Bericht · Die großen Städte der Bundesrepublik handhaben die Verleihung der Ehrenbürgerschaft durchaus unterschiedlich. Daraus resultieren auch extrem unterschiedliche Längen der Listen. Sind des in München deutlich über 50, kommen Städte wie Frankfurt, Dortmund und eben auch Düsseldorf auf unter 30. Allerdings erst, seitdem erst 2004 einem gewissen A. Hitler nach einem Bürgerbegehren(!) diese Würde entzogen wurde – bei Göring und dem Oberrassisten Rosenberg war man 1946 schon in der Lage, den Schnitt zu vollziehen. [Lesezeit ca. 4 min]
Wenn man die Listen verschiedener Städte vergleicht, lassen sich prima Rückschlüsse auf den jeweiligen Ortscharakter ziehen. Während woanders neben den obligatorischen Feldherren des Kaiserreichs vor allem Industrieführer und die üblichen Verdächtigen (Heuss, Scheel, Kohl) ausgezeichnet wurden, stehen in Düsseldorf einige Persönlichkeiten rund um die bildende Kunst auf der Liste. Dazu die großen Gründer (2x Henkel, Lueg, Schulhoff) und wichtige Ex-Oberbürgermeister.
Na, schon gespannt auf den Beitrag? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn The Düsseldorfer versteckt sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen. Durch ein Abo oder den Kauf einer einmaligen Lesebeteiligung. Wir würden uns sehr freuen.
Übrigens: Frauen findet man auf den Listen quer durch die Republik kaum: Weder in München, noch in Frankfurt und Düsseldorf sind die Damen vertreten. Hamburg hat dagegen mit Ida Ehre und Marion Gräfin Dönhoff gleich zwei weibliche Ehrenbürgerinnen. Erstaunlich auch, dass der Obermilitarist Paul Hindenburg fast überall noch geführt wird. Keine Stadt hat dermaßen viele Ehrenbürger, die von Beruf Kunstmaler waren. Das hat etwas mit der überragenden Bedeutung der hiesigen Kunstakademie seit Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts zu tun, also der Zeit, in der das Ernennen von Ehrenbürgern modern wurde.
Dass deshalb ein Preußen-Prinz, der von Hause aus Offizier war, aber als Kunstmäzen wirkte, dabei ist, nimmt ebenso wenig wunder wie die Ehrenbürgerschaft des Akademiegründers Peter von Cornelius und der Gebrüder Achenbach, die damals europaweit bekannte Malerstars waren. Dies alles stand in der Tradition der kunstsinnigen Anna Maria Louisa Medici, die aus dem tumben Fischerdorf am Rhein eine kulturelle Metropole gemacht hatte. So sahen sich die Bürger Düsseldorfs im 19. Jahrhundert voller Stolz, deshalb benannten sie vor allem Militärs – Düsseldorf war eine Garnisonsstadt! – und Künstler.In zwei Fällen aber wird es komisch. Da ist Georg Oeder, dessen Verdienst für die Stadt nach dem frühen Ende seiner Malerkarriere darin bestand, eine Luxusvilla neben dem Malkasten erbaut und bewohnt zu haben. Und da ist ebenjener Eduard Gebhardt, ein Historienmaler geringer Bedeutung, der so gar nichts Erwähnenswertes für oder in Düsseldorf getan hat. Ja, er hat die Friedenskirche ausgemalt; aber selbst das hat kunsthistorisch keine Spuren hinterlassen. Und er war natürlich auch Professor an der Akademie, wo er aber ebenfalls kaum nennenswerte Spuren hinterlassen hat.
Aber, wie wird eine Persönlichkeit in Düsseldorf Ehrenbürger? Das hat sich über die Jahrzehnte immer wieder einschneidend geändert. Interessant ist deshalb nur der Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg. Von den insgesamt 32 Ehrenbürgern, die überhaupt je ernannt wurden (minus Hitler, Göring und Rosenberg) wurden elf nach 1945 ernannt. Laut der NRW-Gemeindeordnung § 34 kann der Rat der Stadt Ehrenbürger ernennen. Das Vorschlagsrecht haben die Mitglieder des Stadtrates, für den Beschluss ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Daneben verteilt der Stadtrat übrigens weitere Ehrenauszeichnungen: die Verdienstplakette, den Jan-Wellem-Ring, den Großen Ehrenring der Stadt Düsseldorf, den Ehrenring des Rates, die Ehrennadel und die Ehrenmedaille.
Auffällig ist, dass die Bereitschaft des jeweiligen Stadtrates, Ehrenbürger zu ernennen, stark schwankend ist. Wurden bis 1960 immerhin vier dieser Ehrungen (Herbert Eulenberg, Hugo Henkel, Gustav Lindemann und Theodor Heuss) durchgeführt, gab es eine Pause von 16 Jahren bis 1976 dann auch Konrad Henkel Düsseldorfer Ehrenbürger wurde. Zwischen 1986 und 2003 wurde wieder niemand ernannt. Mit dem Kunstmäzen Udo van Meeteren und dem Henkel-Urgestein Albrecht Woeste wurden seitdem zwei Personen zu Ehrenbürger – die beiden einzigen noch lebenden Vertreter dieser Gruppe.