Im Jahr 2015 unternahm ein mutiger Journalist einen Selbstversuch und trank Wasser aus dem Rhein. Soweit bekannt lebt der Kollege noch. Hätte er das beispielsweise 1969 versucht, wären schwere gesundheitliche Schäden unvermeidbar gewesen. Denn zwischen Mitte der 60er- und Anfang der 80er-Jahre war unser wunderbarer Fluss nicht mehr als eine überhitzte Giftkloake und biologisch tot. Erst eine einzigartige Welle an Protesten durch Bürgerinitiativen und durch Greenpeace setzte ab etwa 1972 eine Bewegung gegen die Wasserverschmutzung in Gang.

Angler am Rhein bei Neuss

Angler am Rhein bei Neuss

Heute ist der Rhein in unserer Region nach Angaben der zuständigen Behörden „mäßig belastet„. Mensch und Tier können ohne Gefahr für die Gesundheit ins Wasser gehen (Aber nicht schwimmen – das ist lebensgefährlich!), und wenn Waldi mal einen Schluck aus dem Fluss nimmt, wird ihm das nicht schaden. Wie sauber der Strom mittlerweile ist, kann man an den vielen Angler ablesen, die überall zwischen Köln und Duisburg an den Ufern sitzen und reiche Beute machen. Dabei war der Rhein einst so fischreich, dass vor dem ersten Weltkrieg in den Anstellungsverträgen für das Hauspersonal reicher Bürger ein Passus zu finden, der besagte, dass auf einen Fall mehr als zweimal pro Woche Aal aus dem Rhein auf den Tisch zu kommen habe.

So stellte man sich 1828 die Verschmutzung der Themse vor...

So stellte man sich 1828 die Verschmutzung der Themse vor…

Zu Goethes Zeiten, als der Rhein noch bei weitem keine Wasserstraße war, sondern ein beinahe ungezähmter Strom mit zahlreichen Nebenarmen, Inseln und Auen, konnten die Fischer ganze Regionen mit dem ernähren, was sie aus dem Fluss zogen. Man bedenke, dass Düsseldorf zum Zeitpunkt der Stadterhebung im Jahr 1288 vor allem ein Fischerdorf war und dies auch bis zu den Tagen Jan Wellems weitgehend blieb. Heute werden im Rhein nicht nur wieder Aale gefangen, auch der Lachs ist zurückgekehrt.

MS Max Prüss, das Laborschiff (Foto: Wikimedia)

MS Max Prüss, das Laborschiff (Foto: Wikimedia)

Daran, dass der große Strom zu einem Abwasserkanal wurde, trägt vor allem die Industrialisierung ab etwa 1850, aber auch die dramatische Veränderung der Landwirtschaft ab er Wende zum 20. Jahrhundert die Schuld. Vor allem die chemischen Werke vom Mittelrhein bis zum Ruhrgebiet haben über die Jahrzehnte unglaubliche Mengen an Schwermetallen und toxischen Verbindungen ungefiltert in den Fluss gespült. Noch 1985 als Greenpeace ihr Messschiff Beluga auf den Rhein schickte, leiteten die Bayer-Werke in Leverkusen regelmäßig Schadstoffe ein. Während die Sandoz-Katastrophe große mediale Aufmerksamkeit erregte, fanden jede Menge Störfälle der Chemiefabriken kaum Beachtung.

Kläranlage der BASF bei Ludwigshafen (Foto: Wikimedia)

Kläranlage der BASF bei Ludwigshafen (Foto: Wikimedia)

Bis in die 80er hinein leiteten die Papierfabriken noch völlig ungefiltert mit Chloriden hochbelastete Brühe ein, die den Rhein zum Schäumen brachten. Über die Nebenflüsse gelangten beispielsweise stark versalzte Abwässer aus dem Kalibergbau in Frankreich. Bevor es zu den flächendeckenden Maßnahmen kam, von denen die Wasserqualität profitiert hat, war der Rhein durch das Kühlwasser der Kraftwerke zu warm (und damit zu arm an Sauerstoff), durch ungeklärte Abwässer der Kommunen stark belastet, durch die chemische Industrie vergiftet und durch die in der Landwirtschaft verwendeten Pestizide und Herbizide biologisch beinahe tot.

Zwar behauptete der damalige Umweltminister Klaus Töpfer schon 1988, der Rhein sei sauber und wollte dies dadurch beweisen, dass er bei Mainz durch den Rhein schwamm, tatsächlich aber wirkten sich der Bau von wirksamen Kläranlagen, leistungsstärkere Kühltürme und diverse Filteranlagen erst ab Ende der 90er wirklich aus. Andererseits war dies eine große, oft zu wenig gewürdigte Leistung von Politik und Wirtschaft, den leidenden Rhein wieder zu einem mäßig belasteten Gewässer zu machen.

[Titelbild: Bonn Triathlon via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 4.0; Monster Soup: Anonym via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 4.0; BASF-Kläranlage: Immanuel Giel via Wikimedia]

Ein Kommentar

  1. Danke an die Beteiligten, die dazu Beigetragen haben unsere Gewässerqualität zu verbessern!
    Weiter so!
    Hoffentlich verbessern wir unseren Einsatz für Natur und Umwelt weiterhin.
    Alles andere ist idiotisch, wenn man doch beachtet, dass wir sonst unsere ökologische Nische zerstören!

    Möge die Menschheit noch größere Unternehmungen für eine gesunde Lebensgrundlage aller Lebewesen auf diesem Planeten unternehmen. 🙂