Warum wir keine Lieferdienste mehr nutzen. [Lesezeit ca. 2 min]
Meinung · …wir bestellen nicht mehr bei euch. Das hat nichts mit der Qualität eurer Dienstleistung zu tun. Im vergangenen Jahr haben wir uns wegen der Pandemie relativ regelmäßig Speisen und Getränke bringen lassen. Letzteres aus purer Bequemlichkeit. Jetzt haben wir wieder einen netten, familiengeführten Getränkemarkt in der Nähe. Da wird der Bier-, Wasser- und Safteinkauf jedes Mal zu einem kleinen sozialen Erlebnis. Das gefällt uns besser. Zumal wir beim Getränketempel schon seit über 20 Jahre Kunde sind.
Beim Essen sieht es anders aus. Da waren die Lieferungen weitestgehend Ersatz für Restaurantbesuche. Wir haben uns einerseits Mahlzeiten aus Gastronomien bringen lassen, die wir in seuchenfreien Zeiten gern und oft besuchen, andererseits neue Restaurants getestet, die wir nach Corona dann mal aufsuchen wollten. Was uns an dir, liebes Lieferando, stört, ist deine Beinahe-Monopol-Stellung.
Wie ich von einigen befreundeten Gastronomen höre, könnt ihr denen die Bedingungen diktieren. Manche nutzen euch nur, weil sie sonst in der Pandemie gar keine Umsätze gemacht hätten. Auch die Annahme, dass es für Restaurants günstiger sei, euch zu nutzen, anstatt einen eigenen Lieferdienst zu betreiben, stimmt in vielen Fällen nicht. Man muss natürlich auch sehen, dass wegen euch weniger kleine stinkende Pizzataxen durch die Stadt brausen, weil eure Lieferleute ja vorwiegend mit Fahrrädern unterwegs sind.
Aber, sowohl bei euch, liebes Lieferando, als auch bei dir, liebe Flaschenpost, haben wir uns auch Gedanken darüber gemacht, wie es euren Fahrer so geht. Ob sie für diesen Höllenjob gut genug bezahlt werden. Ein bisschen haben wir versucht, deren prekäre Entlohnung durch ordentliche Trinkgelder aufzubessern, aber das ist wohl immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Davon, uns Einkäufe von diesen komischen Diensten wie Gorillaz oder Flink bringen zu lassen, haben wir bewusst verzichtet. Spätestens nachdem der Skandal um die Gründung von Arbeitnehmer:innenvertretungen publik wurde. Außerdem gefällt uns nicht, wie eure Filialen auf die Menschen drumherum wirken.
Also gehen wir schön normal einkaufen. Bei Einzelhändler in der fußläufigen Umgebung, in unseren Lieblingssupermärkten, in Biosupermärkten und natürlich auf den Wochenmärkten auf dem Fürstenplatz und dem Friedensplätzchen. Da kriegt man zum Einkauf – siehe oben – ein nettes Gespräch kostenlos dazu.
4 Kommentare
Die Einordnung ist richtig und ein vernünftiger Getränkemarkt in Düsseldorf bietet auch einen Lieferservice an (pro Etage ohne Fahrstuhl wird ein kleiner Obulus fällig). Die Fahrer sind Angestellte und kommen in der Regel zu zweit!
Hat irgendwas mit Taxi und Bier im Namen, keine Werbung
Gute Tendenz, Danke für den Impuls! Die dahinter stehende Veränderung der Einkaufsgewohnheiten funktioniert übrigens an vielen Stellen der Stadt inzwischen ganz gut, die Leute gehen wieder eher zu den Läden ihres Vertrauens, statt zu den Plattformen, die ihr Vertrauen mißbrauchen. Beispiel Buchladen aus dem wilden Wersten, https://werstenbuch.buchhandlung.de/shop/: die Westphals sind in den letzten zwei Jahren eigenen Angaben zufolge gut zurechtgekommen. Die Kundschaft sei zurückgekehrt. Das dürfte sich auch bei anderen Läden so verhalten. Ich denke mal, dass die Plattperformer zwar noch eine Art Rest-Schwung haben, inzwischen aber ihre Scaling-Pläne korrigieren müssen. Wäre mal ne Recherche wert, vielleicht auch bei der ebenfalls in dieser Stadt ansässigen „Wirtschaftswoche“.
Ja, lieber Bruda, das hatte ich dir schon vor Monaten mitgeteilt – ganz meiner Meinung! Wir besorgen unsere Getränke auch lieber im Getränkemarkt unseres Vertrauens in Ongerod!
Sehr guter Post vom Rainer – kann mich dem nur anschließen.
wer möglichst viele Menschen in prekären Jobs haben möchte, sollte munter weiterbestellen. Wer das nicht möchte kann sein Essen und seine Getränke auch persönlich im Geschäft/Restaurant abholen oder einen angemessenen Betrag für die Lieferung bezahlen. Ich kenne nur eine Plattform wo man bestellen kann – die Fleurop.
Hier sind alle teilnehmenden Geschäfte Aktionäre und organisieren die Zustellungen selbst ( meist durch eigene festangestellte Fahrer mit vernünftiger Lohnzahlung). Die Fleurop selbst verwaltet und organisiert nur -Gewinne fließen z.B. durch Werbung an die Aktionäre zurück.