Auch wenn diese Eisenbahnbrücke im Kölner Süden nach knapp vier Jahren Bauzeit erst im April 1910 für den Güterverkehr freigegeben wurde, stellt sie doch eine Besonderheit unter den Rheinbrücken dar: Man hat beim Bau und auch beim Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg besonders auf die ästhetische Wirkung des Bauwerks geachtet. Ungewöhnlich ist auch, dass die Torbauten auf dem linken Ufer vollständig wiederhergestellt wurden. So wundert es nicht, dass die Südbrücke die einzige Eisenbahnbrücke weit und breit ist, die dem Denkmalschutz unterliegt.
An dieser Stelle einmal ein kurzer Exkurs zur Geschichte der Eisenbahnbrücken über den Rhein. In der Frühzeit der Eisenbahn in Deutschland wirkte der große Strom auf seiner ganzen Länge wie ein unüberwindliches Hindernis für den schienengebundenen Verkehr. Hatte man doch die (wenigen) Rheinbrücken beinahe durchweg als gemauerte Bogenbrücken ausgeführt, eine Technik, die nur eine begrenzte Belastbarkeit mit sich bringt, und die reichte und reicht für den Eisenbahnverkehr nicht aus. Erst die enormen Fortschritte in den Herstellungsmethoden für Eisen und Stahl, aber auch in der Ingenieurskunst ab etwa 1850 machten den Bau von tragfähigen, sicheren Brücken über den großen Fluss möglich.
Deutschlands älteste Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Waldshut vom badischen Ufer aus, 1927. Quelle LABW (GLAK 421 Zugang 1993-90 F Brücken BA Basel Nr. 1691)

Bauschmuck am Erker über dem ehemaligen Zugang zur linksrheinischen Vorlandbrücke (Foto: Claus Weber / Landschaftsverband Rheinland)
Bis heute fahren fast ausschließlich Güterzüge über die Brücke; nur wenige Regionalzüge nutzen sie, und ganz selten werden Fernzüge über die Südbrücke als Umleitung geführt. Aber: Von Beginn an diente die Südbrücke auch den Kölnern, die den Rhein zwischen Bayenthal und Poll zu Fuß überqueren wollen. Das führte zu dem Kuriosum, dass die Brücke selbst selbstverständlich im Besitz der jeweiligen Bahngesellschaft war und ist, die Fußgängerstege aber der Stadt Köln gehören. Auch die Südbrücke wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Lange bevor wieder Züge über sie fuhren, konnten die Menschen das Bauwerk schon benutzen, um vom linken ans rechte Ufer und umgekehrt zu gelangen.
[Titelbild: Eckhard Henkel via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 DE]