Das allerklassischste Ausflugsziel für Düsseldorfer liegt ziemlich weit weg und soll hier nur am Rande erwähnt werden: der Drachenfels. Die anderen klassischen Ausflüge, die schon der Opa und der Opa in den Sechzigerjahren unternommen haben, sind heute so aktuell wie je – und vor allem allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Denn das war vor vierzig, fünfzig Jahren wichtig als die meisten Familien noch kein eigenes Auto hatten. Deshalb empfehlen wir ausdrücklich, mal auf den Motorkarren zu verzichten und ganz nostalgisch per Bahn, Bus und Bötchen anzureisen. In der ersten Folge stellen wir Schloss Burg, die Stadt Zons und die Burg Linn vor.
[1] Schloss Burg – Ritterromantik an der Wupper
Auf den ersten Blick ist Schloss Burg einfach nur eine pittoreske Ritterburg. Tatsächlich ist die Geschichte dieser Anlage eng mit Düsseldorf verbunden, denn bis 1380 war sie die Residenz der Grafen von Berg, die dann in die schönste Stadt am Rhein umzogen, sie zur Hauptstadt des bergischen Landes machten und dafür sorgten, dass Düsseldorf so groß und bedeutend wurde wie es heute ist. Es handelt sich um eine Höhenburg wie sie überall im nördlichen Deutschland im Spätmittelalter in den bergigen Gegenden erbaut wurden. Schloss Burg befindet sich aber nicht annähernd im Originalzustand, sondern wurde im 19. Jahrhundert einigermaßen historisierend und im Sinne der Romantik restauriert. Heißt im Klartext: Original ist gerade im Inneren wenig; selbst die wichtigsten Mauern wurden teilweise nach alten Plänen wieder errichtet. Macht aber nichts, denn so sieht sie eben aus wie eine echte Ritterburg.
Schloss Burg ist in diesem guten Pflegezustand das Wahrzeichen des Bergischen Landes und mehr als ein Museum. Ein Klassiker ist der Rundgang über Treppen und in Türmchen, durch Säle und Kemenaten, wo allerhand Ritterkram zu sehen ist. Als Kinder haben wir diese Tour geliebt! Beginn und Ende der Runde ist der Burghof; früher gab es drei Kioske: einer für die Eintrittskarten (Erwachsene zahlen 5,00 Euro), einer für Ansichtskarten und Andenken, einer für Limo und Süßigkeiten. Heute hält man natürlich einen Museumsshop vor, der sich im 2015 eröffneten Informationszentrum befindet. Außerdem gibt es die Bergische Schatzkammer, wo es allerlei Sachen gibt, deren Verkauf dem Schlossbauverein zugutekommt.
Und wie kommt man auf den Berg? Natürlich zu Fuß. der Aufstieg über gewundene, teils steile Weg durch den Wald dauert um die 20 Minuten und beginnt an der Bushaltestelle „Solingen Burg, Brücke“. Immer wieder aufregend ist die Fahrt mit der Seilbahn, die an der Bushaltestelle „Solingen Burg, Seilbahn“ abfährt und sich bis zur unterirdischen Bergstation nahe der Burg hochhangelt. Es handelt sich um einen Sessellift mit Doppelsitzern; die Beine baumeln über dem Abgrund. Für Erwachsene kostete die einfache Fahrt aufwärts 2,80 Euro (alle Preise). Fahrräder und zusammengeklappte Rollstühle (Achtung: Station NICHT barrierefrei!) können mitgenommen werden. Weil wir ohne Auto unterwegs sind, bleibt noch die Möglichkeit, mit dem Pendelbus vom Müngstener Brückenpark oder mit den beiden Linienbussen 266 und 689 direkt zur Burg zu fahren.Apropos: Die schönste Anfahrt ist leider aktuell (Stand: August 2016) nicht möglich. Unweit von Schloss Burg findet sich mit der Müngstener Brücke die höchste Eisenbahnbrücke, über die normalerweise die S7 rattert – wenn die Brücke nicht gerade wieder wegen Reparaturarbeiten gesperrt ist. Die Linie führt u-förmig vom Solinger Hauptbahnhof über Remscheid und zurück nach Wuppertal. In Remscheid-Güldenwerth würde man nach der aufregenden Überquerung der Müngstener Brücke in den Bus 654 nach Burger Bahnhof umsteigen. So aber kann man – auch ganz ungewöhnlich – mit dem Oberleitungsbus der Linie 683 ab Solingen-Mitte anreisen.
Übrigens: Die Spezialität der Region heißt „Bergische Kaffeetafel“ besteht aus Schwarzbrot und Rosinenstuten, das intensiv mit Honig, Rüben- oder Apfelkraut oder schlimmstenfalls Marmelade bestrichen wird, sowie süßem Milchreis oder Quark und Kompott. Dazu gibt’s Butter, Zucker und Zimt. Der Kaffee kommt aus einer Zinnkanne mit Hahn, der sogenannten „Dröppelminna“. In Burg werden die Brotsorten durch frische Waffeln ersetzt, wobei massenweise Sahne dazu gereicht wird. Das gibt’s nicht nur oben rund um die Burg, sondern unten in diversen Gasthäusern, Cafés und Hotels entlang der Wupper.
[Titelfoto: Schloss Burg – via Wikimedia]
[2] Zons am Rhein, die mittelalterliche Zollfeste
Deutlich weniger museal geht es in Zons zu, dem mittelalterlichen Städtchen gegenüber von Urdenbach, dass zu Dormagen gehört. Denn im Stadtkern ist zwar alles noch so ähnlich wie vor ungefähr 600 Jahren, aber dort leben auch Menschen. Dabei ist Zons sogar noch sehr viel älter und wird um das Jahr 700 herum erstmals erwähnt. Wenn man bei schönem Wetter einen Ausflug nach Zons machte, ist das Ziel der Übung, nach einem schlendrigen Rundgang in einer Wirtschaft, einem Café oder einem Biergarten zu sitzen, um es sich gutgehen zu lassen. Heißt: Man MUSS nichts besichtigen.Und wenn dann tut man das bei den insgesamt sieben „Sehenswürdigkeiten“ ohnehin von draußen. Wenn nicht gerade besonders heftiger Ausflugsverkehr herrscht, kann man prima in die besondere Atmosphäre der ehemaligen Zollfeste eintauchen und sich um ein paar Jahrhunderte zurückversetzen. Besonders schön ist ein Gang entlang der Auenwiesen unterhalb der Stadtmauer. Wie schon angedeutet: An sonnigen Sonn- und Feiertagen ist hier der Teufel los. Besser kommt man unter der Woche nach Zons. Da passt es prima, dass die Weiße Flotte Zons-Fahrten am Mittwoch anbietet. Für 28 Euro (Erwachsene, Getränke inklusive) schippert man mittags los, landet gegen zwei vor Ort und hat dann bis fünf Zeit, sich das Örtchen anzuschauen und einzukehren.
Ebenfalls übers Wasser kommt man mit der Fähre von Urdenbach nach Zons. Die fährt ganzjährig und nimmt 1 Euro pro Fußgänger (Erwachsene). Allerdings kommt man bis zum Anleger auf der rechten Rheinseite entweder nach einer kleinen Wanderung durch die Kämpe oder aber mit dem Rad – und dafür muss man 1,50 Euro zahlen. Wer den ÖPNV nutzt, nimmt den Bus 788 bis zur Haltestelle „Haus Bürgel“, um dann knapp zwei Kilometer durch das Naturschutzgebiet zum Anleger zu gehen. Der 788er hält verkehrsgünstig am S-Bahnhof Benrath. Wie gesagt: Auch wer mit dem Velo nach Urdenbach radelt, wird die Fähre nehmen. Eine schöne Radtour von Düsseldorf nach Zons gibt es nicht – am ehesten radelt man ab der linksrheinischen Abfahrt der Fleher Brücke erst am Rhein entlang und dann durch die Felder zwischen Uedesheim, Nievenheim und Horrem. Die stark befahrene B9 – die kürzeste Verbindung – sollte man eher meiden.Übrigens: Weil Zons zu Dormagen zählt, gehört das Städtchen zu den Orten, an denen in den Wirtshäusern gleichermaßen Alt und Kölsch angeboten wird. Wer als Düsseldorfer mal das Risiko eingehen will, das urinfabrige Gesöff aus dem Domdorf zu kosten, kann das hier tun. Und notfalls mit ein paar Gläsern Alt den schlechten Geschmack wegspülen. Traditionell fährt man aber zum Kaffeetrinken nach Zons, wo es in den teils sehr altmodischen Cafés wunderbaren Kuchen gibt.
[3] Burg Linn in Krefeld
Auch Burgen haben klein angefangen. Die Burg Linn zum Beispiel als Wohn- und Wehrturm aus Tuffstein, Kieseln, Lehm und Stroh. Und zwar irgendwann im 12. Jahrhundert. Der Platz wurde von den Brüdern Lynn gewählt, weil hier schon seit dem 7. Jahrhundert ein Erdhügel als Schutzeinrichtung existierte. Ab dem 14. Jahrhundert wurde aus dem schäbigen Turm nach und nach eine klassische Niederungsburg mit starken Mauern und Wassergraben. Dieser Zustand ist bis heute weitestgehend erhalten.Man kann es sich ganz einfach machen und den wunderbaren Park zum Spaziergehen betreten, um anschließend im Winkmannshof oder dem Museumscafé einzukehren. Oder aber man lässt sich auf das großartige „Archäologische Museum“ ein. Das Museumszentrum bietet in der Burg verschiedene Ausstellungen während im Jagdschlösschen eine Sammlung von Musikinstrumenten und Spieluhren zu bewundern ist. Highlight es Besuchs Linn ist der Aufstieg auf den Bergfried, von dem aus man bei klarer Sicht einen tollen Blick auf den flachen Niederrhein hat.
Berühmt ist die Burg Linn aber vor allem wegen der ungewöhnlichen Veranstaltungen, die im Hof und drumherum stattfinden. Der jedes Jahr zu Pfingsten stattfindende Flachsmarkt zählt zu den schönsten und besten Mittelalter- und Rittermärkte in ganz Europa und zieht an drei Tagen Zigtausende an. An den Sommerwochenenden gibt es oft Open-Air-Konzerte, außerdem kann man sich für Hochzeiten und größere Familienfeste hier einmieten.Das Schöne an der durchaus freundschaftlichen Beziehung zwischen Krefeld und Düsseldorf ist die legendäre K-Bahn, die schon am Ende des 18. Jahrhunderts die Städte per Schienenverkehr miteinander verband. Von da an gehörte die Linie über Büderich, Osterrath und Fischeln immer zum Netz der Rheinbahn, auf der ganz normale Straßenbahnen verkehrten. Wobei: So ganz normal waren sie nicht, weil die Züge einen Speisewagen enthielten. Außerdem wurden zwischen den Fünfziger- und den Neunzigerjahren besonders Wagen verwendet, die man am Doppelscheinwerfer erkannte. Heute haben U-Bahn-Züge (Linien U70 und U76) die klassische K-Bahn abgelöst – immerhin wird seit Kurzem auf einigen Fahrten wieder ein Bistro-Waggon mitgeführt. Die Fahrt von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof dauert etwas über eine halbe Stunde. In Krefeld steigt man in die Linie 044 um und fährt bis Bahnhof Linn. Von da aus sind es nur wenige Minuten Fußweg bis zur Burg.
In den kommenden beiden Folgen stellen wir folgende Ausflugsziele vor: das Neanderthal, den Wildpark im Grafenberger Wald, das Kloster Knechtsteden bei Dormagen, die Stinder Mühle bei Erkrath, den Blauen See in Ratingen, die Museumsinsel Hombroich und das Schloss Dyk östlich von Neuss.
2 Kommentare
Sehr schön und kenntnisreich beschrieben! Ich bin gespannt, was Dir zum blauen See in Ratingen einfällt, denn als ich vor paar Jahren mit Töchterlein und Besuchskind da war, schien mir das Ganze eher trist und seine besten Zeiten lange hinter sich zu haben. Bis auf die Tretbootfahrt, die war super.
Ansonsten erlaube ich mir den Hinweis, dass die bisher genannten Ziele im Prinzip auch mit dem Fahrrad erreichbar sind, wobei die Tour nach Solingen/Schloss Burg nicht ganz ohne und eher was für Fortgeschrittene (und Unerschrockene) ist.
Nach Zons ist der Weg linksrheinisch leichter zu finden, es gilt halt den Hafen zu meiden, in dem man als Rechtsrheiner erst über die Fleher Brücke wechselt. Es geht hinter Grimlinghausen dann ein Stück weit an der B 9 entlang, was nicht so schön ist. Rechtsrheinisch wird es jenseits von Vollmerswerth etwas unübersichtlich, da muss man sich an den Wegweisern Richtung Benrath orientieren. Weiter dann über Urdenbach und die Fähre…
Danke fürs Lob und die wertvollen Hinweise aus Radler-Sicht!