Sind wir hier im Kom(m)ödchen oder bei Rosamunde Pilcher?
Bericht · Es geht um einen Generationenkonflikt im neuen Kom(m)ödchen-Programm zum 75-jährigen Jubiläum der Düsseldorfer Institution. „Bulli – ein Sommermärchen“, ist eher ein Generationen-Flickflack, sprunghaft, schwungvoll, temporeich. Wie hatte doch Kom(m)ödchen-Chef Kay Lorentz bei der Pressekonferenz gesagt: „Wir bauen unsere Geschichten so auf, dass man sich leicht mit ihnen identifizieren kann.“ Wohl wahr! [Lesezeit ca. 2 min]
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Zur Auswahl stehen: Steuerberater Jörg (Daniel Graf), einst „der schönste Mann von Flingern“ (glaubt er), verheiratet ist er mit Lena (Maike Kühl), die sich gefallen lassen muss, als „Greta Thunberg im Klimakterium“ tituliert zu werden. Beide sind verbunden durch den Doppelname Korbmacher-Flöns und die gemeinsame Tochter Jenny, die sie allerdings gerade wegen „mutwilliger Zerstörung der Erde“ verklagt hat.
Mit daran beteiligt: Hajo (Martin Maier-Bode), Rockbeauftragter in Dormagen, wo er auf’m Amt sitzt, wenn er nicht gerade „den radikalen Weg geht“ indem er sich krankschreiben lässt. Heiko Seidel gibt’s gleich im gegensätzlichen Doppelpack, als smarten Berliner Start-up-Coach und trottelig-verträumten Ornithologen, der dem letzten Haselhuhn hinterher hechelt. Köstlich! Alle!
Lena will aussteigen, in den alten, inzwischen mit einem Elektromotor ausgestatteten Bulli einsteigen, und noch mal wie einst nach Portugal – kommt aber nur bis Prüm in der Eifel, wo sie von dem Rest der Truppe und dem Schicksal eingeholt wird. Woodstock in der Eifel.
Bulli – ein Sommermärchen, Kom(m)ödchen, Kay-und-Lore-Lorentz-Platz, 40213 Düsseldorf, am 3., 4., 7., 10., 11., 17., 18., 27.,29. Mai, weitere Termine und Karten unter www.kommoedchen.de
Zwischendurch wird’s beinahe so märchenhaft, nicht nur durch den Auftritt vom radikalen Rotkäppchen, dass sich die Darsteller noch vor dem Publikum fragen: „?“ (die würde der wandelbare Heiko Seidel wahrscheinlich auch noch hinkriegen, der kann ja sogar Immanuel Kant).
Am Ende dann noch eine Portion Poesie, wenn das Ensemble mit Schattenspielen hinter einer Leinwand traumwandlerisch die Menschheitsgeschichte nacherzählt. Wer hat als Kind nicht auch solche Fingerübungen gemacht? Da kommt in dem kleinen, kuscheligen Theater so was wie Lagerfeuerromantik auf. Frenetischer Applaus, Standing Ovations für 75 Jahre Kom(m)ödchen im besten Alter!
Premiere sollte eigentlich schon am 29. März sein. Doch dann war plötzlich Krieg. Der Bulli musste im übertragenen Wortsinn noch mal auf die Arbeits-Bühne, am Programm gefeilt, Teile ausgewechselt, an Textschrauben gedreht werden. Ein Kraftakt für die bewährten Kom(m)ödchen Mechaniker, die den Bulli flott und fahrbereit gemacht und das VW-Zeichen mit dem Friedenssymbol übermalt haben: Texter Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Martin Maier-Bode, vom Regisseur Hans Holzbecher, für Bühne und Kostüm Véronique Wiesen.