Bericht · Beim ersten Schritt durch das Tor sich in der wohltuenden Weite der Halle verlieren. Im zweiten Schritt von den ausgestellten Kunstwerken in den Bann gezogen werden. Im dritten Schritt sich wieder verlieren – in Gedankennachklängen, Assoziationsketten und der Freude den Spannungsbogen einer sehr gut präsentierten Ausstellung genossen zu haben. Mit „Mirrors and Windows“ widmet sich die Sammlung Philara einem besonderen Datum. Seit erst hundert Jahren sind Studentinnen an der Kunstakademie Düsseldorf zugelassen. [Lesezeit ca. 2 min]
Damit gewährte die Düsseldorfer Akademie als eine der letzten Iinstitutionen der Kunst Frauen Zugang zur professionellen Ausbildung, drei Jahren nach der Einführung des Wahlrechts für Frauen. Gezeigt werden Arbeiten ehemaliger und aktueller Professorinnen der Akademie wie Rita McBride, Nan Hoover, Rissa oder Rebecca Warren, insgesamt werden 18 Künstlerinnen vorgestellt.
Neben den Werken sind QR-Codes platziert. Über sie gibt es einen umfassenden Einblick in das Schaffen der Frauen. Einen besonderen Status hat Hilla Becher. Sie wirkte mit ihrem Mann Bernd Becher als Einheit, folgerichtig ist ihr Name mit seinem zu einem Wort verschmolzen: Bernd-und-Hilla-Becher. Nachdenklich machen die Informationen, die während der Führung eher beiläufig erwähnt werden. Karin Götz legte sich zur Wahrung ihrer Eigenständigkeit das Pseudonym Rissa zu. Sie wollte so verhindern, dass ihre Arbeiten in Verbindung mit ihrem Lehrer an der Akademie und späteren Mann Karl Otto Götz gebracht wurden. Der Pionierin für Performance- und Lichtkunst Nan Hoover war es wichtig geheim zu halten, dass sie drei Kinder hatte. Strategien, die für beringte Malerfürsten oder hasenaffine Aktionskünstler nie notwendig gewesen waren.Im Rahmen der Ausstellung wird die aktuelle Ausgabe der Zeitung „wormhole“ unterstützt. Sie wurde im Februar 2020 von Studierenden der Düsseldorfer Kunstakademie gegründet und ist eine Plattform für Rechte der Personen aus der LGTQ+-Community. Außerdem analysiert sie die Akademie-Strukturen, die Machtmissbrauch und Diskriminierung begünstigen
Sind die Bedingungen für Frauen im Kunstbetrieb nach wie vor schwieriger als für Männer? Tatsächlich gibt es spätestens nach Abschluss des Studiums einen Schwund in der Wahrnehmung. Noch vor sieben Jahren wurde beim traditionellen Rundgang durch die Akademie die Frage nach dem weiteren Werdegang der Studentinnen mit einem „Die bekommen halt Kinder und sind nicht so gut“ beantwortet. Mit tiefster Ernsthaftigkeit des Herrn, der durch Ausstellung der Klassen führte. Dabei sind mittlerweile 60 Prozent der Studierenden Frauen. Auch darum ist die von Katharina Klang kuratierte Ausstellung von besonderem Mehrwert.
[„Mirrors and Windows„, bis 3. Oktober; Do, Sa, So 14 bis 18 Uhr, Fr 14 bis 20 Uhr, Birkenstraße 47a, (0211)24862721]