„Wenn das so weitergeht mit der Binnenschifffahrt auf dem Rhein, gibt es bestimmt bald wieder Proviantboote,“ sagt der ehemalige Partikulier Engelbert Müller und meint damit, dass es immer weniger Liegeplätze gibt und die Schiffe nach dem Laden oder Löschen immer schneller wieder raus müssen auf den Strom. Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, wenn einer Familie mit eigenem Schiff zwei Wochen lang nicht zum Einkaufen an Land kommt. „Zu Zeiten der Schleppverbände,“ erzählt Müller, „war das ganz ähnlich, nur dass man da manchmal sogar vier Wochen nicht von Bord kam.“ Deshalb wurden Lebensmittel und Haushaltsdinge vorwiegend am Proviantboot gebunkert. Die gibt es auf dem Rhein in unserer Region aber schon lange nicht mehr.

Ein Parlevinker übernimmt Milch von einem Bauern (um. 1930 via Wikimedia)

Ein Parlevinker übernimmt Milch von einem Bauern (um. 1930 via Wikimedia)

So weit bekannt war es die „Time is money“, die als Parlevinker (niederländische Bezeichnung für ein Proviantboot) bis 2008 von Rotterdam aus die Binnenschiffer unterwegs mit allem versorgte, was für die Ernährung, den Haushalt und die Körperpflege an Bord gebraucht wurde. Die legendäre „Lisa“, die von einem schwimmenden Laden samt Lager bei Duisburg-Homberg aus als Proviantboot diente, wurde 1985 außer Dienst gestellt. Sie fuhr in ihren aktiven Jahren immer zwischen dem Rhein auf Höhe von Homberg aus bis runter nach Friemersheim, und wenn ein Binnenschiffer sie anforderte, ging der Bootsführer längsseits, und die Leute an Bord konnten ihre Bestellungen hinüberrufen und die eingekauften Sachen entgegennehmen.

Weil aber immer mehr Eigner ihre Schiffe immer komfortabler ausstatteten, kamen natürlich auch Kühlschränke und -truhen an Bord, und die Familien legten sich ordentlich Vorräte an. Der Bedarf, täglich etwas einkaufen zu müssen, nahm drastisch ab, und Proviantboote hielten sich noch einige Zeit als Lieferanten für frische Waren, für Milch, Eier und Brot. Heute nutzen die Familien jeden möglichen Landgang, um die Vorräte aufzufüllen und Sachen einzukaufen, die sie eben nicht immer mit dabeihaben. Ist die Liegezeit lang genug, geht es auch schon einmal auf Shoppingtour in die nächstgelegene größere Ortschaft. Weil diese Gelegenheiten aber nicht sehr oft vorkommen, spielen inzwischen Bunkerboote und -stationen eine wichtige Rolle bei der Versorgung.

Denn wenn ein Binnenschiff schon Treib- und Schmierstoff sowie Wasser bunkern müssen, dann können die Menschen von Bord ja auch gleich dies und das einkaufen. Gerade die Bunkerstationen an den Schleusen verfügen deshalb fast immer über einen Kiosk, an dem man einkaufen kann. Und manche Bunkerboote führen auch ein kleines Angebot an Lebensmitteln, frischen Brötchen oder auch Süßigkeiten mit. Für den Einkauf, den Landmenschen im Baumarkt absolvieren, sind dagegen Schiffsausrüster wie die Firma Wittig aus Duisburg zuständig. Das Traditionsunternehmen beliefert Binnenschiffe nach telefonischer oder Online-Bestellung am angegebenen Liegeplatz mit Dingen wie Farben, Lacken, Pinseln, Bürsten, Arbeitsschutzartikeln, Werkzeug, also genau den Dingen, die an Bord für die Instandhaltung und gelegentliche Reparatur gebraucht wird.

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