[Heute, am 18. April 2018, wird das Savoy an der Graf-Adolf-Straße 60 Jahre alt – aus diesem Anlass haben wir unsere Artikelserie über „Kinos in Düsseldorf“ noch einmal nach oben geholt.] Als im Dezember 2004 die Lichtburg an der Kö geschlossen wurde und dem Vorzeigeladen eines US-amerikanischen Kaffeeschuppens weichen musste, starb die Düsseldorfer Kinokultur. Für viele Cineasten aus der schönsten Stadt am Rhein war dies der Zeitpunkt, sich ganz auf die feinen, alten Programmkinos zu konzentrieren, um die großen Multiplexe mit ihrem immer gleichen US-amerikanischen Entertainment-Schrott zu meiden. Bambi, Metropol und Cinema hießen jetzt die Treffpunkte der Kinogemeinde, dazu auch das Souterrain in Oberkassel und die Blackbox im Filmmuseum. Dies waren spätestens ab 2005 die Orte, an denen man die guten und wichtigen Filme sehen konnte. Später kam dann auch noch das Atelier im Savoy hinzu – der Schuhkarton-Saal in einem der schönsten ehemaligen Großkinos. Aber die Schließung der Lichtburg stellte eine deutlichere Zäsur dar als das Ende der großen alten Lichtspielhäuser rund um die Graf-Adolf-Straße: Rex, Europa, Savoy, Berolina, Residenz, Asta Nielsen.
Dabei war dies bereits die zweite Welle des Kinosterbens in der Stadt, dem bis etwa 1970 nicht nur sämtliche Stadtteilkinos, sondern auch Traditionslichtspieltheater wie der Kristall-Palast an der Immermannstraße oder das Kino am Worringer Platz zum Opfer gefallen waren. Dies als Ergebnis einer bundesweiten Krise der Filmindustrie und vermutlich Folge der wachsenden Verbreitung von Fernsehgeräten und ansteigender Beliebtheit der Glotze.
Die Ära der Multiplexe
Da war die Eröffnung des UFA-Palastes im Sommer 1997 eher Beginn eines brutalen Verdrängungswettbewerbs unter den Lichtspielhäusern. Das erste Multiplex der Stadt erlebte in den ersten zwei, drei Jahren einen massiven Boom und saugte – besonders im Bereich der Kassenschlager – die Besucher der alten Großen entlang der Graf-Adolf-Straße förmlich auf. Dass gleichzeitig eine zweite große Krise der Kinos in Deutschland ablief, war zunächst nicht zu erkennen. Denn dass die Besucherzahlen des UFA-Palastes zurückgingen, obwohl andere Kinos schlossen, wurde zunächst eher darauf geschoben, dass Ende 1998 das UCI am Südende des Medienhafens eröffnet hatte. Im Rausch der Besucherströme hatte die UFA außerdem selbst ein zweites Multiplex an der Hansaallee in Oberkassel eröffnet.
Plötzlich gab es mehr Kinosäle in Düsseldorf als zu den Zeiten der Traditionslichtspieltheater. Weil aber dank der entstehenden DVD-Kultur die Bereitschaft der Menschen abnahm, Filme im Kino zu genießen, gerieten beide UFA-Multiplexe in Schwierigkeiten. Nach einigem Hin und Her ab 2002 blieb nur noch der UFA-Palast am Hauptbahnhof, während aus dem linksrheinischen UFA-Palast Forum das CineStar wurde. Ab etwa 2005 war die Situation dann so, dass die sogenannten „Blockbuster“ im Ringelreihen durch die Multiplexe zogen und dabei von den größten Sälen langsam in die Schuhschachteln wanderten.
Mehr als bloß Spielfilm
Allein mit noch mehr Reklame waren die nötigen Umsätze allerdings nicht mehr zu erzielen, und die Betreiber setzten auf Innovationen und filmfremde Events. Legendär die Versuche, durch Live-Übertragungen vom Superbowl im American Football die Massen mitten in der Nacht in den UFA-Palast zu locken. Auch die erste Welle von 3D-Filmen unter dem Namen „IMAX„, die spezielle Kinosäle und eine extrem aufwändige Vorführtechnik erforderten, brachte keine größeren Zuwächse. Dafür holte ein umgestelltes und erweitertes gastronomisches Angebot wieder mehr Leute in die Multiplexe.
Vorreiter war hier die UCI Kinowelt mit einem sehr guten italienischen Restaurant und zwei Bars fernab des in Kinos üblichen Standards. Plötzlich ging man ins „UCI“, um erst lecker zu essen und sich dann einen netten Streifen anzuschauen. Der Abend klang dann mit ein, zwei feinen Cocktails aus. Auch der UFA-Palast und das CineStar folgten diesem Muster. Gleichzeitig spaltete sich der Filmgenuss bei den Konsumenten wieder auf. Während der „DVD-Abend“ mehr in Richtung „Abhängen“ ging und mit dem Anschauen von mindestens zwei Spielefilmen zelebriert wurde, errang der Kinobesuch wieder den Charakter von „Heute Abend gehen wir aus“.
Stabile Programmkinos
Nachdem es Bambi, Metropol und Cinema einige Jahre lang nicht gut gegangen war, bildete sich zwischen etwa 1995 und 2005 ein Publikum heraus, dass den üblichen Hollywood-Produktionen nicht mehr interessiert war, zwar gern mal Großes Kino aus den alten Zeiten sah, aber vor allem eine Vorliebe für den unabhängigen europäischen Film entwickelte. Hinzu kam ein wachsendes Interesse am Weltkino aus Asien, Afrika und Lateinamerika; schließlich erfreute sich auch der nordamerikanische Independent-Film wachsender Beliebtheit.
In der nächsten Folge unserer kleinen Serie über Kinos in Düsseldorf betrachten wir die Historie und die Gegenwart der sogenannten „Programmkinos“ ein bisschen genauer und erzählen ein paar Geschichten über das Kinogehen in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Gleichzeitig bitten wir alle Düsseldorfer, die hier geboren und aufgewachsen sind oder schon seit mindestens 40 Jahren hier wohnen, um Erinnerungen an ihr Kinoerleben in der Stadt – vor allem rund um die Kinos in den Stadtvierteln.
6 Kommentare
Für interessierte http://www.astanielsen.net/
Ich könnte was über Kinos in Kassel erzählen, immerhin habe ich in Nordhessen 3 Jahre meines Lebens verbracht. Zum Beispiel gab es das „Kaskade“ in dem es zwischen Werbung und Hauptfilm sog. Wasserspiele gab.
Natürlich ist auch dieses Kino mittlerweile nicht mehr existent, in dem Gebäude befindet sich heute ein Bio-Lebensmittel-Supermakrt.
Ach ja, das NORDLICHT und das KRONEN (-„Lichtspiele“ ?), Region Nordstraße bzw. Pempelfort – da konnte man sich Anfang der 60-er in Filme ab 16 schmuggeln, wenn man sich kühn straffte und kess die Backen aufblies. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie waren froh, dass wenigstens ich kam … Ich fürchte aber, die Filme waren nicht unbedingt reif für ein Programmkino …
Das Kino am Worringer Platz war das Capitol, daß, wie der Kristall-Pallast auch, ein Lichtspiel Theater. In denen auch Musikals und auch Operetten gespielt wurden. Das Capitol schloss nach der letzten Vorstellung von „HAIR“ und machte einem Baumarkt Platz.
Auch sollte man das Alhambra auf der Friederichstraße nicht vergessen, welches innen wunderschön war und Sonntagst vormittags immer voll mit den Kids aus dem Viertel war.
wirklich schade das,daß alles vorbei ist.
Ich habe als vorletzter Filmvorführer ( Mit Zeugnis) im Alhambra kino garbeitet und im Capitol Theater die Bühne Auf und Abgebaut wenn Theater angesagt war und hinter dem Vorführraum gewohnt. Es war eine fröhliche und schöne Zeit .Danach ging ich in meinen Beruf als M.Schlosser zurück.
M.f.Grüßen Kurt Brand
Flngern hatte in den 1950/60ern mit Wintergarten (heute Jesus-Haus), Atrium (danach Supermarkt) und Titania auf der Flurstaße (ebenfalls danach Supermarkt) gleich drei Kinos. Im Wintergarten war es Sonntags immer gerappelt voll mit Kindern (Filme mit Fuzzy, Dick und Doof und Charlie Chaplin). Kindermatinées am Sonntag gab es auch im Atrium. Eintritt: 50 Pfennig:-)