Das gibt’s sonst nirgendwo in Deutschland: In drei benachbarten Regionen gibt es drei verschiedene Bierspezialitäten, die von den Einheimischen verehrt werden. Aber in den großen Städten am Rhein zwischen Köln und Duisburg ist das so. Während Schimanski sein Pilsken aus der Flasche an der Bude trinkt, genießt der Düsseldorfer dat lecker Alt in der Hausbrauerei seiner Wahl, und der Kölner lässt auf sein obergäriges Kölsch nichts kommen. Wer aber glaubt, dass sei schon immer so gewesen, der irrt. Den alle drei Biersorten gibt es „erst“ seit weniger als 200 Jahren.

Natürlich wurde schon seit dem sechzehnten Jahrhundert den Rhein rauf und runter überall Bier gebraut. Weil es aber die entsprechende Technik nicht gab, wurde der Gerstensaft handwerklich und zum sofortigen Verzehr gefertigt. Nach allem, was wir wissen, handelte es sich durchweg um leichtes (untergäriges) Schankbier oder schweres (obergäriges) Starkbier. Schankbier wurde täglich für den täglichen Verbrauch hergestellt; obergärige Biere konnte man dagegen lagern und sogar auf Flaschen ziehen. Das besonders aromatische Gebräu nach Pilsener Art konnte überhaupt erst in größeren Mengen produziert werden, nachdem die technische Kühlung aufkam, also gleichzeitig mit dem Entstehen des industriellen Brauwesens Mitte des 19. Jahrhunderts.

Pils eroberte den Markt

Weil untergäriges Bier, also auch Pils, nun in großen Mengen gebraut und in Fässern über größere Entfernungen transportiert werden konnte, eroberten diese Sorten bald den deutschen Biermarkt. Die obergärigen Biere wie das „Wieß“ – der Vorgänger des heutigen Kölsch – gerieten ins Hintertreffen. Das Düsseldorfer Alt war noch nicht einmal erfunden, zumal man in Düsseldorf bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ohnehin mehr Wein als Bier trank. Als aber auch in der späteren Landeshauptstadt industrielle Brauereien entstanden, begannen diese, ebenfalls obergäriges Bier herzustellen. Übrigens: Genau wie in die Köln arbeiten die bekannten Düsseldorfer Hausbrauereien mit industriellen Methoden – allerdings in kleinerem Maßstab als die Großbrauereien und mit den Braukesseln im Gebäude des jeweiligen Stamsitzes.

Dass man im Ruhrgebiet und damit auch in dessen niederrheinischen Teil Pils bevorzugt, muss nicht weiter verwundern. Denn Brauereien entstanden in der Region überhaupt erst mit der Industrialisierung. Und da wollte man natürlich moderne, untergärige Biere nach Pilsner Art haben. Sogar die traditionellen westfälischen Brauereien am Nordrand des Reviers stellten schnell auf das beliebte Gebräu mit dem feinen Schaum um. Was aber trinkt Schimanski in den Duisburger Tatort-Krimis? Weil man zu Beginn der Serie sehr auf das Thema Schleichwerbung achtete, durfte er natürlich keine Flaschen mit Köpi (König Pilsener) oder einer anderen beliebten Marke schlucken, sondern bekam das fiktive Duisburger Pils gereicht.

Der Kölsch-Alt-Konflikt

Legendär ist der ständige Kampf zwischen dem Düsseldorf Altbier und dem Kölsch aus der Domstadt. Lediglich in ganz kleinen Gebieten – rechtsrheinisch zwischen Leverkusen und Monheim, linksrheinisch zwischen Worringen und Dormagen – bekommt man in den Kneipen beides. Während aber die Kölner mit ziemlich überzogenem Lokalstolz verhindern, dass auf kölschem Stadtgebiet Altbier ausgeschenkt wird, machen sich die Düsseldorfer nichts daraus, dass es in der Stadt zwei reine Kölsch-Kneipen gibt und es in etlichen Gaststätten Kölsch zumindest aus der Flasche gibt.

Mit Humor widmet sich die Hofbrauerei Früh seit Jahren diesem Scheingefecht und belustigt die Düsseldorfer immer wieder mit kreativen Plakatkampagnen, die ihren Witz meist aus den gängigen (kölschen) Vorurteilen über die Landeshauptstadt beziehen. Denn den bodenständigen Kölner gilt Düsseldorf als reines Schickimicki-Nest auf Kö-Niveau. Nur einmal erlaubten sich die Werber der Düsseldorfer Altbierbrauerei Frankenheim einen ähnlichen Schwerz, der aber – so die Legende – in Köln gar nicht verstanden wurde.

Und dein Lieblingsbier?

Wie gesagt: In der Landeshauptstadt trinkt man außer dem schönen dunklen Alt gern mal ein Pils und gelegentlich auch ein Kölsch. Durch Duisburg zieht sich eine unsichtbare Grenze von West nach Ost, wobei südlich davon auch Alt vom Fass zu haben ist, nördlich aber fast durchweg Pils. Wer sich zum Kölsch Jeföhl bekennt, trinkt ausschließlich Kölsch, zumal Alt in der Domstadt kaum zu kriegen ist und Pils eher im Restaurant als in der Kneipe.

Wie ist es bei dir, liebe Leserin, lieber Leser, hast du auch eine Lieblingssorte beim Bier? Trinkst du alle drei Biere oder nur eine davon? Und überhaupt: Welches sind deine drei Lieblingsmarken beim Bier? Auf deine Antwort freuen wir uns!

2 Kommentare

  1. Alt, Einbecker Ur Bock oder Guinness. Ansonsten im Sommer Radler (Shandy oder Clara je nach Land)

  2. Aachener am

    Netter Artikel, den ich aber an zwei Stellen korrigieren muss: Zumindest Mitte der 90er kannte ich mehrere Kneipen in Köln, die Alt vom Fass ausschenkten. In Düsseldorf kannte ich höchstens eine Kneipe, die Kölsch ausschenkte (Ich glaube in Holthausen, bin mir aber nicht mehr ganz sicher). Und die Alt-Kölsch-Grenze geht linksrheinisch genau durch Dormagen, im südlichen Dormagen ist Kölsch deutlich dominant, im nördlichen Dormagen das Alt.

    Meine Theorie ist, dass sich das Kölsch nur halten kann, weil fanatische Kölschtrinker sich beharrlich weigern, andere Biere zu probieren. Ich bin auf der Alt-Kölsch-Grenze aufgewachsen, habe selber mit Kölsch angefangen, da die meisten meiner Jugendfreunde eher Köln-affin waren. Durch meine vielen Abende in der Düsseldorfer Altstadt habe ich mich an Alt gewöhnt, mochte aber Kölsch immer sehr gerne. Allerdings habe ich nach meinem Umzug nach Aachen monatelang kein Kölsch getrunken (eher Pils), und als ich dann mal wieder in Köln war, musste ich feststellen, dass mir Kölsch überhaupt nicht mehr schmeckte, und das ist bis heute so geblieben. Das erste Glas geht zwar noch, aber spätestens nach den dritten geht mir der labberige Kölsch-Geschmack gehörig auf die Nerven.

    Zwei Beispiele nun, aus denen ich meine obige Theorie ableite:

    1. Ein Kölner Freund weigert sich beharrlich Alt zu probieren, er meinte, ihm würde es wahrscheinlich schmecken, da ihm alle Biere irgendwie schmecken, aber als Kölner hat man halt beim Kölsch zu bleiben.

    2. Ein in Aachen lebender Arzt aus Köln, mit dem ich am Tresen stand, meinte, Alt würde ihm nicht schmecken. Auf meine Frage, welches Alt er probiert habe, meinte er, er habe nie welches getrunken. Auf meine Frage, woher er dann wisse, dass ihm Alt nicht schmecke, antwortete er, weil es aus Düsseldorf sei.

    Soviel zur berühmten Kölner Toleranz (die zwar tatsächlich existiert, aber an der Kölner Stadtgrenze endet).

    Gruß aus Aachen!