Man kann nicht behaupten, dass sich der größte Binnenhafen am Rhein dem Strom zuwendet. Nicht einmal Ruhrort, Heimat des Hafens, hat einem dem Fluss zugewandte Schokoladenseite. Und ganz anders als in Köln und Düsseldorf gibt es keine wie auch immer geartete Rheinpromenade. Nur Homberg, die linksrheinische Eingemeindung von 1975 zeigt dem Wasser ein Gesicht. Schlimmer noch: Die Halbinsel Pontwert und die Mercatorinsel (früher: Speditionsinsel) zeigten bis vor wenigen Jahren dem Rhein die kalte Schulter und vegetierten teilweise als Brachland vor sich hin. Zwei Kunstwerke aber sind deutliche Landmarken, die man vom Schiff aus zum Beispiel bei einer Hafenrundfahrt bewundern kann.

Die Skulptur "Rheinorange" auf der Mercatorinsel bei Duisburg

Die Skulptur „Rheinorange“ auf der Mercatorinsel bei Duisburg

Trotz seiner über rund 1.000 Jahre geltende große Bedeutung für Wirtschaft und Handel wird Duisburg außerhalb des Ruhrgebiets oft unterschätzt. Die Ansiedlung an der Mündung der Ruhr in den Rhein besaß schon im Mittelalter einen Rheinhafen, der aber 1270 seine Funktion verlor als der Rhein seinen Lauf stark veränderte. Dafür wurde 1716 auf Geheiß der Preußen ein neuer Hafen in Ruhrort angelegt. Zentraler Ort für diese Entwicklung war, ist und bleibt die Ruhrmündung. Erst neun Jahre nach dem 1100-jährigen Stadtjubiläum, das wenig Einfluss auf die Stadtentwicklung hatte, wurde an dieser Stelle eine Landmarke errichtet.

Sie heißt „Rheinorange„, wurde vom Kölner Künstler Lutz Fritsch geschaffen und zählt offiziell zur Sammlung des Wilhelm-Lembruck-Museums. Die markante, 25 Meter hohe Stele aus Stahl ist in leuchtendem Orange gestrichen – genauer in der Industriefarbe RAL 2004, die offiziell „Reinorange“ heißt. 83 Tonnen wiegt die Skulptur, die das Ende des RuhrtalRadweges markiert.

Ruhr.2010: La Fura dels Baus performen "Global Rheingold" auf der Mercatorinsel

Ruhr.2010: La Fura dels Baus performen „Global Rheingold“ auf der Mercatorinsel

Natürlich war Duisburg aktiver Teilnehmer als 2010 das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt Europas amtierte und spielte die Rolle der des „Hafens der Kulturhauptstadt„. Während Essen das ganze Jahr über Veranstaltungen zu Ruhr.2010 anbot, wurden 53 Ruhrpottorte zu sogenannten „Local Heroes„, die jeweils eine Woche lang die Hauptrolle spielten. Duisburg war im Mai an der Reihe und startete am 21. Mai sein Festival mit der Performance „Global Rheingold“ der weltberühmten, katalanischen Truppe La Fura dels Baus auf der Mercatorinsel, die so wieder zu einem belebten Teil der Stadt wurde.

Lüpertz' Poseidon auf der Mercatorinsel

Lüpertz‘ Poseidon auf der Mercatorinsel

Und so wurde die ehemalige Speditionsinsel zum Standort einer gewaltigen Bronzeskulptur des renommierten Künstlers Markus Lüpertz, die ebenfalls als Landmarke gedacht war. „Echo des Poseidon“ heißt das zehn Meter hohe Kunstwerk, das den fünf Meter hohen Kopf des griechischen Gottes zeigt, der über den Rhein nach Westen schaut. Im Mai 2016 wurde der Koloss errichtet, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder war Ehrengast, aber die Bevölkerung nahm wenig Notiz. Was sicher daran lag, dass das Projekt weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplant und durchgezogen wurde. Bis heute lieben die Duisburger den groben Kopf nicht, der irgendwie fehl am Platze wirkt – schließlich ist Poseidon ein Meeresgott und kein mythische Rheingestalt.

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