Viele Schaulustige lockte der breite Rhein am vergangenen Donnerstag nicht an. Die Arbeiter, die gegen 11 Uhr das Hochwassertor an den Düsseldorfer Kasematten verriegelten, wirkten unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit. Vielleicht auch besser so, denn dass zwei schmächtige Auszubildende die schweren Balken schleppen und schichten mussten, während drei gestandene Kollegen feixen umherstanden, machte keinen gute Eindruck. Zusammen taten sie, was an dieser Stelle routinemäßig getan wird, wenn die Hochwassermarke I erreicht ist. Die liegt am Düsseldorfer Pegel bei 710 cm.
Experten sprechen bei diesem Wasserstand von einem „kleinen Hochwasser“. In Düsseldorf leckt der Rhein aber erst bei etwa 750 cm am Unteren Rheinwerft, und damit die tieferliegende Promenade zwischen der Knie- und der Theodor-Heuss-Brücke zumindest ein paar Zentimeter unter Wasser steht, muss der Pegel schon fast bis an die 8-Meter-Marke kommen. Von einem „Hochwasser“ wird gar erst beim Erreichen der Hochwassermarke II mit 880 cm gesprochen, dem Pegelstand, bei dem regulär auch die Schifffahrt eingestellt wird.
Hochwassermeldung und -prognose vom Ausgegeben vom Hochwassermeldezentrum Rhein in Mainz am 6. Februar 2020
Dies befeuert durch die Meldung über Behinderungen der Schifffahrt bei Mainz und Fotos von überfluteten Rheinwiesen bei Köln und Düsseldorf. Die Deutsche Presseagentur (dpa) fütterte den Ticker im Halbstundentakt, aber erst gegen 16 Uhr relativierte die dpa die milde Hysterie durch eine mit Expertenaussagen unterfütterten Meldung, die allerdings bei den Redaktionen weniger Echo fand. Das ist einerseits verständlich, weil der Anblick des stark verbreiterten Rheins und seiner unter Wasser stehenden Uferwiesen ausgesprochen spektakulär, andererseits schüren aufgeregte Meldungen die Angst vor der Naturkatastrophe. Bis es aber so weit ist, dass in Köln Keller voll Wasser laufen und der Strom an Düsseldorfer Deichen leckt, muss der Pegel in der Landeshauptstadt schon die 10-Meter-Marke überschreiten.