Als ich im Dezember vergangenen Jahres an einem Sonntag am ehemaligen Toom-Baumarkt an der Oberbilker Allee vorbeikam, sah ich dort einen Typ mit Kind, die vor einer großen Reisetasche voller Lego-Steine hockten. Der Mann nahm ein paar der Steine und klebte sie auf die Eingangstür. Da fiel mir ein, dass ich bereits ein paar Wochen zuvor bemerkt hatte, dass auf der Glasscheibe ein paar solcher Legos bappten – offensichtlich mit Plan. Allerdings waren die Steine wenige Tage später wieder verschwunden. Und jetzt unternahm Cole Blaq, so der Name des Künstlers, einen neuen Versuch, seine Installation im öffentlichen Raum namens „Frames & Layers“ zu vollenden. Wir kamen ins Gespräch.

Tatsächlich ist Cole Blaq, der keinen Wert darauflegt, seine „wahre“ Persönlichkeit und seinen Lebenslauf öffentlich zu machen, in Düsseldorf kein Unbekannter. Spätestens seit seiner Beteiligung an der Urbanart-Initiative „40 Grad“ hat er über die Szene der Street-Artisten hinaus einen Namen in der Stadt. Und seine grandiose Lego-Skulptur „The Burn“ ist beinahe schon legendär.

Nun also eine Lego-Installation im öffentlichen Raum. Was er denn glaube, wie lange die Lego-Steine kleben bleiben würden, nachdem der erste Versuch nur wenige Tage überlebt hatte. Er zuckte mit den Schultern und meinte: Nicht allzu lang. Immerhin liegt die berühmte „runde Ecke“ des ehemaligen Toom-Baumarkts an einer Stelle, an der täglich Hunderte Schüler vorbeikommen. Die lassen sich ohnehin von den Plakaten, Aufklebern oder den Kunstwerken, die mit Genehmigung des aktuellen Besitzers dort angebracht werden, zu allerlei Aktivitäten animieren. Das Mindeste ist offenbar, die Objekte mit dem Edding zu taggen oder zu ergänzen. Dass auch die Legos dazu reizen würden, sie vom Glas abzuknibbeln, war klar. Allerdings hatte Cole Blaq die Arbeit kurz vor Beginn der Schulferien fertiggestellt, sodass Hoffnung bestand, sie würde länger sichtbar bleiben. Aber es dauerte dann doch nur knapp eine Woche, bis nur noch rund die Hälfte der Installation intakt war, und in der ersten Januar-Woche waren die Spuren der Arbeit dann beinahe restlos getilgt.

In diesem Zusammenhang habe ich Cole Blaq die berühmten 5 Fragen gestellt und diese Antworten bekommen.

Frage: Stört es dich, wenn man dich einen „Lego-Künstler“ nennt?
Antwort: Wenn das andere machen, ist das so, was ich nicht schlimm finde und auch verstehen kann. Ich selbst bezeichne mich bewusst nicht als Lego-Künstler. Genau gesagt ist nämlich ein Lego-Künstler ein Künstler, der für die Firme Lego arbeitet. Das ist bei mir aber nicht der Fall. Um wirklich Kunst zu machen, ist meiner Meinung nach eine eigene Position unabdingbar. Um einmal auf die etablierte freie Kunst zu sprechen zu kommen, würde man einen Künstler der Schmincke-Ölfarben verwendet als einen Schmincke-Künstler bezeichnen? Oder würde man sagen, er betreibt Ölmalerei? So gesehen mache ich Plastiken und Installationen und zeitweilig betreibe ich auch Modellbau mit dem Material der Lego-Seine. Außerdem bin ich bei meinem Schaffen auch nicht alleine auf das eine Material beschränkt. Aus diesem Grunde bevorzuge ich die Bezeichnung Brick Art oder Brick Artist, …um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen.

Frage: Wie viele Lego-Steine besitzt du ungefähr?
Antwort: Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung wie viele Lego-Steine ich besitze. Es scheinen viele zu sein, doch sind es oft zu wenige. Wenn ich beispielsweise ein neues Projekt anfange, komme ich immer wieder an die Grenzen, da man oft von einem bestimmten Stein in einer Farbe ganz viele braucht. Es gibt über 10.000 verschiedene Steine in allen möglichen Formen und Farben. Zusätzlich bringt die Firma Lego jährlich unglaublich viele neue Steine raus. Auch benötigt so ein Haufen Lego-Steine schon viel Platz und eine gute Organisation, um damit gezielt arbeiten zu können. Oft wird ein Werk aus Lego-Steinen an der Anzahl der verwendeten Steine gemessen. Da ich nie die Elemente zähle, habe ich sogar Schwierigkeiten das zu schätzen. Das Zählen von Lego-Steinen scheint mir keine sinnvolle Beschäftigung zu sein.

Frage: Mit welchen anderen Materialien arbeitet du noch?
Antwort: Neben den Lego-Steinen verwende ich noch Lacke, Folien und viele anderen Dingen. Der Computer ist auch ein unverzichtbares Arbeitswerkzeug. Neben der Planung ist die Erstellung von Bildern und deren Bearbeitung ein Teil meines Schaffens.

Frames & Layers - Installation an der Tür vom ehemaligen Toom (Foto: Cole Blaq)

Frames & Layers – Installation an der Tür vom ehemaligen Toom (Foto: Cole Blaq)

Frage: Frustriert es dich, dass deine Lego-Installation im öffentlichen Raum so schnell zerstört wurde?
Antwort: Ich bin an eine geringe Halbwertszeit von (Street) Art im öffentlichen Raum gewöhnt, sofern sienicht verankert, aus Metall oder aus Stein gemeißelt ist. Entweder gibt es die Saubermannfront, die für ein pathologisches Reinheitsgebot steht und alles grau pinseln möchte. Auf der anderen Seite gibt es die Fraktion, die alles klaut und kaputt macht, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Nähe der Installation zu den beiden in der Nähe liegenden Schulen war für die Haltbarkeit wahrscheinlich auch nicht förderlich. Ebenso glaube ich, dass der Wert der Lego-Elemente selbst ihren Diebstahl begünstigt haben kann. Doch hat mich die extrem kurze Lebensdauer schon gestört, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hätte gehofft, dass die Installation wenigstens einen Monat Bestand haben würde und den Menschen aus dem Viertel eine Zeitlang Freude bereiten könnte. Ich habe die Arbeit ja auch gemacht, um den vorbeigehenden Menschen ein Stück Freude mit auf dem Weg zu geben.

Frage: Planst du weitere Installationen im öffentlichen Raum?
Antwort: Auf Grund der kurzen Halbwertszeit werde ich mir die nächsten Geschichten, ob und wie, sehr genau überlegen. Ich habe große Lust, weiterhin aktiv zu sein. Es sind viele Ideen vorhanden, doch momentan ist noch nichts konkret.

[Foto der kompletten Installation: Cole Blaq]

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