Lesestück · Im Jahr 1976 war ich burger-süchtig. Also, davor auch schon, aber nicht so doll. Damals in Pempelfort wohnend und drei Mal die Woche in die Altstadt tapernd, konnte ich an der McDonald’s-Filiale an der Nord-/Duisburger Straße vorbeigehen, ohne mit dort einen Cheeseburger zu kaufen und unterwegs reinzupfeifen. Die damalige Zeit war ohnehin kulinarisch betrachtet der Tiefpunkt meines Lebens. Hinzu kam, dass ich auch noch cola-süchtig war. Im Grunde trank ich nur schwarzen Kaffee, Altbier und Coca Cola. Zu meinem Geburtstag in diesem alles in allem in vieler Hinsicht schrägen Jahr schenkten mir Freunde, die meine Sucht erkannt hatten, ein rundes Brotzeitbrett, auf das sie einen Hamburger genagelt hatten; dazu eine Flasche Cola (die ich übrigens noch heute ungeöffnet besitze). Man kann sich also vorstellen, dass mich McD von der Eröffnung der ersten Düsseldorfer Filiale im Tigges an der Ecke Graf-Adolf-/Oststraße im Sommer 1973 über etliche Jahre voll im Griff hatte. [Lesezeit ca. 4 min]
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Es war ja nicht so, als habe es vorher keine Burger in der Stadt gegeben. Das Wendy’s am Worringer Platz mit echten US-Burgern hat nicht lange gehalten, aber diverse Pommesbuden boten etwas an, was sie für Hamburger hielten; im besten Falle waren es flache Frikadellen mit bisschen Deko zwischen zwei Brötchenhälften oder bloß Toastbrotscheiben. Dass es so etwas wie Hamburger in den USA gab, wusste ich vom Bericht eines Austauschschülers, der so um 1965 herum aus Amerika zurückgekehrt war und davon berichtete, dass die da Fleisch mit Salat und Ketchup in süße Mürbchen täten und die sogar noch mit Puderzucker bestreuten.
Die Eröffnung der ersten deutschen McD-Filiale im Jahr 1971 in München bezeichnet also den Beginn der Burger-Kultur hierzulande. Wobei man mit dem Wort „Kultur“ angesichts der Rezepte vorsichtig sein sollte. Aber, 1973 war McDonald’s modern und hip und cool. Rasch folgten weitere Filialen: Am Worringer Platz, am Carlsplatz, am Bolker Stern, am Belsenplatz und und und. Natürlich machten sie den angestammten Pommesbuden ziemlich Konkurrenz. Denn vorher waren das die Tempel des Schnellimbisses, der damals noch nicht „Fast Food“ genannt wurde. Viel mehr als Fritten, Brat- und Currywurst, Schaschlik und höchstens Schnitzel boten die nicht an, aber der Frass war billig und schmeckte.
Mein Dasein als „Mäkkes“-Fan (auch „Mäcces“ oder „Mäckes“ geschrieben) endete eigentlich mit der Verbreitung dieser liebevollen Abkürzung. Denn je öfter ich selbst kochte, desto weniger mundete mir die Konfektionskost. Mitte der Neunziger Jahre hatte ich eine letzte Hochphase in Sachen McD; damals war die Filiale an der Grafenberger Allee mit Stammlokal, und am liebsten setzte ich mich in die erste Etage der wunderbaren Hochgarage von Schneider-Esleben und sah beim Kauen aus dem Fenster.
Inzwischen komme ich in einer dieser Burgerausgabestationen kaum noch zurecht. Das begann schon mit der Einführung des Menü-Wahns. Eigentlich wollte ich nie dieses Bündel aus Burger, Fritten und Softdrink. Zumal ich mich so um 1980 herum an Cola doof gesoffen hatte und gar keine Limos mehr trank. Später wurde es ja noch komplizierter mit den Menüs, die gleich mehrere Brötchen enthielten. Außerdem fand ich immer, dass die Speisekarte nicht mehr als die Klassiker umfassen müsste: Hamburger, Cheeseburger, Quarterpounder (Hamburger Royal), Big Mac, McRib, Fish-Mac, Pommes, Apfeltasche und Getränke. Heute muss ich ein Nümmerchen ziehen wie im Einwohnermeldeamt und ganz genau wissen, was ich will, um das dann irgendwo auf einem Display einzutippen.
Aber, ums Essen ging es die meiste Zeit ja gar nicht bei McDonald’s in Deutschland und auch hier in Düsseldorf. Spätestens ab Mitte der Achtzigerjahre waren die Burgerbratereien Treffpunkte für Jugendliche, die sich dort stundenlang an einer Coke festhielten und ihre Gemeinschaft zelebrierten. Irgendwann galt es als Belohnung, wenn Eltern mit ihren Kindern bei McD speisen gingen, selbst die bescheuerten Kindergeburtstage wurden großräumig angenommen. Und Nachtschwärmer, der ich zwischendurch auch jahrelang war, fanden hier ein spätes Essen und in den frühen Stunden einen Ort mit besonderer Melancholie.
Ja, natürlich habe ich auch an McDrives Mitnehmfrass geholt. In einer allerletzten Phase als Burgerfresser so um die Jahrtausendwende herum war es ein Familienritual, dass der Vater am Freitagabend reichhaltiges Wunschessen an der Filiale an der Mercedesstraße holte und ins heimische Unterrath verschiffte. Der Drive-in an der Völklinger Straße war regelmäßig Anlaufstelle, wenn wir mit dem Auto aus dem Urlaub kamen, und über die Südbrücke das wunderschöne Düsseldorf enterten. Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich beruhigt feststellen, dass ich persönlich nur 25 der 50 Jahre, die es McDonald’s in Deutschland gibt, ein wirklich treuer Kunde war. Immerhin…
2 Kommentare
McD hat mich nie sonderlich angezogen. Ich glaube, es hat vier oder fünf Jahre nach Eröffnung gedauert, bis ich mal Bock darauf hatte. Das Innere an der Oststr. erinnerte mich spontan an eine Freibank (nebenbei: hatten wir so etwas nicht auf der Bolkerstr? Hab ich so dunkel in Erinnerung). Eine Zeitlang fand ich gelegentlich den Fischmäc gut, später den (mittlerweile ungenießbaren) McRib. Allerdings hatten Schnellfraßbuden immer einen schweren Stand bei mir. Ich habe lieber die Metzgerei meiner Eltern geplündert 😀
Das erinnert mich an meine eigene Jugend.
So 1973/74 rum machte auf der Oststr./Graf-Adolf-Str. (im ehemaligen „Tigges am Türmchen“) der erste Mäcces auf.
Ganz schön weit, für uns Benrather Jungs und Mädels und dazu auch ganz schön teuer.
Aber die Dinge entwickelten sich gut: Unser Kumpel Michael K. fing dort an zu jobben. Mehrmals im Monat schmissen wir so gegen 24 Uhr unsere Kreidlers, Herkulesse oder Zündapps an und ab ging die wilde Fahrt in die „Stadt“.
Die ganzen Burger, McRibb oder AppelePie, welche nach Geschäftsschluss keine Abnehmer mehr fanden, wurden an uns verschenkt, Jedes mal ein Fest, damals…
Manchmal mussten wir uns aber auch 1x AppelPie durch 4 teilen, das war dann aber unser Kumpel Michael K. schuld, der hätte ja um kurz vor 24 Uhr mal besser nichts mehr verkauft.