Wir haben uns ja daran gewöhnt, dass Düsseldorf seit alters her den Beinamen „die Kunst- und Gartenstadt“ trägt. Dafür, dass unser schönes Städtchen zur Kunstmetropole wurde, war natürlich die wunderbare Anna Maria Luisa de’ Medici zuständig, die zweite Gattin des verehrten Jan Wellem. Die Ehre, aus Düsseldorf eine Gartenstadt gemacht zu haben, gebührt aber dem großen Gärtner Maximilian Friedrich Weyhe.
Der entstammt einer wahren Gärnterdynastie, die mit seinem Tod noch lange nicht zu Ende war. Wobei man sich unter einem Gärtner zu jener Zeit niemanden vorstellen darf, der mit Schürze, Schere und Spaten persönlich an der Pflanzenwelt hantiert, sondern einen Gestalter; heute würde man vermutlich sagen: einen Gartenarchitekten oder einen Garten- und Landschaftsplaner. Die Vorstellung, öffentliche Parkanlagen für die Bürger einer Stadt herzurichten, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Karriere des Max Weyhe begann, ganz frisch und modern. Zuvor gehörten gestaltete Gärten immer zu den Schlössern der Fürsten. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden, vor allem in England und Frankreich, sogenannte „Volksgärten“, also Grünflächen für Jedermann. Aber es war erst der legendäre Landschaftskünstler Fürst Pückler, der die Vorstellungen von gestalteten Landschaften, die von den britischen Inseln kamen, auch auf dem Kontinent umsetzte. Revolutionär aber die Tatsache, dass er seine Parks fürs Volk öffnete. Während aber die französische Gartenkunst auf Geometrie setzte, ahmten Pückler und seine Nachfolger existierende Landschaften nach, wobei sie diese idealisierten. Diese Art der Parkgestaltung wirkte das gesamte 19. Jahrhundert über in ganz Europa und Nordamerika. Einer der fleißigsten und erfolgreichsten Vertreter dieser Kunst war eben Max Weyhe, der 1804 in Düsseldorf Hofgärtner war und auf optimale Voraussetzungen für seine Visionen stieß. Denn das Großherzogtum Berg, dessen Hauptstadt der Ort war, gehörte den Franzosen unter Napoleon. Und der erließ 1811 ein Dekret, dass jedes Jahr 100.000 Franc in die Verschönerung und Entwicklung der Stadt investiert werden sollten und dass die Stadt Eigentümer aller Grundstücke im Bereich der ehemaligen Festungsanlagen wurde. Weyhe, der bis dahin nur für das Stück Hofgarten zuständig war, dass zum Schloss Jägerhof gehörte, schlug vor, einen Ring aus Parkanlagen um die heutige Altstadt und die brandneue Carlstadt zu legen. Und zwar auf den städtischen Grundstücken der ehemaligen Bastionen unter Einbeziehung der zugehörigen Grabenanlagen. Die Realisierung dieses Vorhabens zog sich alles in allem über mehr als vierzig Jahre hin und konnte zum Glück fortgesetzt werden, nachdem 1813 Düsseldorf von den Preußen übernommen wurde. Der erste große Wurf des Parkgestalters, der für das Projekt höchstpersönlich mehr als eintausend Zeichnungen und Pläne anfertigte, war die Gegend zwischen dem Gebiet nördlich von Stadtschloss und St. Lambertus sowie der später Königsallee genannten Straße, die er in die Planung mit einbezog. Noch heute sind Struktur und viele Details, die Weyhe erdacht hatte, bestens zu erkennen, zum Beispiel an der Landskrone (Kö-Bogen). Dabei handelt es sich nicht um ein stehendes Gewässer, denn der Weiher wird durch die nördliche Düssel gespeist und versorgt auch den von Weyhe erstellten Kö-Graben.
Kaiserteich und Schwanenspiegel aus der Luft (Foto: Walter Koch via Wikimedia; siehe Bildnachweise unten)
Düsseldorf hat diesen großen Garten-, Park- und Landschaftsarchitekten mehrfach geehrt. Die uralte Straße, die von Pempelfort aus zum Ratinger Tor führt und den neuen Hofgarten von der Landskrone trennt, heißt nach ihm Maximilian-Weyhe-Straße. Im Hofgarten steht ein Weyhe-Denkmal, im Schlosspark gibt es einen ihm gewidmeten Gedenkstein; schließlich hat man auch die Säule auf seinem Ehrengrab auf dem Golzheimer Friedhof restauriert und als weiteren Gedenkort gestaltet.
Aus heutiger Sicht müssen wir Düsseldorfer dem Max Weyhe nicht nur dankbar für die wunderbaren Parks und Grünanlagen sein, sondern dafür, dass sein Konzept immer noch als eine Art Schutzschirm für die Altstadt und die Carlstadt wirkt, dass der Grüngürtel verhindert, dass immer mehr Geschäftshäuser die Innenstadt zu einem Mini-Manhattan haben verkommen lassen, denn dass es mit dem Dreischeibenhaus genau ein markantes Hochhaus an der Hofgartenstraße gibt, hat eine Menge mit der Struktur zu tun, die Weyhe für unsere Stadt erdacht hat.[Bildnachweis – Kaiserteich und Schwanenspiegel: Walter Koch via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 4.0;]