Wenn so viele Spieler eines Gegners verletzt sind, nützen alle Videoanlaysen nicht – Trainer, setzt auf den V-Effekt!
Analyse · Komische Situation für unsere Coaches. Da konnten sie wochenlang bei der Kickerauswahl aus dem Vollen schöpfen, jetzt fehlen plötzlich bis zu neun Stammspieler. Hört sich schrecklich an. Aber jede Krise bietet auch Chancen. In diesem Fall macht es die Verletztensituation den Rostockern schwer sich auf die glorreiche Fortuna einzustellen. Das könnten Thioune & Co. durch eine ungewöhnliche Startaufstellung nutzen. [Lesezeit ca. 3 min]
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Hansa Rostock kann mit der bisherigen Saison nicht wirklich zufrieden sein, zu unterschiedlich fielen die Leistungen und Ergebnisse aus. Neben einem Auswärtssieg beim HSV und einem symbolträchtigen 2:0 gegen St. Pauli sowie einem Heimsieg gegen Bielefeld stehen eben doch vier Niederlagen, von denen eine unglücklich zustande kam. Unübersehbar die Offensivschwäche; lediglich fünf Buden konnten die Hanseaten in den bisherigen sieben Spieltagen zimmern. Dafür liegen sie mit 22 Gelben Karten ganz weit vorn. Und wenn man sich die Ausschnitte ihrer bisherigen Partien anschaut, dann glänzen die Rostocker vor allem durch Uneinheitlichkeit.
Der Spielplan: Alles über die Flügel!
Wie gesagt: Der Schlüssel zum Erfolg könnte sein, dass Hansa bei Anpfiff eine Fortuna mit unerwarteter taktischer Grundordnung und ebenso unerwartetem Personal gegenübersteht, die dann auch noch völlig anders an die Sache rangeht als in allen Spielen zuvor. Da wird die Videoanalyse zur Makulatur, da müssen Trainer und Spieler anfangen zu denken. Und das bindet Energie. Besonders wenn die Roten von Beginn an massiv offensiv, und zwar über die Flügel antreten. Dazu einen echten Zehner, der die Außenläufer bedient, und einen Box-to-Box-Renner, der für die Diagonalpässe zuständig ist.
Also ganz anders als bisher. Das Risiko gegen eine offensiv schwache Mannschaft wie Hansa ist überschaubar, zumal die es mit einer zwar jungen, aber doch schon erfahrenen Viererkette zu tun kriegt. Das Ziel der Fortunen muss sein, sehr schnell und dynamisch an die Sache heranzugehen und sich das doofe Hinternrum-Spielen zu klemmen. Das Schema sollte lauten: Ball von hinten weit und hoch auf den Zehner oder die Außenläufer. Und dann zackig in den Sechzehner, wo die einzige Spitze, der jeweils zweite Flügelmann sowie mindestens der Achter sich aufhalten. Überrennen, müsste die Devise lauten.
Das System und die Aufstellung: Unerwartetes Personal
Die Verwirrung des Gegners könnte schon damit beginnen, dass F95 zum ersten Mal in der Saison mit nur einer Spitze spielt, nämlich Dawid Kownacki. Da nicht klar ist, wie lange der nach seinem Schnupfen durchhält, steht Emma Iyoha jederzeit als Austausch zur Verfügung und dürfte spätestens zur 60. Minute kommen. Auch die umgekehrte zeitliche Reihenfolge ist denkbar. Die zweite Überraschung des Abends: Nana Ampomah startet auf Linksaußen! Damit rechnet niemand. Und weil es in dieser Grundordnung zwei Außenläufer sein müssen, tritt Felix Klaus wieder auf der rechten Seite an.
Wie schon angedeutet, ergibt das alles ein 4-2-3-1. In der Viererkette sind mangels Alternativen Chris Klarer und Tim Oberdorf innen sowie Zimbo Zimmermann auf der rechten Seite gesetzt. Michal Karbownik von Beginn an als linken AV einzusetzen, ist ein bisschen gewagt, aber beinahe alternativlos. Und so kriegen wir mal wieder das magische Dreieck mit Cello Sobottka als einzigem Sechser, Ao Tanaka (das Geburtstagskind!) als Achter und Shinta Appelkamp als Zehner.
Ein wenig dürften Spielplan, System und Aufstellung auch als Charaktertest für das Trainerteam betrachtet werden, weil die drei Faktoren deutliche Indizien für den Mut der drei Männer an der Seitenlinie darstellen. Denn mit den zur Verfügung stehenden Fußballern – drei Burschen aus der Zwoten inklusive – sind auch äußerst konservative Varianten denkbar. Eine davon, nämlich die mit Dawid Kownacki UND Emma Iyoha als Doppelspitze, hält der Ergebene für die am wenigsten geeignete. Shinta Appelkamp mangels Außenstürmer wieder mal auf den rechten Flügel zu stellen, ist auch nicht besser. Dann doch noch eher Emma als Außenstürmer…
Der Tipp
Wenn sich der Kopf des Ergebenen die ganze Sache in Ruhe anschaut, kommt er zu dem Ergebnis, dass die glorreiche Fortuna mit einem knappen 1:0 gewinnen wird. Der Bauch hat ein ungutes Gefühl und tippt auf ein schmuddeliges Remis. Das Herz aber glaubt fest daran, dass die roten Burschen aus dem Mangel einen Vorteil schlagen und deutlich gewinnen.