Bericht · Schon seit 2006 kommt Robert Griess, laut Kölner Stadt-Anzeiger „die schnellste und frechste Klappe von Köln“, über den Rhein, um zu Jahresbeginn im Kom(m)ödchen auch den Düsseldorfern seine Jahresendabrechnung als deftige „Schlachtplatte“ zu servieren. Das macht er nicht allein, sondern er bringt jedes Mal ausgezeichnete Kollegen vom Fach mit. Da verderben nicht etwa viele Köche den Brei, sondern wetzen die Wort-Messer und kreieren ein köstliches Gericht – in doppeltem Wortsinn. Satire satt sozusagen. [Lesezeit ca. 2 min]
Na, schon gespannt auf den Beitrag? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn The Düsseldorfer versteckt sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen. Durch ein Abo oder den Kauf einer einmaligen Lesebeteiligung. Wir würden uns sehr freuen.
Es wird mit kabarettistischer Kelle reichlich ausgeteilt von Talenten, die sonst meist solo unterwegs sind („zu denen Jan Böhmermann seine Rechercheure zum Abschreiben schickt“): Sebastian Rüger (kennt man mit Mütze als eine Hälfte von Ulan & Bator), Henning Schmidtke greift in die Tasten, und Dagmar Schönleber ist kurz mal die Königin von Deutschland.
Da werden Politiker und Promis in die Pfanne gehauen, bekommt Jeder und Jede sein Fett weg, Christian Lindner der nicht nur zum Thema Klimaschutz persönlich eher klimaneutral daherkommt, die Grünen, die wohl in Zukunft mehr Kröten zu schlucken bekommen, als sie je über die Straße getragen haben, Merkel, die ja nie abgeschrieben oder ein Bobby Car angenommen, stattdessen brav ihren Biedermeier-Buddhismus vorgelebt hat, Zombie Friedrich Merz, der für sich Highländer und Sauerländer nicht zu unterscheiden in der Lage ist.
Dagmar Schönleber malt sich aus, was sie tun wäre, wenn sie Monarchin wär: Sie würde ein unfreiwilliges unsoziales Jahr einführen, und zum Beispiel den Nestlé-Vorstand mal die Kakaobohnen selber pflücken lassen.
Trump ist weg, aber Sebastian Rüger so was von da, auch wenn er ihm optisch so gar nicht entspricht (Achtung: Kompliment), ein Höhepunkt des Abends. Da wird sogar so ein ausgekochter Ex-Präsident verdaulich. Und wenn man zwischendurch kurz die Augen zumacht und dabei hellwach bleibt, erlebt man auch noch Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg. Wer blinzelt, sieht Karl Lauterbach als Vierling, wie er sich selbst in unterschiedlichen Talk-Shows zerteilt.
Insgesamt ein köstlicher Ohrenschmaus diese Schlachtplatte. Das Motto war: „Lachen über die Dinge, die sonst nur schlechte Laune machen“. Well done, hat gut geschmeckt, die Platte ist geputzt, das Jahr 2021 gegessen. Auch mit der beherzigenswerten Empfehlung, bevor man sich selbst im Festnetz auf’m Handy anruft, um mal wieder mit Jemand zu sprechen: „Lebe analog, solange Du es noch kannst.“ Dazu gehört unbedingt auch als Live-Erlebnis ein Besuch im Kabarett.
[Kom(m)ödchen Tickets 0211-329443]