Es gab solche Tage in den Schulferien, da gab es draußen nichts zu tun, weil das Wetter schlecht war oder die Freunde keine Zeit hatten. Für mich die Gelegenheit, meine Lieblingsmuseen zu besuchen. Neben dem Wirtschaftsmuseum im Ehrenhof (dazu demnächst mehr) war dies eindeutig das Ding, das damals allgemein nur „Aquarium“ genannt wurde. Denn im gewaltigen Zoobunker gleich gegenüber vom Eisstadion an der Brehmstraße gab es viel zu sehen. Und weil ich dank meines geliebten Biolehrers Reinhard Feuerstein am Leibniz-Gymnasium ganz früh zum Naturliebhaber geformt wurde, faszinierten mich nicht nur die Hunderten von Aquarien und Terrarien, sondern auch die Sammlungen des Löbbeke-Museums.

Schaukästen der Insektensammlung im Löbbeke-Museum

Schaukästen der Insektensammlung im Löbbeke-Museum

Diese unglaubliche Sammlung an Fossilien und präparierten Käfern und Schmetterlingen machte vieles von dem, was wir von Herrn Feuerstein über Darwin, Linné und Ökologie gelernt hatten, anschaulich. Aber, die besondere Atmosphäre in diesem Luftschutzbunker mit seinen labyrinthischen Gänge, Räumen und Treppenhäusern zog mich mindestens genauso sehr an. Vor dem Haupteingang an der Brehmstraße, der auch nicht mehr war als ein kleines Türchen, lag ein staubiger Parkplatz, an den Rändern versehen mit allerlei Gestrüpp. Da erschien der Krieg in den Sechzigerjahren wirklich noch nicht lange her.

Der Abriss des Zoobunkers in den frühen Nullerjahren

Der Abriss des Zoobunkers in den frühen Nullerjahren

Im Bunker selbst konnte man sich leicht verirren, weil die Exponate auf verschiedenen Ebenen untergebracht waren und man nie genau wusste, wo man denn eigentlich war. Immerhin gab es in allen Räumen Schilder, die in Richtung Ausgang wiesen. Museumswächter gab es wohl auch, aber man sah die selten und konnte sich in Ruhe das Wassergetier ansehen. Manchmal war ich fast ganz allein im Aquarium, und in den Räumen der Löbbeke-Sammlung traf man auch an belebteren Tagen nur selten jemand.

So sieht es heute an der ehemaligen Südwestecke des Bunkergrundstücks aus

So sieht es heute an der ehemaligen Südwestecke des Bunkergrundstücks aus

Wo die Aquarien untergebracht waren, gab es nur eine dürftige Beleuchtung in den niedrigen Gängen. Natürlich waren die – ziemlich kleinen – Haie und die Rotfeuerfische besondere Attraktionen; sie lebten in den größten Becken, die teilweise die Hälfte eines Raums einnahmen. Zu hören war nur das sanfte Blubbern der Umwälzpumpen. Gerade an Sommertagen war das Verlassen des Bunkers wie der Rücksturz auf die Erde nach dem Besuch einer anderen Galaxie.

Und dann eröffnete 1987 der Aquazoo in einem ziemlich futuristischen Neubau im Nordpark. Plötzlich war alles hell und modern und museumspädagogisch aufbereitet. Die besondere Magie des Aquariums konnte und kann man dort nicht mehr finden, dafür gibt es einfach mehr zu sehen und zu beobachten. Um den Zoobunker gab es jahrzehntelang lokalpolitisches Gerangel – bis er dann Anfang der Nullerjahre abgerissen und durch einen Wohnkomplex ersetzt wurde. Die Erinnerung an die kühle Ruhe im alten Aquarium aber bleibt mir immer in Erinnerung.

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