Analyse · Es gibt Testspiele in der Vorbereitungsphase, die sagen etwas über einzelne Spieler aus. Dann sind da die Testspiele, die schon ein bisschen auf die Möglichkeiten der kommenden Saison schließen lassen. Außerdem finden Freundschaftsspiele statt, die für irgendwelche Prognosen völlig sinnlos sind. Die zweistündige Partie gegen die Kickers gestern zählte zur letztgenannten Kategorie. Nun ist der FWK aus Fortuna-Sicht eh ein Scheißverein. Ihr Ergebener denkt an das blamable Pokalaus im schönen Würzburg im August 2014. Oder an die völlig bescheuerte Niederlage da im vergangenen Januar. Also lässt sich die Ansetzung dieses Spiels nur damit erklären, dass sonst kein anderes Team zu kriegen war. [Lesezeit ca. 3 min]
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Wie weit weg diese Partie vom normalen Liga- und Pokalbetrieb war, zeigen schon die Bedingungen: Man einigte sich auf zweimal 60 Minuten mit jeweils einer (längeren) Trinkpause nach 30 Minuten. Außerdem kündigte Trainer Christian Preußer an, die zweite Stunde mit völlig anderer Besetzung anzutreten. Wofür in drei Fußballteufelsnamen ist dann so ein Ding überhaupt gut? Na ja, Fußballer wollen Fußball spielen, auch im Training, aber nicht immer nur gegen die eigenen Kollegen. Testspiele machen mehr Spaß als die Schinderei, die zwingend zu seinem Trainingslager zählt. Zweitens bietet eine dermaßen unernste Geschichte die Möglichkeit, dem einen oder anderen Kicker mal Narrenfreiheit einzuräumen oder ihm einfach Spielzeit zu schenken.
Ein bisschen Narrenfreiheit
Wer neu im Kader ist oder in der Vorsaison selten bis nie eingesetzt wurde, hat die Chance, sich zu präsentieren. Heute war es Kelvin Ofori, der ganz offensichtlich Stammspieler werden will. Wie schon zuvor braucht der quirlige Kerl einen Sack voll der genannten Narrenfreiheit, aber mit seinen gerade 19 Jahren immer auch klare Ansagen. So motiviert war der gute Kelvin, dass er zeitweise mehr Defensivarbeit leistete als zu seinen Aufgaben gehörte.
Endlich an Bord waren Christoph Klarer und Leon Koutris, die für ihre Verbände unterwegs waren. Wie Fortuna-Pressesprecher und Video-Kommentator Tino Polster ganz richtig anmerkte: Schon klasse, dass ein Mann wie Leon, der als Rekonvaleszent zur Fortuna kam, es bis in die griechische Nationalmannschaft gebracht hat. Wieder durfte unser Zwote-Käpt’n Tim Oberdorf in der Innenverteidigung ran, in der ersten Hälfte gab Zimbo Zimmermann den rechten AV. Der Einfachheit halber hatte Preußer ein 4-3-3 angeordnet, dass gerade in der ersten Stunde kein bisschen funktionierte – die vertikalen Abstände zwischen den Ketten stimmten nicht, und die Reihen selbst standen eigentlich nie so wie sie stehen sollten. Nur gut, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Ligapartie in dieser Besetzung geben wird.
Noch ein Youngster, der überzeugt
Wo Daniel Bunk in den ersten beiden Testspielen für Begeisterung sorgte, war es nun David Savic, der jüngste im Kader, der auf rechts agierte als gehörte er schon zur Stammelf. Tyger Lobinger war als Spitze aufgeboten, wich aber eigentlich ständig auf die Flanken aus. Während der bereits erwähnte Ofori mit schöner Regelmäßigkeit in den Sechzehner dribbelte und dann … hängenblieb. Eigentlich zu erwarten: Cello Sobottka und Eddie Prib waren die stabilen Komponenten in diesem wilden Durcheinander, das sich mit 0:1-Toren verabschiedete. Dabei hatten die Fortunen in den neuen roten Heimtrikots gar nicht wenig Chancen, die sie aber durchweg verschenkten, wenn sie nicht am gut aufgelegten Kickers-Keeper scheiterten.
Geradezu absurd dann die F95-Truppe der zweiten Stunde: Nie, nie, nie wieder werden Dennis Gorka, Florian Hartherz, Adam Bodzek, Nikell Touglo, Khaled Narey, Shinta Appelkamp, Jakub Piotrowski und U23-Spieler Phil Sieben sowie Felix Klaus, Nicklas Shipnoski und Emmanuel Iyoha zusammen auf dem Platz stehen. Natürlich waren die Augen der Interessierten auf dem Wandergesellen Narey gerichtet, der bei seiner neusten Station endlich mal so etwas wie einen Durchbruch erleben möchte. Tatsächlich aber waren es vor allem Appelkamp und Klaus, die ein wenig Glanz ins fröhliche Gekicke brachten. So überzeugend wie die anderen Youngster zeigte sich auch Phil Sieben, der beinahe eine Bude gemacht hätte. Ansonsten trudelte die Sache ab der 90. Minute aus, und der von Flo Hartherz verwandelte Handelfer in der 117. Minute hatte für nichts eine Bedeutung.
Verrückt genug, aber in den sozialen Medien und Foren poppten tatsächlich rotweiß infizierte Leute auf, die diese Niederlage ernstnahmen und sich nicht entblödeten, das Abstiegsgespenst an die Wand zu sprühen. Hätte nur noch gefehlt, dass jemand „Preußer raus“ geschrieben hätte – aber so blöd ist dann doch kein Fortuna-Fan.
Das Spiel kann man sich in voller Länge im YouTube-Kanal F95tv anschauen und alles im Detail analysieren.