Meinung · Ihr und Euer in höchstem Maße ergebene F95-Beobachter hat ja schon beim Amtseintritt von Klaus Allofs seiner Skepsis Ausdruck gegeben. Dies auch mit der Begründung, dass der nach öffentlicher Meinung über Jahre erfolgreiche Fußballmanager noch nie unter vergleichbaren Bedingungen hat wirken müssen wie jetzt in Düsseldorf. Na ja, damals 1998 schon, da hat er sich bequatschen lassen, den F95-Trainer zu machen. Wie wir wissen mit, ähem, suboptimalem Erfolg. Bei Werder Bremen, aber… [Lesezeit ca. 6 min]
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…dort ab 1999 mit einer dank der Erfolgsjahre bis 1995 und spektakulären Transfererlösen mit einer ordentlich gefüllten Kasse. Es dauerte bis 2004 bis Werder wieder eine Spitzenmannschaft war, und das Duo Allofs und Schaaf schafften das beinahe im Alleingang. Auch weil sie in einer Ruhe arbeiten konnten, die man bei der guten, alten Fortuna nur selten fand. Als in Bremen dann das Geld knapp wurde, wechselte das Kläuschen flugs nach VW-Burg, das nach der Meisterschaft und durch das „Sponsoring“ der Volkswagen AG Kohle ohne Ende hatte. So richtig megaerfolgreich war sein Wirken dort nicht. Immerhin holte er still und heimlich Vertraute aus Bremen, zwischendurch unter anderem Dieter Hecking als Cheftrainer.
Der Ruhm dieser Fortuna-Legende basiert also vor allem auf seiner Zeit als Vorstand Profifußball und später Vorsitzender der Geschäftsführung bei Werder Bremen. Ab 2016 privatisierte Klaus Allofs, aber immer wieder gab es aus der F95-Gemeinde den Wunsch, das Kläuschen zur Diva zu lotsen. Hintergrund: Ganz unterschiedliche Kräfte im Verein und in der Fanschaft fanden es gut, eine Vereinsführung mit Stallgeruch zu installieren, um so die Identifikation mit dem Club zu stärken. Man vergaß leicht, dass die letzte Begegnung mit Allofs schon mehr als zehn Jahre zurücklag und durch aus nicht erfreulich für beide Seiten war.
Stattdessen entschied der damalige Aufsichtsrat 2019 vom Typ her das genaue Gegenteil zu holen: Thomas Röttgermann. In dessen Ära bei Wolfsburg, die von 2010 bis 2017 dauerte, fiel auch das Engagement von Klaus Allofs. Nun hat Röttgermann keine nennenswerte eigene Vergangenheit als Spieler, sondern war – zunächst bei Preußen Münster, dann in Gladbach und bei VW – immer Manager. Eine wie auch immer geartete Verbindung zur Fortuna gab es vor seinem Engagement im April 2019 nicht, Stallgeruch: Fehlanzeige. So konnte der gute Thomas beim Fanvolk nicht beliebt werden, und er versuchte das auch gar nicht erst. Überhaupt ist Röttgermann nicht im Mindesten einer, der nach Popularität strebt, sondern eher ein solider Arbeiter, uneitel und mit erfrischend wenig Machtdrang.
Klaus Allofs zur Fortuna zu holen, war ein Coup der beiden Aufsichtsräte Björn Borderding und Sebastian Fuchs. Gedacht auch als Gegengewicht zum drögen Röttgermann. Außerdem versprach man sich von der Allofs-Verpflichtung einen Zugang zum großen Spielermarkt der Oberklasse, denn „Connections“ soll er ja immer gehabt haben. Die Idee war im Prinzip, einem professionellen, aber fußballfernen Macher einen Sportvorstand an die Seite zu stellen und eben auch einen ächten Düsseldorfer Jong. Leider gab es aber mit Lutz Pfannenstiel seit Dezember 2018 bereits einen Sportvorstand. Die ganzen Verwicklungen vor denen der Verein nun steht, nahmen ihren Anfang mit dem überraschenden Abgang Pfannenstiels im Sommer 2020, als der von Vollidioten, die seine Frau aufs Übelste mobbten, aus der Stadt getrieben worden war. Da liftete man doch tatsächlich den Chefscout und Kaderplaner Uwe Klein in den Vorstand.
Resümieren wir: Zu diesem Zeitpunkt bestand der Vorstand aus Röttgermann als Vorsitzendem, Christian Koke als Marketingvorstand und Uwe Klein als Sportvorstand. Klaus Allofs wurde deshalb als Vorstand für Fußball und Gedöns. Dass man Allofs das Gedöns zuschob, war die einzige Möglichkeit, ihn im Vorstand unterzubringen, ohne UK ins Gehege zu kommen. Von außen betrachtet sah dieser Vorstand einigermaßen merkwürdig aus. KA den Bereich „Entwicklung“ zuzuordnen, muss aus heutiger Sicht als Affront gegen Röttgermann betrachtet werden, denn im Prinzip war der seinerzeit genau dafür geholt werden. Die Zuordnung des Bereichs „Kommunikation“ in den Beritt von Allofs trat dagegen Koke auf die Füße, denn eigentlich gehört dieses Tätigkeitsfeld zum Marketing.
Und nun haben wir den Salat. Bereits seit dem vergangenen Sommer wird über eine Neuordnung des Vorstands gerüchtet. Meistens in der Richtung, dass dieses Gremium wieder auf drei Posten reduziert und eher klassisch ausgerichtet werden sollte. Das heißt: Es gibt einen Vorturner, der den Verein repräsentiert und alle Abteilungen außer dem Finanzbereich und dem Profifußball verantwortet. Dazu einen Finanzvorstand, der nichts anderes tut als sich um die Zahlen zu kümmern. Und eben einen reinen Sportvorstand. Und an diesem Punkt beginnt der Aufsichtsrat Fehler zu machen.
Nachdem Klaus Allofs ohnehin seine Nase öffentlich für die Fortuna, also deren Profifußballer, rausgehalten hat, schien es logisch, ihm den Vorsitz anzutragen, was man auch tat. Welche Überraschung! Das Kläuschen wollte das nicht! Oha, was nun? Der Vertrag von Thomas Röttgermann läuft bekanntlich im Sommer aus – Ihr Ergebener hat vehement dafür plädiert, TR im Vorstand zu behalten; dies in der irrigen Annahme, Allofs könnte sich einen Job als Frühstücksdirektor vorstellen und Röttgermann könne damit leben, nicht mehr Vorsitzender zu sein. Nun haben wir den nächsten Salat: Thomas Röttgermann hat das Angebot des Aufsichtsrats weiterzumachen abgelehnt.
Und zwar mit der Begründung, ihn habe das personelle Vorstandskonzept des Aufsichtsrates nicht überzeugt. Diese Aussage lässt sich leicht interpretieren: Erst wollt ihr mich nicht mehr als Vorturner und jetzt, wo Allofs den Vorsitz abgelehnt hat, macht ihr mir ein Angebot. Ihr Ergebener hätte da wohl auch abgelehnt. Der eigentliche Hintergrund der Verwicklungen dürfte aber ein zweifacher Machtkamp (um es mal dramatisch zu formulieren) sein. Stellen wir uns Klaus Allofs ruhig mal als ausgeprägten Machtmenschen vor, der das hinter einer gelassen, freundlichen und höflichen Maske verbirgt.
Seine Machtpolitik, das wissen wir aus seinen Zeiten in Bremen und Wolfsburg, übt er auf ganz klassische Weise aus: Er holt still und heimlich lauter Vertraute auf diverse Posten im Verein. Im Fall des Geschäftsführers Sport & Kommunikation Tino Polster ist die Sache offensichtlich. Den ehemaligen RTL- und DSF-Kommentator hatte Allofs in Bremen ab 2002 an seiner Seite. Auch Athletiktrainer Andreas Gross hat eine, wenn auch kurze, Bremer Vergangenheit. Mehr ist da zunächst nicht; auch nicht, wenn man ein bisschen tiefer in der Wolfsburg-Vergangenheit gräbt. Welche Rolle Klaus Allofs bei der unrühmlichen Trennung des Vereins von Co-Trainer Tommy Kleine spielte, ist unbekannt.
Das Statement von Thomas Röttgermann ist auch eine recht scharfe Kritik am Aufsichtsrat. Nicht nur in Bezug auf die ihn betreffende Entscheidung. Wörtlich mahnt TR an: „In den letzten Wochen und Monaten ist deutlich geworden, dass es offensichtlich sehr schwierig ist, eine breite Meinungs- und Willensbildung im Aufsichtsrat auszulösen und für dringende – auch personelle – Weichenstellungen eine ausreichende, qualifizierte Mehrheit zu erreichen.“ Das ist verschwurbelt formuliert und lässt Raum für Interpretationen. Zwischen den Zeilen wird ein interner Machtkampf im Aufsichtsrat angedeutet. Wo da die Frontlinien verlaufen und worin sich die Sichtweisen der Fraktionen unterscheiden, sagt Röttgermann natürlich nicht.
Ein bisschen riecht es danach, dass die jungen Wilden, also Borgerding, Fuchs und auch Böcker den Rest der Bande nicht angemessen mitnehmen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Kapazitäten der einzelnen AR-Mitglieder für dieses Amt sehr unterschiedlich sind. Besonders im Fall von Peter Frymuth, der als DFB-Vizepräsident ganz bestimmt genug zu tun hat, und Martina Voss-Tecklenburg, die durch ihren Job als Nationaltrainerin natürlich auch gut ausgelastet ist. Bei Tim Greiner-Mai weiß man, dass er durch und durch Fan ist und sich an Machtspielchen nicht beteiligen wird. Dieter vom Dorff, kraft seiner Position als Vertreter des Sportausschusses seit 2005 in den Aufsichtsrat bestellt, hat bisher auch nicht dadurch geglänzt sich Fraktionen anzuschließen. Bleiben als potenzielle Opposition noch Lutz Granderath und Horst Peters. Ob und was die gegen die Achse Borgerding-Fuchs-Böcker haben, darüber kann nur spekuliert werden.
Fassen wir zusammen. Das Kind liegt im Brunnen, während oben der sportliche Baum brennt. Aufgabe des Aufsichtsrates ist es nun, GANZ SCHNELL eine tragfähige und sinnvolle Vorstandskonstruktion zu kreieren und die so definierten Posten angemessen zu besetzen. Wie die Dinge liegen, wird Klaus Allofs darin die einzige Konstante sein. Vielleicht hat er genau das so gewollt…
2 Kommentare
Stimmt nicht, Allofs wurde installiert im September 2020 als Pfanne schon weg war. Der ging im Mai. Der farblose Uwe Klein war damals wie auch leider heute noch Sportvorstand.
Danke für den Hinweis! War falsch formuliert – wird geändert.