oeo_2Eigentlich ist der Club im ZAKK, die warme Höhle ganz am Ende dieses wichtigen Ortes der populären Musik in Düsseldorf, der ideale Platz für ein vorwiegend akkustisches Konzert, wenn nur die Besucher das zu schätzen wüssten. Beim Gig zur Präsentation ihrer neuen CD „Ballads from a tired world“ musste der Sänger der Band One Eye Open anfangs leider oft gegen das Dauergesabbel der Zuschauer ansingen, die den Abend mehr so als Get-together mit alten Freunden verstanden. Am Tresen stand zum Beispiel ein Herr, dessen Ausführungen zu Job, Urlaub und Shopping immer bestens zu verstehen waren, wenn der Major nicht gerade die Stimme am Mikro erhob. Und das Dauergemurmel aus den hinteren Reihen mischte sich teils auf ungute Weise mit der wunderbaren Musik auf der Bühne. Da hätte sich mancher gewünscht, der Frontmann hätte dazu einmal etwas Deutlicheres gesagt. Je mehr sich One Eye Open aber nach offen bekannter Anfangsnervosität einspielten und je temperamentvoller auch die Songs wurden, desto mehr besiegte die Musik das Gelaber.

Wer die Truppe nicht schon seit ihrer ersten Materialisierung im Jahr 1998 kennt, darf sich freuen, dass die aktuelle CD per Crowdfunding unterstützt zu einem perfekten Album geworden ist. Denn die Aktion selbst und die begleitende Kommunikation über die eigene Website, über die zugehörige Facebook-Seite und per Soundcloud hat den Bekanntheitsgrad der Band vergrößert, sodass immer mehr Menschen in den Genuss ihrer Musik kommen.

Was aber ist das für eine Musik? Die drei Herren und die eine Dame an den akustischen Instrumenten vertrauen ganz auf die magische Kraft der guten Songs. Und die kommen vorwiegend vom Kontinent namens „Folk“; oft sind die Rhythmen keltisch und die Melodien melancholisch bis hymnisch. Immer trägt die raue Stimme vom Sänger mit dem Künstlernamen „Major“ den Text, der sich gern um verflossene Liebesgeschichten, um das schwierige in der Welt, aber manchmal auch einfach um das Leben an und für sich drehen. Natürlich hört man die Einflüsse deutlich, auch wenn die Band sicher keine Namen von anderen Truppen hören und lesen möchte. Aber es sind auch nur Einflüsse – denn One Eye Open hat einen eigenen Weg fernab von jeglicher Art Nachahmung gefunden.

Und obwohl am Abend im ZAKK an der Fichtenstraße in Flingern-Süd die Song der aktuellen CD im Mittelpunkt standen, gab es unter den älteren Stücke diverse Perlen zu entdecken. Weil Markus „Major“ Günther (Gitarre & Gesang), Heiko Wichelhaus (Mandoline & Ukulele), Jules Booth (Violine) und Tommy Kirchmann (Cajun & Schlagzeug) ihre Lieder mit maximaler Überzeugungskraft präsentieren, kann jedem Freund guter Musik nur dringend angeraten werden, One Eye Open bei nächster Gelegenheit einmal live zu erleben.

Hörpröbchen: „Storm“ von der neuen CD „Ballads from a tired world“ auf Soundcloud

[Foto: Hajo Kendelbacher]

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