Es gibt Sehenswürdigkeiten, schöne Plätze in der Stadt und eben eher ungewöhnliche Orte, die jeder Düsseldorfer mindestens einmal gesehen haben sollte. Wir stellen in zwei Folgen insgesamt zehn solcher Orte vor, von denen wir glauben, dass sie keine Sehenswürdigkeiten im engeren Sinn sind, aber etwas Besonderes für diese Stadt an sich haben.
[1] Die Aussichtsplattform des Rheinturms
Dieser Ort ist vielleicht derjenigen auf der Liste, der noch am ehesten auf der Hand liegt. Und trotzdem hört man immer noch oft – besonders von Neu-Düsseldorfer – dass sie noch nie oben waren. Und wer schonmal oben war, der kennt meistens nur die Besucherebene auf 168 Metern mit den spektakulären schrägen Fensterscheiben. Dabei geht es eine Etage tiefer deutlich aufregender zu. Nur über ein Treppenhaus kann man von der 168er-Ebene hinabsteigen und so die Freiluftplattform erreichen. Obwohl es nie einen bekanntgewordenen, versuchten Suizid gab, ist die ganze Plattform durchgehend durch Gitter gesichert. Aber immerhin kann man sich hier den Wind um die Nase wehen lassen und hat unabhängig vom Sonnenstand und der Bewölkung immer einen freien Blick auf die Stadt und weit darüberhinaus. Das ist auf der Besucherebene nicht immer der Fall, weil das Sonnenlicht sich bisweilen in den Fenstern spiegelt, was den Ausblich schwieriger macht.
Natürlich wird niemand nur wegen der Aussichtsplattform hochfahren und dafür 9 Euro ausgeben. Man kann dann schon auch die Bar-Lounge M168 besuchen und dort einen Drink nehmen – immerhin in der höchstgelegenen Bar von ganz NRW. Und wer sich und seinen Lieben mal etwas richtig Tolles gönnen will, der reserviert einen Platz im Restauant Top 180. Das Restaurant auf 172,5 Metern Höhe dreht sich im Laufe einer Stunde einmal um 360° um den Turm – die Richtung wechselt übrigens einmal am Tag. Der Turm ist täglich von 10:00 bis 23:00 geöffnet.Kosten für die Fahrt mit dem Aufzug (Stand: ab Januar 2016): Erwachsene 9 Euro, Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahre 7 Euro, Kinder bis 5 Jahre kostenlos, Senioren ab 65 Jahre 7 Euro, Menschen mit Behinderung 7 Euro, Gruppen ab 15 Personen pro Person 5 Euro
[2] Die „Schöne Aussicht“ im Grafenberger Wald
Schöne Aussicht“ (nicht zu verwechseln mit der Straße gleichen Namens am Benrather Rheinufer…). Von dort aus kann man die Stadt überblicken. Schaut man in eher südwestlicher Richtung über die Häuser hinterm Hauptbahnhof hinweg, sieht man die gewaltige, mit Windrädern bestückte Halde bei Garzweiler, dem gigantischen Braunkohletagebau nahe Grevenbroich. Die ständig Dampf produzierenden Kraftwerke (u.a. Frimmersdorf) heißen bei vielen Düsseldorfern „Wolkenfabriken“.
Der Punkt ist vom Staufenplatz aus zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen, wobei man als Radler schon ein Velo braucht, mit dem auch schwere Steigungen bewältigt. Der Weg beginnt an der Ernst-Poensgen-Allee gleich neben dem Seniorenwohnheim und der Jan-Wellem-Quelle daneben. An der ersten Kreuzung hält man sich links und wählt dann im Zweifel immer den Weg, der höher führt. Man erreicht eine Kuppe, die durch eine Stele als „Schöne Aussicht“ gekennzeichnet. Dort steht auch eine Bank, von der aus man an klaren Tagen einen weiten Blick genießt.
[3] Der Millionenhügel im Nordpark
Man muss kein Gruftie sein oder einen Faible für Morbides haben, um diesen Ort zu besuchen. Denn die Grabmale auf und rund um den Millionenhügel auf dem Nordfriedhof sagt viel aus über die Bedeutung und Geschichte von Düsseldorf als Industriestandort und als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“. Auf einer relativ kleinen Fläche finden sich hier prächtige Grabsteine, Gruftkapellen und Bauwerke, die man auf einem Gottesacker nicht vermutet. Die Geschichte der Gräber ist so spannend, dass es dazu ein Buch gibt und regelmäßige Führungen stattfinden. Aber natürlich kann man sich diesen eigenartigen Ort auch selbst erschließen.
Ausgangspunkt ist der Haupteingang an der Ecke Danziger / Johannstraße. Der Millionenhügel umfasst die Grabfelder 61 bis 64 sowie einige unmittelbar angrenzende Felder. Man geht rechts an der Kapelle vorbei und biegt am Feld 50 rechts ab. Das Gelände steigt hier ein wenig an, und man sieht auf den ersten Blick die großen Grabmale. Es lohnt sich dann, auf eigene Faust nach den Gräbern prominenter Bürger der Stadt zu suchen; man wird dabei sicher den einen oder anderen bekannten Firmennamen finden.
[4] Das Kuppelgewächshaus im Botanischen Garten
Tagsüber ist man in diesem imposanten Bauwerk oft ganz allein; besonders im Winter, wenn das Kuppelgewächshaus im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Uni von 08:00 bis 16:00 geöffnet hat. Dann ist es meist gant still in der Halbkugel. In der wärmeren Jahrezeit zirpt und wispert es dagegen, und wenn man sich selbst ruhig verfällt und genau hinschaut, sieht man vielleicht exotische Käfer und Schmetterlinge oder gar ein Natter. Die Kuppel ist ein sogenanntes „Kaltgewächshaus“, das im Winter auf 10 bis 12 Grad abkühlt. So ermöglicht es der Flora und teils der Fauna mediterraner und kanarischer Regionen zu gedeihen.
Aber das Kuppelgewächshaus ist nur das spektakuläre Highlight des Botanischen Gartens, der zwar nicht so groß ist wie viele bekannte botanische Gärten, aber nicht weniger interessant. Selbst wenn man sich gar nicht für die Pflanzen interessiert, ist er doch ein Ort, an dem man sich gern aufhält. Wer es aber mit der Botanik hat, der kann an Führungen teilnehmen, die separat und individuell vereinbar und geplant werden. Und das zu Kosten ab nur 2 Euro pro Person und Stunde – sofern ausreichend große Gruppen zusammenkommen.
[5] Der Baumgeist der Himmelgeister Kastanie
An einem Knick im Kölner Weg, der in den Himmelgeister Rheinbogen führt, stand eine wunderbare Rosskastanie, dir dort irgendwann zwischen dem Jahr 1800 und 1850 angepflanzt wurde. Weil sie für sich allein stand, war sie Wegmarke und eigentlich auch Wahrzeichen dieses landwirtschaftlich genutzten Gebietes. 1997 erklärte die Stadt sie zum Naturdenkmal, aber 2006 sollte der Baum wegen Krankheitsbefall gefällt werden. Sofort entstand eine Bürgerinitiative, die dagegen protestierte und den Erhalt der Kastanie erreichte. Denn dieser Singulär hatte bereits einige mögliche Katastrophen überstanden. So den Plan, im Himmelgeister Rheinbogen eine gewaltige Trabantenstadt zu bauen. Und auch in den Kriegen blieb die Kastanie unbeschädigt. Alle Kinder in den Rheindörfern zwischen Benrath und Itter kannten den Ort und den Baum. Um die Kastanie praktisch unangreifbar zu machen, erfanden die Baumpaten die Geschichte vom Baumgeist „Jüchtwind“ und richteten einen Briefkasten ein, an den Post an den Geist adressiert werden konnte. Alles half nichts, denn im November 2015 brach ein acht Meter langer Ast ab, und die Untersuchungen ergaben, dass die Himmelgeister Kastanie nicht mehr zu retten sein würde. Man ließ einen fünf Meter hohen Stumpf stehen, den der Künstler Jörg Bäßler mit der Kettensäge zu einer Skulptur des Baumgeistes „Jüchtwind“ umwandelte. Immer noch Pilgern Düsseldorfer deshalb zu der Stelle, an der über mindestens anderthalb Jahrhunderte die Rosskastanie stand – und so wird der Baum nie in Vergessenheit geraten.
Oben am Hang des Grafenberger Waldes, gibt es einen Punkt namens „Die war die erste Folge mit den ersten fünf ungewöhnlichen Orten. In der zweiten Folge geht es teils in den Untergrund und teils aufs Wasser.
[Titelfoto: Sandra Drljaca – Bild der KW12/2016]