…fragt doch mal beim Lieberberg und anderen Veranstaltern und Organisatoren nach, was alles zu organisieren ist, will man ein Open-Air-Konzert für die Massen machen. Die Experten werden euch sagen: Nein, eine freie Fläche, auf der 80.000 Menschen stehen können, reicht nicht. Aber offensichtlich ist es eine Ihrer Spezialitäten, lieber Ex-Manager mit Oberbürgermeisterkette, große Dinge einfach durchzupeitschen, nur weil sie groß sind. Okay, sparen wir uns die Schmierölpsychologie, nach der der Zwang, Gigantisches zu schaffen, irgendetwas kompensieren soll. Sie, lieber OB, haben ja schon einen Riesendiesel für privat, das sollte doch wohl reichen.

Aber Sie, lieber Herr Geisel, sind möglicherweise gar nicht der zwanghafteste unter den aktuell die Medien bedröhnenden Open-Air-Neurotikern. Der Herr Brill, Geschäftsführer der „Düsseldorf Congress Sports & Events“ (DSCE), hat’s ja auch nicht leicht mit dem Hallenerbe des 2008 verstorbenen Joachim Erwin. Kriegt er die Philipshalle (die offiziell irgendwas mit Mitsubishi heißt) noch mit vermischtem Irischen, Braut- und Bildungsmärkten, Schlagern und alternden Rockstars voll, sieht es bei der Arena in Stockum weniger schön aus – vom Castello ganz zu schweigen. Auch der ISS Dome hat sich noch nicht als Hotspot für die heißesten Acts der Popwelt etabliert.

Damit überhaupt was geht, hat man vor ein paar Jahren die notleidenden Event-Locations in einen Topf geworfen, der mitleidenden Gesellschaft den total hippen & coolen Namen gegeben und vor Kurzem den Herrn Brill installiert. Sie, lieber Herr Brill, haben das große Talent, aber auch noch die schlimmsten Bedingungen schon zu reden. Das werden Sie auch brauchen, denn das, von dem der Ex-OB träumte und was den aktuellen OB ganz wuschig macht, werden Sie angesichts der Konkurrenz von Köln über Gladbach bis ins vereinte Ruhrgebiet kaum hinkriegen. Aber einer von Ihrem Kaliber, der gibt nicht auch, nein, der jagt auch noch den Pottgemeinden Essen und Mülheim, die ja sonst nicht viel haben, den sturzlangweiligen Ed Sheeran ab.

Der darf auf dem Flugplätzchen zwischen den genannten Orten nicht trällern, weil das gewisse Vögel verscheuchen würde. Da schlugen Sie, lieber Herr Brill, im Verein mit dem OB aber sowas von brutal zu. Ey, hieß es, wir haben da so’n Parkplatz, da passen bestimmt auch 100.000 drauf, wenn man sie nur richtig stapelt. Gerissen wie Sie beide sind, haben Sie nur den Lkw-Abstellplatz erwähnt, weil auf dem nur wenig Bäume stehen, die – leider, leider, leider, aber es wird ja neu gepflanzt – man ja umhauen kann. Schwupps: Woodstock III kann kommen!

Tatsächlich gehen Sie aber entweder mit der niedlichen Naivität der Woodstock-Macher vor, oder sie sind beim Ausleben Ihrer Zwangsneurosen skrupellos. Wie gesagt: Lieberberg & Co. würden Ihnen was erzählen von Zäunen und Schleusen, von Sicherheitswegen, von An- und Abfahrt, von Toiletten und und und. Sie, Herr Brill, haben davon öffentlich auf eine Weise gesprochen, dass man glauben könnte, Sie hätten Sie nicht alle. Oder: Sie wollten uns Düsseldorfer mal eben ganz kräftig verarschen. Das alles gedeckt vom OB, der den Grand-Depart-Skandal noch nicht ganz durchgestanden hat, aber wieder was ganz, ganz, ganz Großes wittert.

Dass weit entfernte Anwohner und pusselige Kleingärtner jetzt dagegen protestieren, dass man in ihrer Nähe mal bisschen laut werden wird – geschenkt. Gegen den Krach vom Flughafen und den Dauerlärm der A44 kann kein Popstar belastungstechnisch anstinken, ein Ed Sheeran schon gleich gar nicht. Da könnte man sich als umweltbewusster Bürger schon eher über die 100 (Nein, warten Sie, wir haben uns vertan, es werden… Moment, wir müssen da noch mal nachrechnen…) Bäume aufregen, die fallen sollen. Mal ehrlich: Diese Mickerbäumchen, die da den Parkplatz 1 der Messe verunzieren nur dazu dienen, das Luftbild zu verschönern, sind die Aufregung nicht wert.

Wenn Sie, Herr Brill, oder waren Sie es, Herr OB, davon labern, die Aufrüstung des Parkplatzes zum – Achtung! Bescheuerter kann man das Ding ja wohl nicht benamsen!- D.Live Open Air Park würde einen „einstelligen Millionenbetrag“ kosten, dann rate ich Ihnen beiden doch zur Therapie. Sie, Herr Brill, könnten ja erstmal aus der Frankenheim-Boxhalle am Flinger Broich ein Mekka das internationalen Faustkamps machen. Und Sie, Herr Geisel, könnten zum Beispiel den napoleonischen Triumphbogen im Maßstab 1:12 aus Lego nachbauen. Das würde uns Düsseldorfer Bürger entlasten.

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