Sie kam aus der Buchhandlung Walther König und hielt – na, was? – ein Buch in der Hand. Jetzt krieg ich beschimpft Schümpfe vom Lokalpatrioten, meinte sie. Aber ich kannte die „111 Düsseldorfer Orte, die man gesehen haben muss“ von Peter Eickhoff (erschienen bei Emons, zu haben für 16,95) gar nicht. Die Bemerkung der guten Freundin bezog sich auf mein anhaltendes Granteln und Klugscheißen in Bezug auf Düsseldorf, meine Heimatstadt. Wie kaum eine andere deutschen Großstadt (zur Zeit mit rund 612.000 Einwohnern auf Rang 7, knapp hinter Stuttgart; aber die kriegen wir auch noch;-) steht man als heimatliebender Bewohner unter ständigem Rechtfertigungsdruck. Und meint das zumindest.
Vielleicht weil es über kaum eine andere Metropole derart viele, hartnäckige und dumme Vorurteile gibt – nicht zuletzt genährt und stabilisiert durch den großmäuligen Ex-OB Joachim Erwin, der im Mai 2008 von uns ging. Während man Provinzlern, die in die schönsten Stadt am Rhein einfallen, verdeutlichen muss, dass die Altstadt weder eine Ballermann-Filiale ist, noch dass dort ganzjährig Kirmes herrscht, ist es nötig, den Reisenden aus anderen Groß- und Mittelstädten klarzumachen, dass es ein Düsseldorf jenseits der Kö gibt. Und so bin ich gegenüber den armen Menschen, die nicht hier geboren wurden und nicht hier leben dürfen, eine Art Missionar, der auf die vielen kulturellen Leistungen, die in dieser Stadt erbracht wurden, aufmerksam macht – nicht zuletzt in diesem Online-Magazin. Und da fiel mir das besagte Buch zu, und ich las es am Stück und mit ab und an (wie man hier sacht) ein bisschen Pipi in den Augen.
Dieser Peter Eickhoff hat es tatsächlich geschafft, mit 111 Beschreibungen, die jeweils eine Seite umfassen, ein Porträt Düsseldorfs zu malen, das meiner Wahrnehmung zu 100 Prozent entspricht. Mehr noch: Ungefähr zehn der Orte sind in all den Jahren meinem lokalpatriotischen Blick entgangen, und die Liste der Orte, die ich auch mal besuchen muss, wurde deutlich länger. Und das will was heißen… Nun hat der liebe Peter aber nicht nur schöne, teils mit dem nötigen Schuss Ironie gewürzte Texte verfasst, sondern ebenso schöne und vor allem den Kern der Orte erfassende Fotografien beigesteuert. Ich sag dir, also: Wenn du auch nur einen Hauch Interesse an meiner geliebten Heimatstadt hast, dann MUSST du dieses Buch kaufen und durcharbeiten. Haben wir uns verstanden? Dann iss ja gut…
[Dieser Text erschien zuerst im Juni 2011 im Vorläufer-Blog „Rainer’sche Post“ – er wurde zur Feier der vollständig überarbeiteten Neuausgabe aktualisiert.]