Wer in Düsseldorf über das untere Rheinwerft spaziert, kommt zum Durchgang zur Altstadt, wo ein paar Treppen hoch zum legendären Brauhaus „Uerige“ führen. Rechterhand geht der Blick über eine Wasserfläche auf ein merkwürdig geformtes Wohnhaus und die Rückseiten einer Reihe Backsteinbauten. Auf dem Wasser liegt ein Schiff, ein sogenannter Aalschokker, der dem Ganzen das Flair eines Hafenbeckens geben soll. Tatsächlich wird offiziell auch vom „Alten Hafen“ gesprochen. Nur ist dieses Hafenbecken überhaupt nicht alt – es wurde erst 1996 angelegt.
Und zwar als Reminiszenz an einen Sicherheitshafen, der bis 1831 an dieser Stelle existierte. Vor dem Bau des Rheinufertunnels fand sich hier eine asphaltierte Fläche, die als kostenpflichtiger Parkplatz genutzt wurde. Und weil die Rheinuferpromenade so schön geworden und dieses Viertel entsprechend entwickelt wurde, beschlossen die Stadtmütter und -väter, hier eine Wasserfläche anzulegen. Zum Glück fand sich ein edler Spender, der den Aalschokker aus seinem Besitz als Schmuckstück zur Verfügung stellte. Nur handelte es sich in Wahrheit nicht um ein historisches Fischerboot, sondern um eine Rekonstruktion. Und inzwischen ist der Kahn so vergammelt, dass sich eine Restaurierung nicht mehr lohnt. Aktuell ist der Plan, den Aalschokker zu entsorgen und stattdessen ein anderes Schiff als Belebung des alten Hafens anzuschaffen.
Einen Sicherheitshafen am Düsseldorfer Rheinufer gab es – wie an vielen anderen Hafenstädten am Rhein – schon seit dem 18. Jahrhundert. Damals landeten Schiffen zum Be- und Entladen direkt am Ufer und machten an der Kaimauer fest, denn Düsseldorf hatte noch keinen richtigen Hafen mit geschützten Hafenbecken wie er seit Ende des 19. Jahrhunderts an der Lausward südlich der Altstadt entstand. Ein Sicherheitshafen diente ganz allgemein dem Schutz der Rheinschiffe bei widrigen Bedingungen, vor allem bei Eisgang – hier konnten sie geschützt ankern und abwarten bis eine Weiterfahrt möglich wurde.
Der Sicherheitshafen auf Höhe der südlichen Düsselmündung wurde aus zwei Gründen aufgegeben: Erstens war er zu klein und nicht erweiterbar, zweitens sollte sich die Stadt in dieser Richtung ausdehnen, da war das Wasserbecken im Weg. Stattdessen wurde ab 1830 der sogenannte „napoleonische“ Sicherheitshafen angelegt, der größer war und mehr Schutz bot. Der befand sich unmittelbar neben dem nordwestlichen Teil des Hofgartens und hatte von vornherein auch eine militärische Bedeutung, denn unter Napoleon III. sollte der Rhein auch als Transportweg für kriegerisches Material genutzt werden – was in der Realität nie geschah. So diente der alte Sicherheitshafen als Parkplatz für Dampfer und war Standort des Düsseldorfer Rudervereins.
Zwischen 1875 und 1879 wurde am Südrand die Düsseldorfer Kunstakademie errichtet, und als mit dem Berger Hafen ein erstes „richtiges“ Hafenbecken für die Rheinschifffahrt eröffnet wurde, beschloss man, den Sicherheitshafen zuzuschütten. Der Hauptgrund war der Bau der ersten Oberkasseler Brücke, die 1898 eröffnet wurde. Deren Rampe, die auch der aktuellen Brücke als Auffahrt dient, folgt in der Form exakt dem alten Sicherheitshafen und macht einen Bogen zur früheren Alleestraße, die heute Heinrich-Heine-Allee heißt.
So wenig authentisch der „alte“ Hafen auch sein mag, hat er doch eine wichtige stadtplanerische Funktion, denn er unterbricht die Bebauung am Rande der Rheinuferpromenade, dient als Frischluftschneise und ermöglicht einen besonders schönen Zugang vom unteren Rheinwerft in die Altstadt.