Seit den Tagen der unvergleichlichen Anna Maria Luisa d’Medici ist Düsseldorf eine Kunststadt – immer noch bietet die Stadt eine Auswahl interessanter Ausstellungshäuser.
Listical · Herbstzeit ist Museumszeit, denn wenn es draußen uselig ist, verbringt man die Freizeit gern drinnen. Da muss es nicht immer die Kneipe sein. Zumal Düsseldorf immer eine Reihe hochinteressanter Ausstellungen bietet. Hier die sieben wichtigsten Ausstellungshäuser der Stadt. Lesestück ·
1. Die Kunstsammlung: K20 & K21
Als Vater der Kunstsammlung NRW, die an drei Standorten in der Stadt untergebracht ist, muss man den ehemaligen Ministerpräsidenten (1958 ~ 1966) Franz Meyers sehen, dem sehr daran gelegen war, die Landeshauptstadt wieder zu einer Kunstmetropole zu machen. Ausgangspunkt war eine angekaufte Sammlung mit Werken von Paul Klee, die ab Mitte der Sechzigerjahre stetig um bedeutende Stücke zeitgenössischer Kunst ergänzt wurde. Die wurden anfangs auf etliche Bauten – u.a. das Schloss Jägerhof – verteilt gezeigt. 1986 wurde dann der Bau mit der prägnanten Granitfassade am Grabbeplatz fertig, der heute als K20 Teil des Museen-Trios ist und neben der Sammlung immer wieder mit Ausstellungen globaler Bedeutung begeistert.
Ebenfalls zur Kunstsammlung zählt das K21, das seit 2002 im Ständehaus am Kaiserteich untergebracht und auf zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts spezialisiert ist. Der Bau, der früher den Landtag der Rheinprovinz und bis 1988 den NRW-Landtag beherbergte, glänzt nicht nur mit teilweise atemberaubenden Sonderausstellungen, sondern einem reichhaltigen Rahmenprogramm.
2. Der Kunstpalast
Das ehemalige Kunstmuseum Düsseldorf nimmt den größten Teil des Ehrenhofs ein, dessen Westflügel zum Teil aus umgebauten Elementen des an dieser Stelle im 19. Jahrhundert erbauten Kunstpalastes besteht. Bekanntlich wurde das ganze Ensemble aus Rheinterrasse, Rheinhalle (heute: Tonhalle) und Ehrenhof zur berühmten Ausstellung Gesolei im Jahr 1926 errichtet. Bis 2001 betrieb die Stadt diesen Museumskomplex mit der Sammlung im Westflügel und speziell für Ausstellungen Düsseldorfer Künstler genutzten Ostflügel – bekannt vor allem durch die sogenannte „Große Kunstausstellung„. Besonders dieser Teil war einigermaßen marode und nur teilweise nutzbar; so entschloss sich die Stadt zu einer Privat-Public-Partnership mit der E.ON und der Metro-Group, die Mittel für den grundlegenden Umbau erbrachte. Im Gegenzug durfte die E.ON ein städtisches Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft des Museums, das eigentlich nicht als Bauland vorgesehen war, für einen Neubau nutzen.
Mit dem Neustart bekam das Projekt den Namen „Museum Kunstpalast“ sowie ein völlig neues Konzept. Inzwischen heißt es nur noch „Kunstpalast“ und versucht mit teils recht populistischen Ausstellungen die Massen anzulocken. Im Westflügel finden regelmäßig spannende Ausstellungen mit den Werken moderner Künstler, besonders: Fotografen statt. Die Sammlung wird ergänzt mit einem Atelier für Besucheraktionen und einer umfangreichen Bibliothek.
3. Das Theatermuseum
Das sogenannte Hofgärtnerhaus hat das Pech, durch den stadtplanerischen Aberwitz von Tamms und Konsorten, Düsseldorf zu einer autogerechten Stadt zu machen, an einer massiv befahrenen Kreuzung zu liegen. Zum Glück öffnet sich das Gebäude mit seinem Halbrund zum östlichen Teil des Hofgartens hin; hier befindet sich auch der Eingang zum Theatermuseum. Dessen Sammlung basiert auf dem, was Louise Dumont und Gustav Lindemann in den vielen Jahren ihrer Theaterarbeit zusammengetragen haben. Insofern hat das Theatermuseum eher regionale Bedeutung, was es aber nicht weniger interessant macht. Zumal das rührige Management immer wieder spannende Sonderausstellungen und Veranstaltungen organisiert, die für jeden Theaterfreund interessant sind.
4. Das NRW-Forum
Wer seine Kindheit und Jugend im Düsseldorf der Sechzigerjahre verbracht hat, erinnert sich wehmütig an das sogenannte „Wirtschaftsmuseum“, das in Wahrheit „Landesmuseum Volk und Wirtschaft“ hieß. In allen Ferien musste man einmal dorthin, auch wenn man die vielen Exponate, vor allem die interaktiven Dinge und den nachgebauten Bergwerksstollen im Keller in- und auswendig kannte. Über viele Jahre änderte sich nichts im Südwestgebäude des Ehrenhofs, deshalb blieben nach und nach die Besucher weg, und dann fiel das Museum dem Sparkurs der Stadt zum Opfer. Nach einer umfassenden Renovierung wurde dann das „NRW Forum Kultur und Wirtschaft“ in Kooperation von Stadt und Land eröffnet. Nun sollten Ausstellungen an den Schnittstellen von Kunst und Wirtschaft hier stattfinden; von Pop war viel die Rede und auch von Design. Aber erst das kongeniale Duo Werner Lippert und Petra Wenzel schaffte es, diesem Ansatz ein Konzept an die Seite zu stellen, die dem Anspruch gerecht wurde. So wurde das NRW-Forum von 1998 bis 2013 zu einem Hotspot all dessen, was den Menschen an Kreativem im normalen Leben begegnet. Ja, man konnte eigentlich auf Verdacht jeder Ausstellung dort besuchen, ohne fürchten zu müssen, mit Uninteressantem gequält zu werden.
Und wieder schlug das Sparschwein zu. Das Land NRW stieg Ende 2013 aus, die Fördermittel gingen fast auf null zurück, sodass Lippert und Wenzel quasi unter Protest ausschieden. Zwei Jahre lang dümpelte das NRW-Forum vor sich bis mit Alain Bieber ein neuer Leiter gefunden wurde, der das Museum (das mangels Sammlung keins ist) mit einem radikal modernen Konzept versah und dabei die Ansätze seiner Vorgänger in Richtung „Digitales“ noch ausbaute. Modern war das NRW Forum immer, jetzt sind seine Projekte manchmal so modern, dass nur die hippen Digital Natives damit klarkommen.
5. Das Stadtmuseum
Erst seit 1991 hat das Stadtmuseum seinen festen Platz am Rande der Altstadt gefunden. 1974 ursprünglich als historisches Museum vorgesehen, veränderte und entwickelte sich das Haus über die Jahrzehnte ständig und zog dabei etliche Male um. Das Konzept bezeichnet das Team um Direktorin Dr. Susanne Anna als stadtgeschichtlich, stadttheoretisch und partizipativ. Im Klartext: Im Erweiterungsbau des Spee’schen Palais zwischen Berger Allee und Bäckerstraße finden sich nicht nur jede Menge historischer Exponate, sondern auch Material rund um urbanes Bauen, Planen und Leben – dazu ein wechselndes und spannendes Programm zum Mitmachen. Wer das Stadtmuseum kennenlernen will, ist gut beraten, zuerst einen schnellen Rundgang zu wagen, um sich mit dem Angebot vertraut zu machen. Bei Bedarf kann man sich dann über einzelne Themen weiter informieren. Übrigens: Stadtmuseum und Stadtarchiv sind in Düsseldorf zwei voneinander getrennte Institutionen.
6. Aquazoo Löbbeke Museum
Bis Mitte der Achtzigerjahre konnte man die naturkundliche Sammlung des Düsseldorfer Apothekers Theodor Löbbeke in einem Hochbunker gegenüber des Zooparks sehen – weil es zudem eine Abteilung mit Hunderten von Aquarien und Terrarien gab, ist der ganze Bunker im Volksmund einfach nur „Aquarium“. Das Grundstück war begehrt, der Bunker sollte weg, und so kam es 1987 zum Umzug in den Neubau im östlichen Bereich des Nordparks und die Umbenennung in „Aquazoo„. Das Löbbeke-Museum war mit umgezogen, wurde aber am neuen Ort ein bisschen stiefmütterlich behandelt. Das änderte sich nach der Sanierung samt Umbau zwischen 2014 und 2017. Immer noch stehen die vielen Gehege für alles, was im und um das Wasser herum kreucht und fleucht bei den Besuchern im Vordergrund. Das neue Konzept aber hat viele der gesammelten Exponate des Löbbeke-Museums aufs Feinste integriert. Der Andrang an Wochenenden, an Feiertagen und in den Ferien ist oft so groß, dass man sich online Tickets besorgen sollte, um langes Anstehen an den Kassen zu vermeiden oder Gefahr zu laufen gar nicht eingelassen zu werden.
7. Das Schifffahrtsmuseum
Bekanntlich liegt Düsseldorf am Rhein, und der mächtige Strom ist seit alters her eine der bedeutendsten Wasserstraßen Europa. Gut, dass es in unserer Stadt ein kleines, aber sehr feines Schifffahrtsmuseum gibt. Das ist im Schlossturm am Burgplatz untergebracht und seit 2015 nach ausgiebigen Renovierungsarbeiten wieder geöffnet. Es handelt sich in erster Linie um eine didaktische Dauerausstellung zur Rheinschifffahrt, die regelmäßig durch hochinteressante Vorträge und Führungen ergänzt wird. Besonders Kinder lieben den Turm und die vielen Modelle auf den fünf Etagen. Und wenn man sich dann gemütlich alles angesehen hat, kann man oben in der sogenannten Laterne einkehren, sich erfrischen und die tollen Blicke über das Rheinufer und die Altstadt genießen.
[Fotonachweis: Titelbild – Leoni1234 via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 2.5; K21 – Hans Peter Schaefer via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0; Kunstpalast – © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons); Theatermuseum – Kürschner (talk) via Wikimedia als Public Domain – Matthias Neugebauer für The Düsseldorfer; NRW-Forum – © NRW-Forum Düsseldorf]