Im Durchschnitt ist Düsseldorf eine wohlhabende Stadt voller Besserverdienender – aber die Unterschiede zwischen arm und reich sind gewaltig.

Es gilt ja nicht nur für unsere schöne Stadt: Die Vorstellung von einer in irgendeiner Weise homogenen Bevölkerung geht an jeder Realität vorbei. Von DEN Düsseldorfer:innen zu reden – wie wir es in unserem kleinen Online-Magazin gern tun – ist nicht mehr als eine Vereinfachung, die alle sozialen, kulturellen und sonstigen Unterschiede glattbügelt. Am Ende steht ein Durchschnitt, und der lügt. So lag zur Zeit der Erhebung für das Jahr 2020 Düsseldorf unter den fünfzehn größten Städten Deutschlands in punkto Durchschnittseinkommen auf dem zweiten Platz; hinter München, aber zum Beispiel vor Hamburg, Frankfurt und auch Köln. Das verfügbare Jahreseinkommen lag im Schnitt bei 27.729 Euro, also 2.227,42 Euro monatlich.

Hört sich gut an. Vor allem, wenn man bedenkt, dass 44,7 Prozent (Stand: 2019) der Haushalte nur aus einer Person bestehen, also Single-Haushalte sind. Heißt im Klartext: Diese Einpersonenhaushalte haben im Schnitt über 2.200 Euro Monatseinkommen zur Verfügung. Im Prinzip gilt das auch für Haushalte, in den eine:r Alleinerziehende:r ein oder mehrere Kinder zu ernähren hat (betrifft rund 3 Prozent der Haushalte). Nur: Alleinerziehende Mütter und Väter haben in der Regel keine Möglichkeit das wunderbare Durchschnittseinkommen zu verdienen.

Das scheinbar hohe Einkommen relativiert sich durch die unfassbar hohen Mieten. Laut Mietspiegel liegt die durchschnittliche Kaltmiete (Stand 2022) bei unfassbaren 12,07 Euro! Übrigens: 2013 waren es noch knapp über 9 Euro. Der Durchschnittswert für Deutschland liegt aktuell sogar noch unter 9 Euro. Das bedeutet umgerechnet, dass jede:r Düsseldorfer:in 29,1 Prozent (laut Statista) des Einkommens für das Wohnen einplanen muss.

Rechnen wir kurz: 29,1 Prozent von 2.227,42 sind 648,17 Euro. Komisch, denn wenn man sich auf den einschlägigen Immobilienportalen tummelt, findet man für Düsseldorf in dieser Preisklasse aktuell nur rund fünfzehn Angebote – vorwiegend Appartements oder Ein-Zimmer-Wohnungen mit weniger als 30 Quadratmetern Fläche. Größere Wohnungen, also solche, die sich für Alleinerziehende eignen, gibt es zu diesem Tarif nur mit Wohnberechtigungsschein (WBS).

Nach oben ist das Angebot dagegen offen. In der Kategorie von Kaltmieten jenseits der 2.000-Euro-Grenze finden sich dagegen für Düsseldorf aktuell 120 Angebote – die teuersten Miet(!)wohnungen kosten mehr als 15.000 Euro Kaltmiete, die größten Paläste bieten 400 und mehr Quadratmeter. Kleine Milchmädchenrechnung für zwischendurch: Wer rund 29 Prozent seines Einkommens für das Wohnen in diesem Stil einsetzt, muss nach Adam Riese mindestens 40.000 Euro pro Monat verfügbares Einkommen haben. Wie gesagt: Diese Kalkulation ist fiktiv, weil die sehr, sehr teuren Mietwohnungen in der Regel nicht von Personen, sondern von Unternehmen angemietet werden.

Und trotzdem illustriert sie eine Tatsache, die Düsseldorf aus dem Kreis der anderen fünfzehn Großstädte heraushebt: Nirgendwo sind die Einkommensunterschiede so krass wie innerhalb der schönsten Stadt am Rhein. So liegt das Durchschnittseinkommen der rund 8.000 Einwohner:innen des Stadteilchens Wittlaer bei weit über 80.000 Euro pro Jahr, während die Menschen in Flingern Süd auf weniger als 22.000 Euro bringen. Zum Glück bildet dieser Schere auch die Unterschiede in den Durchschnittsmieten ab. Oder ist es umgekehrt: Wo die Besserverdienenden hinziehen, werden höhere Mieten verlangt…

Düsseldorf ist in sozialer Hinsicht eine gespaltene Stadt – wie alle deutschen Großstädte mehr oder weniger auch. Das betrifft aber nicht nur Einkommen und Mieten, sondern Konsum- und Freizeitverhalten. Gerade die Gastronomie in unserer Stadt zeigt die Spaltung: Nur noch in Hamburg und München ist die Dichte an Fine-Dining-Schuppen, in den die Menüs nicht unter 100 Euro pro Nase zu haben sind, höher als hier. Nur wenige andere Orte weisen so viele Geschäfte fürs Luxus-Shopping auf. Gleichzeitig aber kaufen immer mehr Schlechterverdienende in den Sozialkaufhäuser.

Denn die Zahl der Verarmten steigt auch bei uns von Jahr zu Jahr. Das spüren nicht nur die erwähnten Sozialkaufhäuser, sondern auch die Tafeln und Suppenküchen, die unsere armen Mitbürger:innen mit Lebensmitteln und warmen Mahlzeiten versorgen. Inzwischen gelten offiziell (Stand: 2020) 29.780 Haushalte als Bedarfsgemeinschaften im Sinne des SGB II, die Regelleistungen der Sozialsicherung beziehen. Das sind annähernd 6,9 Prozent. Im Schnitt betrifft dies Zweipersonenhaushalte, besonders Alleinerziehende mit einem Kind. Rund 3.900 Personen gelten offiziell als wohnungslos.

Nein, dieser Beitrag ist keine Anklage und auch kein Appell. Es geht nur darum, deutlich zu machen, dass die Schere zwischen arm und reich keine abstrakte Angelegenheit ist, sondern eine reale Spaltung der Bevölkerung – auch und gerade in Düsseldorf.

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