coach der Fortunen 1998/99 voll in die Hose. Dafür kann „unser Kläuschen“ aber auf eine lange erfolgreiche Karriere als Manager zurückblicken, während Dieter Hecking beim FCN noch nicht wirklich was gerissen hat. Wieder steht der Club mit dem Rücken zur Wand. Wieder musste er den Trainer auswechseln, und ob Markus Weinzierl, dessen Laufbahn als Coach auch nicht mit Lorbeeren bekränzt ist, die Truppe nach oben bringen kann, ist fraglich. [Lesezeit ca. 4 min]
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Denn dieser große Traditionsverein aus Franken steht nach fünf Niederlagen in den letzten sieben Spielen mit nur 10 Punkten auf dem 16. Platz. Nur 10 Punkte? Vorsicht! Der Abstand der Fortunen auf den morgigen Gegner beträgt nur sieben Punkte, ist also genauso groß wie die Distanz auf Darmstadt als Tabellenzweiter. Und mal ganz brutal ausgedrückt: Mit der ersten Heimniederlage könnte F95 bis auf den 10. Rang nach unten durchgereicht werden. In diesem Fall würde der Baum – zumindest bei der rotweißen Anhängerschaft – brennen.
Ob dann der Verweis auf die Verletztenliste als Erklärung und Entschuldigung ausreicht, ist fraglich. „Trainer raus!“-Rufe wären zwar nicht zu erwarten, aber ganz sicher kämen Forderungen nach Verstärkungen in Form „guter Spieler“ auf. Und das ist das Letzte, was Klaus Allofs und Christian Weber jetzt gebrauchen können.
Der Spielplan:
Wohlgemerkt: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rotweißen gegen die Glubberer Punkte auf heimischem Rasen lassen, ist nicht sehr groß. Im Grunde kann der Spielplan daher nur lauten: Macht es wie gegen Bielefeld, Rostock und Regensburg. Wobei Trainer Thioune auch schon unterschwellig hat durchblicken lassen, dass Schönspielen nicht reicht, dass wieder und wieder die Balleroberung Schlüssel zum Sieg sein wird. Dabei hat es zu Hause mit der kämpferischen Einstellung ohnehin fast immer gut ausgesehen.
Leider hängt die offensive Durchschlagskraft momentan viel zu sehr von der mentalen Verfassung einzelner Akteure ab. Die wiederum können die Trainer durch Feintuning der Spieltaktik beeinflussen. Es geht, auch das betont Thioune ein ums andere Mal, um die Räume, in denen zum Beispiel ein Shinta Appelkamp seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Kriegt er die durch seine Kollegen nicht freigeräumt, bleibt er mehr oder weniger wirkungslos. Und wenn Shinta nicht kann, was er eigentlich kann, hängt Dawid Kownacki in der Luft; besonders, wenn Felix Klaus einen weniger guten Tag gezogen hat.
Immerhin ist auf die Viererkette auch dann Verlass, wenn die Innenverteidigung aus Chris Klarer und Tim Oberdorf besteht. „Auch dann“? Über alles gerechnet ist diese Innenverteidigung stabiler als die im Prinzip bevorzugte Kombi aus Andre Hoffmann und Jordy de Wijs – das belegt auch die Statustik. Nun erfüllt Hoffmann als Kapitän ja auch die Rolle eines Mentalanführers; je öfter Klarer aber spielt, desto mehr übernimmt er auch diese Rolle – vor allem mit dem mittlerweile geradezu erschreckend abgebrühten Kollegen Oberdorf.
Die Sache mit den Räumen hat viel mit den beiden Vertikalschienen auf den Flügel zu tun. Werden Zimbo Zimmermann und Michal Karbownik vom Gegner ständig ins defensive Tun gezwungen, hängen ihre Vorderleute in der Luft und kommen seltener in die Nähe des gegnerischen Sechzehners. Und das führt auch dazu, dass Kownacki als einzige Spitze in der Luft hängt. Wäre der Ergebene Trainer der Nürnberger, würde er genau an dieser Stelle ansetzen und möglichst viel Druck auf den eigenen Flügeln entwickeln lassen, um Zimmermann und Karbownik aus dem Angrifsspiel herauszuhalten.
Das zu verhindern ist die Aufgabe des nicht immer so magischen Dreiecks im Mittelfeld, also nach Lage der Dinge dem Trio aus Cello Sobottka, Ao Tanaka und Shinta Appelkamp, wobei es die Hauptaufgabe von Sobottka als echtem Sechser und Tanaka als Box-to-Box-Spieler sein muss, das Mittelfeld über die ganze Breite zu kontrollieren, um den Nürnbergern das Flügelspiel zu erschweren. Das alles hat prinzipiell in den bisherigen Heimspielen mit wechselndem Personal sehr gut geklappt.
Das System und die Aufstellung: Erneut alternativlos
Nun hat’s auch Jorrit Hendrix erwischt. Damit geht dem Mittelfeld ein wenig kreative Power verloren. Aber wie schon in der vergangenen Woche gesagt: Dafür bietet Cello Sobottka gewisse Torschützenqualitäten. Insgesamt wird sich bei der Startaufstellung – da ist sich euer zutiefst ergebener Analyst sicher – nur an dieser Stelle etwas ändern:
Spannend wird es auf der Bank. Daniel Thioune hat auf der Pressekonferenz verlauten lassen, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit Rouwen Hennings und Nicolas Gavory in den Kader zurückkehren werden und möglicherweise Spielzeit bekommen. Im Fall von Rouwen riecht das nach einer Einwechslung so um die 75. Minute. Die würde vermutlich zu einer Systemumstellung führen und nur Sinn machen, wenn die Burschen in Rot bis dahin noch nicht deutlich führen. Denkbar wäre dann die Installation einer Doppelspitze – eher mit Emma Iyoha und Hennings als mit Kownacki, der insgesamt ein bisschen Schonung vertragen könnte. Ansonsten wird der Kader bestimmt wieder mit den bekannten Youngstern aufgefüllt sein. Könnte gut sein, dass dann auch Daniel Bunk mal ran darf; der ist ja schließlich schon Mitglied im Profikader.
Der Tipp
Bauch, Herz und Kopf sind sich einig und prophezeien einen erneuten Heimsieg. Während der Bauch einen schmutzigen Sieg in letzter Minute im Urin hat, sieht der Kopf einen ähnlichen Spielverlauf wie gegen Bielefeld, allerdings nicht mit vier Buden. Das Herz dagegen träumt davon, dass die F95-Klatsche für den Club sogar noch höher ausfällt. So isses eben, das Herz eines Fortuna-Verrückten…