Von Bug und Heck muss man niemandem was erzählen, denn die beiden Begriffe für das vordere und das hintere Teil eines Schiffes haben sich längst auch in anderen Sprachbereichen eingebürgert. Bei der Frage, wo Backbord und wo Steuerbord liegen, wird’s schon kniffliger. Wir haben die wesentlichen Bezeichnungen einmal kurz zusammengefasst und mit kurzen Erklärungen versehen.

Ende des 17. Jahrhunderts taucht der Begriff „Heck“ erstmals in der Sprache der Schiffbauer auf. Eigentlich steht das Wort für eine Umfriedung oder Umzäunung – das heute noch gebräuchliche Wort „Hecke“ zeigt das noch. Im übertragenen Sinn war damit der Schutz des (Kriegs)Schiffes gegen die von hinten anrollenden Wellen gemeint. Der „Bug“ leitet sich dagegen vom althochdeutschen Wort für die Schulter her und wird schon viel, viel länger für das Vorderteil eines Schiffes verwendet. Die gedachte oder sichtbare Mittellinie des Bugs heißt „Vordersteven“ und war früher bei Holzbooten ein Vierkantholz – genau wie der „Achtersteven“ im Heck. Beide bilden die Verlängerung des Kiels nach oben. Alles, was über den Bug eines Schiffes hinausragt, wird „Galion“ genannt – daher der Begriff „Galionsfigur“.

Und wo liegen Backbord und Steuerbord?

Weil die Seiten eines Schiffes „Bord“ heißen, gibt es je einen Fachbegriff für die – in Fahrtrichtung gesehen – linke und rechte Seite eines Bootes. Vor gut 800 Jahren verfestigte sich der Brauch, die linke Seite „Backbord“ und die rechte „Steuerbord“ zu nennen. In den germanischen Sprachen steht die Silbe „back“ durchweg für etwas, das „hinten“ liegt. In diesem Fall bezogen auf das Steuer des Gefährts. Gelenkt wurden die Schiffe im Altertum, im Mittelalter und bis in unsere Zeit mit einem oder mehreren Steuerrudern. Ursprünglich war das tatsächlich in langes Ruder, das zwischen Wasser und Deck angebracht und in einer Dolle geführt wurde. Also stand der Steuermann seitlich, um das Ruder auf sich zu zu ziehen oder von sich weg zu bewegen. Nahezu überall, wo Seefahrt betrieben wurde, stand der Steuermann mit dem Rücken zur linken Seite, die sich also hinter („back“) befand. Folgerichtig nannte man die Seite, in deren Richtung der Rudergänger blickte, Steuerbord.

Und wie sieht das in anderen Sprachen aus, besonders bei den großen Seefahrernationen Großbritannien, Spanien und die Niederlande? Die beziehen sich in Sachen Steuerbord ebenfalls auf das Schiff selbst, verwenden aber alle drei den Begriff „Port“ für das, was im Deutschen Backbord genannt wird. Der Wortstamm ist klar: Es handelt sich um die Seite des Schiffs, die in aller Regel dem Hafen zugewandt ist. Noch heute gibt es weltweit viele Naturhäfen, in denen alle Schiffe IMMER mit der Backbordseite an der Pier anzulegen haben. Damit es innerhalb der seemännischen Kommunikation nicht zu babylonischem Wirrwarr kommt, hat man sich darauf verständigt, den Seiten Farben zuzuordnen. Also: An Backbord wird rot gesetzt oder geleuchtet, an Steuerbord verwendet man grün.

Die Fahrtrichtungen auf dem Rhein

Das hat man auch schon mal gehört, dass ein Schiff auf dem Fluss „zu Tal“ fährt. Und damit haben wir auch schon einen zentralen Begriff der Binnenschifffahrt. Bekanntlich haben fließende Gewässer Gefälle, das Wasser kommt vom Berg und fließt ins Tal. Dem entsprechend sind die Fahrtrichtungen benannt. Wer also Richtung Meer fährt, befindet sich auf Talfahrt. Geht es in Richtung Quelle, ist es die Bergfahrt. Es heißt dieser Definition folgend auch „talwärts“ und „bergwärts“. Die Begriffe „stromabwärts“ und „stromaufwärts“ meinen dasselbe, beziehen sich aber auf die Strömungsrichtung.

Bekanntlich wird Backbord rot und Steuerbord grün markiert. Warum aber sind dann die Fahrzeichen, Tonnen und Signale am linken Rheinufer grün? Weil sich diese Kennzeichnung nicht auf das Schiff bezieht, sondern auf die Fahrtrichtung – und die wird auf Flüssen mit der Strömung gleichgesetzt. Übrigens: Kanäle haben ja keine feste Strömungsrichtung, deshalb werden linkes und rechtes Ufer qua Verordnung festgelegt. In der Bundesrepublik gilt in den meisten Fällen die Faustregel, dass Kanäle von Süd nach Nord bzw. von Ost nach West „fließen“ und entsprechend markiert werden.

In der Seeschifffahrt, wo es ja keine festen Strömungen gibt, kann ein Schiff nur vorwärts oder rückwärts fahren – und das bezogen auf Bug und Heck. Aber auch hier werden wieder eigene Wörter benutzt. Alles, was sich VOR dem Bug befindet, liegt „voraus“. Alles, was sich HINTER dem Heck aufhält, liegt „achteraus“. Bewegt man sich auf dem Schiff in Richtung Heck, geht man „nach achtern“.

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