Porträt · Tina Teubner ist eine vielfach ausgezeichnete deutsche Kabarettistin, Autorin und Chansonsängerin. Gerade feiert sie die wegen der Pandemie mehrfach verschobene Premiere ihres Programms „Ohne Dich war es immer so schön“ im Kom(m)ödchen. [Lesezeit ca. 3 min]
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[1] Sie haben an der Robert-Schumann-Hochschule Violine studiert und ebenso wie ihr Pianist Ben Süverkrüp längere Zeit in Düsseldorf gelebt. Welche Erinnerungen haben Sie an die Stadt und ihre Menschen?
Tina Teubner: Nur die Besten! Ich hatte eine zauberhafte Wohnung in der vierten Etage eines Altbaus ohne Bad, ich bin stundenlang durch die Rheinwiesen gestreunt, habe nach dem Üben in der Altstadt beim Czikos rumgelungert, den Geigern lauschend, denen die akademische Ausbildung nicht im Wege stand, bin oft erst ins Bett gefallen, wenn die Nacht schon beinahe unentschlossen war und befand mich luxuriöserweise in einem Alter, in dem drei Stunden Schlaf meiner Schönheit keinen Abbruch taten. Außerdem ist Düsseldorf die Stadt, in der für mich alles begann, damals, im Altstadtherbst im Café Hecker. Unvergesslich.
[2] Jetzt gastieren Sie mit ihrem neuen Programm „Ohne Dich war es immer so schön“ auf der Bühne des Kom(m)ödchens, wo sie 2006 Ihr Regiedebüt hatten mit Niki Akenbrand. Was darf ihr Publikum mit Ihnen Schönes erwarten?
TT: Ich versuche immer, mich den großen Lebensthemen zu widmen – das aber so einfach und so humorvoll wie möglich. Egal, in welcher Lebenssituation wir uns befinden, welchen Beruf wir haben, wie alt wir sind: Wir alle haben ein unstillbares Bedürfnis nach Menschen, nach Resonanz, nach Liebe. Spätestens, wenn wir uns mal in einer Krise befinden, kommen wir nicht um die Sinnfrage herum: Weshalb sind wir überhaupt da? Was werden wir hinterlassen? Wie positioniere ich mich zu der aus den Fugen geratenen Welt? Das ist in etwa das Bühnenbild, vor dem wir spielen – und das lässt alle Traurigkeit aber auch alle Komik zu, die Sie sich vorstellen können. Ben Süverkrüp haben Sie als Pianisten schön erwähnt; ich selber bringe meine Geige mit, die singende Säge, schöne Lieder, gute bis sehr gute Gedanken und einige Wutanfälle. Die erste Reihe lebt gefährlich in diesem Programm. Zur großen Freude der restlichen Zuschauer.
[3] Es geht ums Alleinsein, ein Thema, das es – sicher nicht nur wegen Corona – bereits bis auf die Spiegel-Bestseller-Liste geschafft hat. Wann fühlt sich ein Kleinkünstler, fühlen Sie sich allein? Vielleicht ohne Publikum?
TT: Es geht eigentlich nicht ums Alleinsein. Für mich impliziert der Titel, dass eine Beziehung marode geworden ist, die Anwesenheit des einstmals Geliebten ist vielleicht gerade noch zu ertragen – wir verändern aber nichts. Ich fand das eine schöne Metapher für den Zustand unserer Welt: Wir wissen um die Zustände, wir sind zugeballert mit Informationen – aber wir belassen es bei dem Wissen. Und zu Ihrer Frage: Ein Kleinkünstler ohne Publikum ist nicht allein, der ist nicht existent. Wir brauchen das Publikum. Es gibt keine Kunstform, die so auf den Dialog mit den Zuhörenden setzt. Schreibt Euch das hinter die Ohren, liebes Publikum: Ihr seid unersetzlich!
Tina Teubner & Ben Süverkrüp mit „Ohne Dich war es immer so schön“ im Kom(m)ödchen. Premiere am 12. Januar, weitere Vorstellungen am 13., 14. und 15. Januar, jeweils 20 Uhr. Tickets: 0211 32 94 43
[4] „Lieber schön alt werden als hässlich jung bleiben“ heißt eine Nummer im neuen Programm. Alter – ein Thema auch für Sie persönlich? Im Leben und auf der Bühne? Wie gehen Sie als Künstlerin damit um?“
TT: Wie Sie wahrscheinlich wissen, bin ich inzwischen in der Phase der Schabrackendämmerung angekommen. Ich habe ein Alter erreicht, in dem ich es vorrangig über Ausstrahlung lösen muss. Mit allen Vor- und Nachteilen. Auf der Bühne thematisiere ich das, von dem ich glaube, dass es auch für mein Publikum eine Relevanz hat; immer dem Gedanken verpflichtet, sehr persönlich, aber nicht privat zu sein.
[5] Die Pandemie war jetzt schon lange genug Stichwortgeber auch fürs Kabarett. Wenn das endlich überstanden ist, wir endlich wieder alte Freiheiten und neue Normalität genießen dürfen, welche Wünsche und Pläne haben Sie für die Zukunft?
TT: Was mir in dieser Zeit am meisten gefehlt hat und fehlt, sind Menschen. Vor der Bühne, hinter der Bühne, im Café, in meinem Wohnzimmer. Ich will mich austauschen, ich will, dass sich die Tische biegen und wir uns wieder mal gemeinsam die Bäuche vollschlagen – in diesem so lange für selbstverständlich gehaltenen, brüchigen Glück will ich ausgiebig baden. Und dann schaue ich weiter.