Ja, ja, die glorreiche Diva steckte bis über die Ohren im Abstiegssumpf. Und leider sah die von Herrn Funkel angeordnete Spielweise auch nicht so aus, als könnte sie etwas dran ändern. Später zu behaupten, mit einem fitten Stöger, einem kurierten Karaman und Valon Berisha hätte das Denkmal den Abstieg vermieden, ist eine ziemlich schlappe Fahrradkette. Denn tatsächlich änderten sich die Auftritte unserer Jungs sofort und zwar deutlich, nachdem Uwe Rösler als Cheftrainer installiert war. Warum aus diesem erfrischenden Pressing- und Flachpass-Fußball nicht mehr Punkte wurden, darüber reden wir dann in der nächsten Folge. Schaufeln wir uns erst einmal durch bis zum genickbrechenden 3:3 gegen die Hertha und das schockierende Aus im Pokal.

Leverkusen vs F95 3:0 – 26.1.2020

Lev vs F95: In Blau und konzentriert vor dem Anpfiff

Lev vs F95: In Blau und konzentriert vor dem Anpfiff

Wie wir heute wissen, hatte der Funkel Friedhelm mit dem Sieg gegen Union seinen Dätz noch einmal aus der Schlinge gezogen, und auch die bescheuerte Niederlage zuhause gegen Bremen brachte noch nicht seinen Rausschmiss. Also durfte er auch gegen Pillekusen nochmal ran. Und überraschte dann doch wieder nicht – weder neim Spielplan, noch bei der Aufstellung. Warum auch? War doch sein Rezept bei Auswärtsspielen gegen übermächtige Gegner immer recht erfolgreich. So auch dieses Mal … zunächst. Denn in den ersten zwanzig Minuten gelang der Werkslef wenig bis nichts, weil die Fortunen gut standen. Die hatten sogar Chancen, die Jungs im ungewohnten Blau. Auch nach dem 1:0 war erstmal nicht Land unter. Es war ein schönes Tor gegen einen regungslosen Kastenmeier, der dann auf jeden Fall das 2:0 auf seine Kappe nehmen muss. Eine saustarke Viertelstunde ab der 60. hätte auch den Ausgleich bringen können, tat sie aber nicht. Am Ende ging die Niederlage okay, F95 fand sich auf dem letzten Tabellenplatz und Trainer Funkel wurde am Montag entlassen.

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F95 vs Frankfurt 1:1 – 1.2.2020

F95 vs FFM: Alle Augen auf Uwe Rösler

F95 vs FFM: Alle Augen auf Uwe Rösler

Und dann hatte Sportvorstand Lutz Pfannenstiel einen gewissen Uwe Rösler aus dem Hut gezaubert. Dem schlug einige Skepsis der Anhänger entgegen, die der hierzulande als Coach kaum bekannte Ex-Profi schon mit der Aufstellung ein bisschen widerlegen konnte. Zum ersten Mal sahen wir dieses 3-5-2, auf das UR abfährt, zum ersten Mal sahen wir auch Kevin Stöger von Beginn an. Und dann auch noch Rösler-Liebling Valon Berisha. Wie die beiden wirbelten! Es sah nach modernem Fußball aus, was die in den ersten zwanzig Minuten da spielten. Ausgerechnet Nana Ampomah, der bis dahin vor allem durch eigensinniges Festlaufen und Übersehen der Mitspieler schlecht aussah, machte in der 52. Minute das 1:0 … das die Kölner Lemuren nicht gelten ließen. Trotzdem: Alles fühlte sich so anders an als unter Funkel. Aber dann in der 78. Minute: Ayhan haut einen Freistoß drauf, einer fälscht den ab – F95 führt! Und eigentlich war das Ding auch zugunsten der Fortuna gelaufen, hätte ein anderer Schiri auf dem Platz gestanden. Der gab in der 93. einen Freistoß für die SGE frei, obwohl Kastenmeier seine Mauer noch nicht gestellt hatte. Ausgleich. Wut, Frust, Aggression…

K’lautern vs F95 2:5 – 4.2.2020

K'Lautern vs F95: Wunderschöne Tore

K’Lautern vs F95: Wunderschöne Tore

Immer noch hoffte nicht nur Ihr Ergebener auf den Pokal, zumal es die Losfee ja einigermaßen gut meinten mit dem zweimaligen Pokalgewinner aus der schönsten Stadt am Rhein. So brachte die Partie in K’Lautern eine wunderschöne, sehr nostalgische Auswärtsfahrt und ziemlich kalte Füße. Uwe Rösler zeigte seinen Coaching-Stil: Immer in Bewegung in seinem Kästchen, immer redend und zeigend, immer dicht am Spiel – also ganz anders als der Graukopp mit Wohnsitz Krefeld. Außerdem nutzte er das Spiel gegen den Drittligisten aus der ominösen Region für diverse Experimente. Erstens: Zanka durfte anstelle von Hoffmann von Beginn an rein und machte seine Sache sehr ordentlich. Zweitens: Rouwen Hennings und Nana bildeten die Doppelspitze, Stöger blieb erstmal draußen, für ihn durfte Ayman Barkok ran (der es so schlecht machte, dass er nach der Pause draußen bleiben musste). Drittens: Kelvin Ofori, dieser – wie heißt es unter Spochtrepochtern? – „ungeschliffene Diamant“ durfte in der zweiten Halbzeit von Beginn an ran. Dementsprechend konfus verliefen die ersten 45 Minuten: Führung F95, direkter Ausgleich K’Lautern. In der 39. Minute sogar der Führungstreffer für die Betzenteufelchen. Da machte sich Besorgnis breit unter den Mitgereisten. Aber in der zweiten Halbzeit setze sich die spürbar höhere Qualität durch, und die Fortunen machten vier blitzsaubere Tore. Berlin, Berlin… und so weiter.

VW-Burg vs F95 1:1 – 8.2.2020

Gespanntes Rudelgucken der Fans draußen an der Retematäng

Gespanntes Rudelgucken der Fans draußen an der Retematäng

Und weiter ging’s mit der neuen Fortuna in der Geschmcksrichtung Rösler. 45 Minuten lang beeindruckte die Mannschaft die VW-Elf durch konsequentes Pressing und ein fabelhaftes Zweikampfverhalten. Dazu noch das 1:0 durch Matthias Zimmermann in der 13. Minute. Hach, sah das vielversprechend aus. Umso mehr, als ein Golfsburger in der 48. Minute mit einer glatten Roten raus musste. Allerdings hattes schon Mitte der ersten Halbzeit den guten Kaan Ayhan erwischt, der dann in der 40. Minute verletzt vom Platz ging. Sagen wir so: Nach der Pause kamen die Hausherren mit mehr Schwung auf den Rasen, aber wer gedachte hätte, der frühe Platzverweis würde sie bremsen, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Der sonst solide Suttner leistete sich einen kapitalen Aussetzer, was den Ausgleich zur Folge hatte. Trotzdem gelang es unseren Jungs, immer wieder Druck aufzubauen, ja, die Gegner teilweise schwindlig zu spielen. Nur, es gab zu wenig Chancen, sonst hätten sie dieses Auswärtsspiel eigentlich gewinnen müssen.

F95 vs Gladbach 1:4 – 15.2.2020

Jeder Fan ein Kameramann

Punktgleich mit den Fischköppen und nur ein winziges Pünktchen vor den Paddelbirnen stand F95 auf dem 16. Tabellenplatz. Und am 22. Spieltag mussten die Burschen daheim gegen die Ostholländer ran, die gerade einen ziemlichen Lauf hatten und auf dem Weg zum zweiten Platz waren. Da hatte sich keiner wirklich was ausgerechnet. Tatsächlich aber hielten die Rotweißen in der ersten Halbzeit nicht nur mit, sondern wären um ein Haar mit einer Führung in die Pause gegangen. Ja, das war Fußball auf Augenhöhe, vor allem das feine Flachpassspiel der Geschmacksrichtung „One Touch“ wusste zu gefallen. Nur eine Figur auf dem Brett, die lag so völlig daneben, dass sich die Kurve nach 45. Minuten fragte: Der wird doch wohl Kasim Adams auswechseln, der letztlich erst zur 81. Minute ging und bis dahin an drei Toren der Gäste einen Anteil hatte. Und während es bis zur 75. Minute eher nach Ausgleich roch, brach unserem Team das 1:3 das Kreuz.

Freiburg vs F95 0:2 – 22.2.2020

Es war der Karnevalssamstag. Der eine oder andere hatte schon mal was von Corona gehört, aber in der Retematäng gab’s Sardinenbüchse, sodass beinahe die Fenster geplatzt wären. Ein Sieg musste her, das war klar, denn ersten wollte man Mainz in Reichweite halten, und zweitens den Abstand auf die beiden Letzten vergrößern. Als bekannt wurde, dass wieder der fürchterliche Willenborg schiedsen sollte, sank die Stimmung. Die sich angesichts der Aufstellung und erst recht nach den ersten Spielminuten und schon gar nach dem grandiosen 1:0 durch einen Hofmann-Kopfball nach genialem Zuspiel von Stöger schrittweise aufhellte. Man muss aber auch sagen, dass die Freiburger keinen guten Tag in der Karnevalslotterie gezogen hatten; kurios, dass einer von denen etliche Minute in der Kabine verbrachte bzw. auf dem Klo und die glorreiche Fortuna durch einen Duracell-Lauf von Thommy zum 2:0 kam, vervollständigt einen Tag, der manchen F95-Fan in das ganz große Altbierfass stürzen ließ, aus dem er vor Dienstag nicht wieder auftauchte.

F95 vs Hertha 3:3 – 28.2.2020

Umgehauen

Es sah so aus, als hätte Uwe Rösler nicht nur sein System gefunden, sondern auch die perfekte Startaufstellung, denn zur Pause stand’s 3:0. Alles harmonierte, und Kenan Karaman hatte einen Sahnetag. Natürlich waren die vollverpreezten Berliner dank Grinsiklinsi ziemlich durch den Wind, aber an diesem Tag in dieser Form hätte F95 jeden anderen Gegner fertigmachen können. Wäre da nicht dieser unerklärliche Einbruch passiert, der auch noch mit einem völlig bescheuerten Eigentor durch Flo Kastenmeier begann. Und den hatte ausgerechnet Erik Thommy in die Bredouille gebracht. Dann ein feiner Konter mit einem Superpass – und alle Fortuna-Spieler pennen, alle! Nach dem 2:3 waren alle Türchen offen, geöffnet durch völlig irre Auswechslungen von UR, der offensichtlich schon eine Viertelstunde vor Schluss voll auf Halen setzen wollte und Zanka für Thommy und Morales für Berisha brachte. Hinterher hieß es aus Funktionärskreisen, alle drei Wechsel seien irgendwie konditionsbedingt geschehen. Kann man glauben, muss man aber nicht.

Saarbrücken vs F95 7:6 i.E. – 3.8.2020

650 ist nicht gleich null. Denn obwohl nun klar war, dass die Seuche real existierte, wurde noch nicht geistergespielt. Auch nicht in Völklingen, wohin eben nur wenige F95-Supporter anreisen durften. Es handelt sich um einen schwärzesten Tage im Fortuna-Leben Ihres enorm ergebenen Berichterstatters, und vielleicht ist es auch gut, dass er nicht zu den auserwählten Reisenden gehörte. Ansonsten möchte er über das Aus im Viertefinale des DFB-Pokals der Saison 2019/20 nicht sprechen. Punkt.

[Fortsetzung folgt.]

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