Bericht · Als mich Hamzi Ismail vor ein paar Wochen anschrieb, antwortet ich mit „Hallo, Bruder im Geiste“, denn ich bin ein großer Fan seines WDR-Lokalzeit-Formats „Hamzi ’ne Frage„. Dort beantwortet er ausführlich und fundiert Fragen von Zuschauer:innen zu „Geheimnissen“ in unserer Region. Denn auch The Düsseldorfer ist immer auf der Suche nach Dingen und Orten in der Stadt, über die nicht jede:r etwas weiß. Es ging um den geheimen Tunnel unter der Immermannstraße, über den ich Anfang September einen Artikel gebracht hatte. Hamzi fragte an, ob ich vor der Kamera etwas dazu erzählen wolle, und ich willigte ein. Gestern brachte der WDR nun den Beitrag. Und – was soll ich sagen? – Hamzi hat besser recherchiert als ich…[Lesezeit ca. 3 min]
Denn ich hatte mich auf eine persönliche Erinnerung verlassen. Anfang der Achtziger war ich mit einem Verkehrsexperten befreundet, der sich mit allem, was in Düsseldorf rollte bestens auskannte … und wusste, wie man auch die nichtöffentlichen Bereiche besichtigen kann. Mit dem traf ich mich eines Nachts an der Ecke Immermann-/Karlstraße an einem merkwürdigen Blechdeckel, den er aufschloss. Wir stiegen gut fünf Meter in die Tiefe, und er leuchtete einen riesigen Raum mit seiner starken Handlampe aus. In meiner Erinnerung sah es wie ein U-Bahnhof aus.Na, schon gespannt auf den Beitrag? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn The Düsseldorfer versteckt sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen. Durch ein Abo oder den Kauf einer einmaligen Lesebeteiligung. Wir würden uns sehr freuen.
Nach nun fast 40 Jahren recherchierte ich, um was es sich handeln könnte und stieß auf diverse Dokumente, die davon sprachen, dass die Stadt schon zu Beginn der Sechzigerjahre eine Unterpflasterbahn hatte bauen wollen. Außerdem fand ich einen Netzplan, der die projektierten Linien zeigte – eine davon sollte vom Hauptbahnhof in Richtung Pempelfort abzweigen. Ich reimte mir das so zusammen, dass man zu Testzwecken ein Stück unterirdischer Strecke angelegt hatte. Dass die Pläne für eine Unterpflasterbahn zugunsten der späteren U-Bahn verworfen hat, war mir auch bekannt.
Genau so schilderte ich es, als ich mich am 13. Oktober mit Hamzi am WDR-Funkhaus am Medienhafen traf. Was er denn rausgekriegt habe, fragte ich. Aber er wollte damit nicht rausrücken bis ich meine Version in die Kamera gesprochen hatte. So geschah es. Als wir fertig waren, sagte Hamzi, er habe Kontakt mit dem Bauamt der Stadt gehabt, und sie könnten am Nachmittag im Tunnel drehen. Der sei keineswegs ein Relikt der geplanten Unterpflasterbahn, sondern Teil eines möglichen Straßentunnels! Der war gedacht als Verbindung von der östlichen Abfahrt des Tausendfüßlers unter dem Hauptbahnhof hindurch Richtung Oberbilker Markt.
Was für eine Überraschung! Und Ergebnis einer besseren Recherche – deshalb steht es im Wettbewerb von „Hamzi ’ne Frage“ vs The Düsseldorfer also 1:0 für Hamzi. Kann sich natürlich ändern…
4 Kommentare
Die Beiträge von Hamzi Ismail sind immer wieder toll und interessant! Gilt natürlich auch für Dich und Deine Beiträge, werter Rainer. Insofern tatsächlich „Brüder im Geiste“!
Danke für die Blümchen!
Gerne doch! Immer wieder ein Vergnügen…
Für mich steht es 1:1 für beide Recherche-Dachse! Vielen Dank an Euch beide für ein wirklich interessantes Puzzlestück Düsseldorfer Nachkriegs-Stadtgeschichte.