Meine Leben ist zum großen Teil auch lesen. Das fing früh an. Mein Vater war – wie es damals üblich war – Mitglied im Bertelsmann-Buchclub. Da er interessiert an Literatur war, aber in Folge seiner Kriegsbiografie wenig gebildet, wählte er die Bestellungen nach Themen aus. Wobei er US-amerikanische Autoren bevorzugte, denn er war ein großer Ami-Freund. Hinzu kamen die üblichen Schinken wie „Krieg und Frieden“ und diese Historienromane mit mehr als 1000 Seiten. Zu den vielleicht dreißig dicken Büchern hatte ich freien Zugang. Da fiel mir mit acht oder neun „Jenseits von Eden“ von John Steinbeck in die Hände. Ich las und vergaß, dass ich las. Dieser umfangreiche, ergreifende Roman hat mein Leseleben nachhaltig geprägt. Allerdings habe ich ihn nie wieder gelesen. Stattdessen waren es „Straße der Ölsardinen“ und „Wonniger Donnerstag“ von Steinbeck, die mich ihn lieben machten. Nun hab ich dieser Tage darüber nachgedacht, welche Romane eine ähnliche Rolle für mich gespielt haben. Und da lag es nah, hier wieder eine Abfrage zu starten: Welche 20 Romane haben DICH geprägt?
Die Regeln sind einfach, aber hart. Es gelten nur Romane, Novellen und Erzählungen, die als eigenes Buch erschienen sind. Trilogien und dergleichen können wie ein Titel behandelt werden. Jede/r Schrifsteller/in darf in der Liste nur EINMAL vorkommen. Ich weiß selbst, dass es für passionierte Romanfresser fast unmöglich ist, sich auf 20 Titel zu beschränken, aber du kannst es ja mal versuchen.
Als Anregung hier meine unsortierte Liste mit Anmerkungen:
Herman Melville – Moby Dick: Später war ich Stammgast in der Stadtbücherei an der Blücherstraße, wo mich die damalige Leiterin gern beriet. Bei schlechtem Wetter verbrachte ich dort die Nachmittag und las an meinem Lieblingstisch direkt am Fenster zum Schulhof. Natürlich empfahl sie mir auch „Moby Dick“. Zum Glück las ich diesen Roman aller Romane BEVOR ich den (ebenfalls wunderbaren) Film sah. Mich hat dieses Buch mehr beeindruckt als „Lederstrumpf“, „Robinson Crusoe“ und alles von Jack London…
Henry Miller – Stille Tage in Clichy: Mein erster Miller fiel mir mit 13 in die Hände und machte mich mit der geschriebenen Pornografie vertraut. Obwohl aber „Stille Tage in Clichy“ auch jede Menge Stellen enthält, hat es mich ein paar Jahre später viel mehr durch diesen anderen, antibürgerlichen Lebensstil der Protagonisten beeindruckt; im Gegensatz zu den anderen Miller-Romanen lese ich diesen regelmäßig wieder. Und die Verfilmung ist auch klasse.
John Irving – Das Hotel New Hampshire: Irgendwann in den frühen Neunzigern entspann sich ein Austausch von Lesetipps am damaligen Düsseldorfer IT-Stammtisch; es war wohl Michael Althaus, der den Irving empfahl. Ich las zuerst die „Mittelgewichtsehe“ und danach alles, was dieser kleine, eitle Mann verzapft hat, auch wenn es – wie in den letzten Jahren – oft nicht gut war. Aber „Das Hotel New Hampshire“ und auch „Garp“ sind fest in meinem Leseherz verankert; zumal beide Romane auch sehr ansprechend verfilmt wurden.
Philippe Djian – Betty Blue – 38° am Morgen: Mehr aus Zufall stieß ich um 1990 herum auf „Erogene Zone“ und war vom wilden Stil dieses Franzosen sofort gefangen. Auch von diesem Autor habe ich alles gelesen, aber an „Betty Blue“ kommt nichts heran; leider hat bei mir der Film inzwischen das Buch überdeckt, sodass ich es demnächst noch einmal lesen werde.
Mark Twain – Tom Sawyer und Huckleberry Finn: Dieses wunderbare Buch des genialen Schriftstellers empfahl uns seinerzeit unser Englischlehrer am Leibniz-Gymnasium, Herr Reich. Ich habe den Tom Sawyer sicher zehn-, zwölfmal gelesen, auch im Original. Diesen Roman als Kinderbuch zu bezeichnen, ist eine Unverschämtheit!
Harriet Beecher-Stowe: Onkel Toms Hütte: Dies wieder eine Anregung meiner Stadtbücherei-Leiterin. Literarisch eher von zweifelhafter Qualität hat es doch mein Bewusstsein für die Ungerechtigkeit jeder Form von Rassismus geweckt. Ging meinen Kindern, denen ich es vorlas, auch nicht anders.
Michel Houllebecq – Elementarteilchen: Das war ja eine Bestseller, und jeder hat was dazu gesagt oder geschrieben. Mich hat dieser Roman erschüttert; die ganze zweite Hälfte las ich 2001 auf der Busrückreise vom Firmenwochenende in Quedlinburg, und der Text löschte jede Erinnerung an diese Tage mit Fress und Sauf und Spiel komplett aus. Wie es der Zufall wollte, klappte ich das Buch exakt in dem Moment zu, in dem der Bus anhielt, um uns rauszulassen. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob dieser komische Typ, der seine Gitanes immer zwischen Mittel- und Ringfinger hält, nicht bloß ein zynischer Scharlatan ist.
Valdimir Nabokov – Lolita: Ebenfalls in ganz jungen Jahren in der Bibliothek gelesen – und natürlich nicht verstanden. Erst später habe ich mir die ganzen Feinheiten dieses umwerfenden Romans (der leider immer auf die pädophile Ebene reduziert wird) erschließen können. Und dann habe ich Nabokob komplett verzehrt; man muss sich immer vor Augen halten, dass er in Englisch schrieb, einer Sprache, die erst mit über 30 lernte, und zwar durch Lesen von Zeitungen und Klassikern.
John Steinbeck – Straße der Ölsardinen: Muss – wie oben schon geschrieben – unbedingt zusammen mit seinem zweiten Teil gelesen und verstanden werden. Und dann ist es ein leichter, fröhlicher Roman voller Lebenslust, verrückter Charaktere und eigenwilliger Situationen in einer sterbenden Industriestadt am Pazfik.
Irmtraud Morgener – Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz: Warum auch immer hatte ich mich im Herbst 1981 während des Germanistik-Studiums für ein Seminar zur DDR-Literatur eingetragen, bei dem es exemplarisch um diesen Roman der heute fast vergessenen, wunderbaren Autorin Irmtraud Morgener ging. Die hatte über lange Jahre immer unter der Zensur zu leiden und montierte einen kompletten Roman („Rumba auf einen Herbst“), der nicht erscheinen durfte in diesen scheinbaren Historienroman hinein. Aber da sind noch mehr Ebenen, Wendungen und Elemente, die zu einem amüsanten Text zusammenkommen, der eigentlich von der Rolle der Frauen in der DDR erzählt.
Günter Grass – Die Blechtrommel: Verrückt, aber wahr: Diesen riesengroßen Roman habe ich mit fünfzehn gelesen. Was heißt: gelesen – durchgearbeitet habe ich mich! Schon in der Eingangszene wurde mir klar, dass das Ding was mit mir zu tun hatte. Und als dann der Düsseldorf-Teil kam, war ich nur noch gefesselt. Mein damaliger Deutschlehrer (dessen Name ich vergessen habe) war entsetzt und erklärte Grass zum Pornografen. Ich mochte auch die Verfilmung, wobei ich immer wieder hoffe, dass der zweite Teil eines Tages vielleicht auch mal ins Bild gesetzt wird.
Martin Walser – Anselm Kristlein-Trilogie: Walser mochte ich von Anfang an sehr gern. Ich glaube, es waren die „Ehen in Phillipsburg“, die mir als erstes in die Hände fielen. Aber über die drei Romane rund um die Lusche Kristlein kann ich mich immer und immer wieder amüsieren. Das ist Erzählkunst auf hohem Niveau, mit viel Witz und vor allem jeder Menge Zeitgeist der 60er-Jahre.
T.C. Boyle – Grün ist die Hoffnung: Das war ja komisch, dass die ersten beiden Romane dieses tollen Schreiberlings zuerst nur bei Zweitausendeins zu haben waren. Ich bestellte beide, kam mit „Wassermusik“ nicht zurecht, liebte aber „Grün ist die Hoffnung“ sofort. Die Arbeitsweise und den Stil von Boyle verehre ich, auch wenn nicht alle seine Romane wirklich gelungen sind. Ich hatte das Glück, ihn auf der Frankfurter Buchmesse 1996 kennen zu lernen und ganz friedlich mit ihm ein halbes Stündchen zu fachsimpeln – ein extrem sympathischer Typ!
Tom Robbins – Panaroma: Ich verstehe nicht, weshalb dieser Autor in Deutschland so wenig geschätzt wird. Denn der ist nicht nur ein riesengroßer Erzähler und Romanbauer, sondern einer, der auch Werte vertritt. Robbins ist nach eigenem Bekunden immer Hippie gewesen und hat mit seinem Hang zum Esoterischen immer auch den Weltgeist gesucht. Dabei sind unglaublich vielschichtige und trotzdem unterhaltsame Romane entstanden – „Panaroma“ ist so voller Einfälle und Zusammenhänge, dass sich das kaum beschreiben lässt. Es sei denn, man schreibt einen Roman…
George Orwell- 1984: Ich las diesen Roman des Jahrhunderts zuerst im Original, weil wir ihn im Englischunterricht bei Dieter Bergsch durchnahmen. Mich hat das Werk sofort gefangen – und zwar nicht nur wegen seiner politischen Relevanz. Das Thema ist nämlich in erster Linie der Missbrauch von Sprache, das Unwissen über die Bedeutung von sprachlicher Genauigkeit und die Wehrlosigkeit der schlecht Informierten. Gilt heute alles immer noch.
Albert Camus – Der Fremde: Bei der Prüfung im Fach „Philosophie“ wollte ich es mir leicht machen und wählte Epikur und Camus, weil beide nicht so sehr viel geschrieben haben. Es war Camus‘ „Mythos des Sisyphos“, der mich aufweckte, er mir einen ganz natürlich Weg zum Verständnis des Existenzialismus lieferte und zu allem Überfluss mein Leitbild festschriebe. Aber als literarischer Text steht „Der Fremde“ weit über allem, was andere Existenzialisten, Sartre inkluisve, je geschrieben haben.
Harry Mulisch – Die Entdeckung des Himmels: Nein, es ist nicht der Blitz, der den Protagonisten beim Scheißen trifft, aber ein Meteor, der vom Himmel fällt. Bis das passiert, entwickelt sich eine vielfach verschlungene Familiengeschichte, die zeigt, das alles – das Irdische und das Himmlische – unlösbar miteinander verbunden sind. Gelesen habe ich den Roman, als er in den Bestsellerlisten stand. Noch einmal gelesen habe ich ihn vor ein paar Jahren im niederländischen Original.
Janwillem van de Wetering – Die Katze von Brigadier de Gier: Nein, ich bin kein Krimileser. Schon gar nicht nachdem ich Sjöwall/Wahlöö und eben die Wetering-Dinger gelesen habe. Gerade der Niederländer, der erst ehrenamtlicher Kriminalpolizist in Amsterdam war und dann viele Jahre als Zen-Adept in Japan. Kanada und den USA gelebt hat, wird immer mein Vorbild in diesem Genre bleiben. Außerdem sind diese Romane pures Zen.
Jonathan Swift: Gullivers Reisen: Komischerweise hatten wir dieses Buch nicht nur zuhause im Schrank, sondern es wurde uns als besonders geeignet für lesende Kinder angedient. So habe ich den Gulliver beim ersten Mal als Abenteuerroman gelesen. Später – ich wusste mehr – habe ich den satirischen, gesellschaftskritischen Gehalt kapiert. Aber eigentlich kann man diesen tollen Roman auch immer als verrückte Geschichte lesen.
45 Kommentare
Steht da im Regal Toni Schumachers „Anpfiff“?
Ja, klar! Das ist das Regal mit der Sach- und Fachliteratur ;–))
„Swag“ von Elmore Leonard, denn diese Story brachte mich dazu, einen eigenen Krimi zu schreiben, der dann auch veröffentlicht wurde
„Killer on the Road“ von James Ellroy. Brutales Teil
„Das Salz auf meiner Haut“. War nötig, um Frauen über 40 zu verstehen.
„Stille Tage in Clichy“ von Henry Miller. Herrlich!
„Tod am Nachmittag“ von Ernest Hemingway. Bringt einen dazu, über den Sinn von Traditionen nachzudenken.
„Straße der Ölsardinen“ von siehe oben. Mack, die Jungs, der Puff und Doc, wie er mit der Hure ausgeht. Endlässig.
„Der Untergeher“ von Thomas Bernhard. Ein Buch, das nur aus einem Absatz besteht.
„One Shot“ von Lee Child. Cooler Ami-Krimi.
„Ostwind“ von Ben Schoon. Auf den ersten Blick ein Krimi aus dem Russen- und Security-Milieu, bei dem vier Tote zu beklagen sind, der sich aber mehr mit der Seele von Menschen beschäftigt, die sich fern der Heimat ein neues Leben aufbauen. Ende des Werbeblocks.
Und dann noch der Überklassiker: „Die Abenteuer des Tom Sawyer“, das Buch stand in den US tatsächlich mal auf dem Index.
PS: Chefred, dat jibbed ja ned, gleich mehrere übereinstimmende Nennunge. Nää!
Brüder im Geiste ;–))
„im westen nichts neues“ und „der weg zurück“ ich ging dann doch zur bw als w15 obwohl tief in mir drin (immer noch) ein pazifist schlummert
„papillon“ und „banco“ die zähgkeit und der unbesiegbare wille bewegten mich sehr und ich hab immer noch nen teil davon.
„der alte mann und das meer“ gleicher grund wie bei charriere
Im Westen nichts Neues war in der Schule Pflichtlektüre.
Hat bleibenden Eindruck hinterlassen
Ebenso Homo Faber (Max Frisch),das wollte ich demnächst nochmal lesen .
ich glaub euch das nicht!
keiner will zu seiner karl may-lektuere stehen?!
was will uns diese verdraengungsleistung sagen?
😉
Ich habe Karl Mays Werk komplett, also bis zur bitt’ren Neige seines Esoterikquarkes weggelesen. Hat aber keine Spuren bei mir hinterlassen. Null. Nichts. Niente.
hat keine spuren bei dir hinterlassen?
datt sachst DU, mein bester! ;-)))
„Keine Spuren“ soll heißen: Ich erinnere mich nicht an die Inhalte der Bände. Ich erinnere mich auch nicht, dass mich irgendein Stück Text vom May mich in irgendeine Erregung versetzt hätte. Und ich erinnere mich schon an ziemlich viel…
gezz in ehrlich:
* keine traene wechgedrueckt, als sie den edlen haeuptling erschossen haben?
* nich geflennt, als der schwatte araberhengst die kugel abgefangen hat?
* haste dir keine gerechtigkeitslinie im charakter eingefangen beim ollen charly may? so ganz und gar nicht?
Nein, nein, und einen Gerechtigkeitsfimmel hatte ich vorher schon (kannste meine Mutter fragen; ach, nee, die ist ja schon tot…).
hmmm … hmmm … erstaunlich … lassnwer datt ma so stehn, wa.
fracht sich, warum du dann ALLES vom kalle gelesen hast.
aber hatte meine zweifel ja eingeleitet mit „glaub ich EUCH nicht“. der rest der meute schweigt sich aus?
James G. Ballard „Crash“
Frederic Beigbeder „39,90“
Thomas Bernhard „Holzfällen“
Rolf Dieter Brinkmann „Rom, Blicke“
Louis-Ferdinand Céline „Reise ans Ende der Nacht“
Joseph Conrad „Herz der Finsternis“
James Ellroy Lloyd-Hopkins-Trilogie
Hubert Fichte „Detlevs Imitationen ‚Grünspan’“
Gustave Flaubert „Die Erziehung der Gefühle“ (oder doch „Bouvard und Pecouchet“?)
Rainald Goetz „Irre“
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen „Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch“ (in der nhd. Übertragung v. R. Kaiser)
Eckhard Henscheid Trilogie des laufenden Schwachsinns
Michel Houellebecq „Ausweitung der Kampfzone“
Tony Parsons „Als wir unsterblich waren“
Laurence Sterne „Tristram Shandy“
Jim Thompson „Zwölfhundertachtzig schwarze Seelen“
John Updike Rabbit-Pentalogie
Joseph Wambaugh „Die Chorknaben“
Charles Willeford „Miami Blues“
Fritz Zorn „Mars“
Tolle Liste! Da sind auch ein paar dabei, die bei mir auf den Plätzen 20+ aufgetaucht wären (Beigbeder, Simplicissimus, Updike…).
Danke. Wobei, ein Buch hätte ich beinahe vergessen: „Siegfried“ von Jörg Schröder, dem März-Verleger (1972 im genannten Verlag erschienen). Prall gefüllt mit Düsseldorfer Lokalkolorit der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre, als der spätere Verleger der deutschen Pop-Literatur der ersten Generation seine Buchhandelslehre bei Schrobsdorff auf der Kö absolvierte. Das hat der Chefred doch bestimmt auch mal gelesen, falls ja, interessierte mich seine Meinung dazu. Für mich war dieses Buch für die eigene Biografie insofern von Bedeutung, als dass mich die Schröders Beschreibungen des Kulturbetriebs endgültig davon abgehalten haben, den Beruf den Feuilletonisten ergreifen zu wollen.
War das so einer mit Super-Energie, hatte ein Faible für die Huren in der Altstadt und ihm wurde fast ein Bein wegamputiert? Wenn ja, dann hat dieser Kamerad ein Buch geschrieben, an das ich mich 36 Jahre später noch erinnere. Respekt.
@schoon: Bingo! Wobei die Huren nicht unbedingt aus der Altstadt sein mussten und das Knie operiert werden musste, nachdem er mit seinem Jaguar auf der Autobahn liegengeblieben war und ein anderer ihn anfuhr. Den Jaguar hat er dann später an Herbert Feuerstein verkauft (aber das steht nicht mehr im „Siegfried“).
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rg_Schr%C3%B6der
Den „Siechfritz“ (so sprach Schröder selbst den Titel dieses Buches aus) hab ich vor nicht langer Zeit zum dritten und vierten Mal gelesen. Sprachlich bloß Tischfeuerwerk, aber ein beeindruckendes Stück Zeitgeist mit Düsseldorf-Bezug.
Klugschiss: Die Nutten waren nie aus der Altstadt, weil die Altstadt damals wie heute nuttenfrei ist. Die waren um Mintrop- und Stresemannplatz bei der Arbeit – unweit vom Verlach, da konnte man auch mal eben in der Mittagspause…
Joseph Heller
– Catch-22
Erich Maria Remarque
– Im Westen nichts Neues
Günter Grass
– Die Blechtrommel
Alexander Solschenizyn
– Krebsstation
Vicki Baum
– Hotel Shanghai
Richard Hooker
– M. A. S. H.
– M. A. S. H. in der Heimat
M. V. von Féréal
– Geheimnisse der Inquisition
Peter Kersken
– Tod an der Ruhr
– Im Schatten der Zeche
– Zechensterben
Henri Charrière
– Papillon
– Banco
Gabriel Chevallier
– Clochemerle
Ephraim Kishon
– Der Blaumilchkanal
Andreas Eschbach
– Eine Billion Dollar: Roman
Eine best of Liste finde ich extrem schwer bei 800+ Büchern die in meinem Regal stehen. Viele der besten wurden schon genannt. Ich vermisse Bukowski, Auster, Kehlmann, Welsh, Djian und und und… Eines nenne ich aber trotzdem weil ich es vor kurzem noch mal gelesen habe: Clemens Meyer „Als wir träumten“. Sehr sehr geil!
Djian ist bei mir drin. Auster käme bei mir auch auf 20+. Bukowski halte ich für überschätzt. Und Kehlmann? Das kann nicht dein Ernst sein…
Kehlmann hat mit „Die vermessung der Welt“ einen genialen Roman geschrieben. Sag mir also einen Grund warum nicht…
Genial? Effekthaschendes Wortgeklingel, finde ich.
Aber der Roman hat dich doch wohl hoffentlich nicht geprägt?
Da sind mir die Originale, bei denen der Schnösel abgekupfert hat, aber lieber: „Mason & Dixon“ von Thomas Pynchon und „Wassermusik“ von T.C.Boyle
Mir ist vor allem die am den Kalender des Buch- und Kulturmarkts orientierte Kalkuliertheit von „Die Vermessung der Welt“ im Gedächtnis geblieben. Ich habe nicht mehr genau die Daten im Kopf, aber als dieses Buch erstmals im Stern-Verlag auf dem Präsentiertisch lag, waren gerade auch wie zufällig der Reprint von Alexander v. Humboldts „Kosmos“ und zahlreiche andere von Humboldtsche Schriften wiederveröffentlicht worden. Dazu kam Gauss‘ 150. Todestag, ebenfalls ein seinerzeit breitest in den Feuilletons abgefiedeltes Thema. Das Buch fügte sich mit einer unglaublichen Geschmeidigkeit ins ZEIT-Feuilleton und in die Seele des durchschnittlichen Deutschlehrers (Sekundarstufe 2, vorgerücktes Semester).
Günter Grass – Blechtrommel
Henri Charrière – Papilion
Anne Rice – Hexenstunde
Otfried Preußler – Krabat
René Goscinny – Der kleine Nick
Gotthold Ephraim Lessing – Nathan der Weise
Umberto Eco – Der Name der Rose
Andreas Eschbach – Der Letzte seiner Art
Tess Gerritsen – Die Chirurgin
John Katzenbach – Das Rätsel
Jeffrey Deaver – Der gehetzte Uhrmacher
Leonie Swann – Glennkill
Joanne K. Rowling – Harry Potter und der Stein der Weisen
Arthur Miller – Tod eines Handlungsreisenden
Henryk Sienkiewicz – Quo Vadis
Anthony Burgess – Uhrwerk Orange
Marion Zimmer Bradley – Die Nebel von Avalon
Bret Easton Ellis – American Psycho
Daniel Defoe – Robinson Crusoe
Harriet Beecher Stowe – Onkel Toms Hütte
Klarer Regelverstoss (s.o.). Wer findet ihn?
Hilf mir, was habe ich falsch gemacht? 😉
Lessings „Nathan der Weise“ ist weder Roman, Novelle noch Erzählung, sondern ein Drama. Sorry, diese Schlauscheißerei musste einfach raus.
Tja, und ich scheiß dazu: Der Handlungsreisende ist ebenfalls ein Drama ;–))
Mit so einer Liste kann ich nicht dienen. Mit einem Titel aber schon: Reise ans Ende der Nacht, Louis-Ferdinand Céline. Keinen anderen Roman habe ich so oft gelesen. Und lese ich immer mal wieder. Über den Autor müssen wir nicht groß reden. Der eignet sich nicht zur Heldenverehrung. Im Gegenteil. Aber das Buch ist eine Wucht.
Wer ihn nicht kennt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Louis-Ferdinand_C%C3%A9line
Widerliche Type!
kurze zwischenfrage:
warum lest ihr manche buecher mehrfach/immer wieder?
Das ist das gleiche wie beim Wein: um herauszufinden, ob es immer noch so gut mundet wie früher. Oder aber ob man andere Lebenserfahrungen gemacht hat und das Buch im eigenen fortgeschrittenen Lebensalter plötzlich sprachlich und/oder inhaltlich muffelig schmeckt. Oft reicht schon die schlechte Übersetzung ins Deutsche. Bücher, die mich in meiner Jugend erquickten, stoßen mich dann allein schon aufgrund ihrer grauenhaften deutschen Übersetzung ab (das habe ich z.B. bei John Kennedy Tooles „Die Verschwörung der Idioten“ extrem empfunden.)
Belebend an einer im Laufe der Zeit gesunkenen Achtung eines Buches finde ich auch folgenden Aspekt: das Buch (mit dem sich der Autor immerhin verewigen wollte) altert in der Eigenwahrnehmung offenbar noch schneller als man selbst ;-))) Tut es das nicht, freut man sich schlicht darüber, dass das Buch im heimischen Regal steht.
So weit meine subjektiven unmaßgeblichen Gedanken zu Deiner Frage.
klasse begruendung.
danke!
noch jemand?
Definitiv! Im Wandel der Zeit und im daraus resultierenden Wandel der eigenen Persönlichkeit ist es total spannend, bereits gelesene Bücher abermals zu lesen. Kann auf der einen Seite möglicherweise ziemlich ernüchtern sein, auf der anderen Seite aber auch sensationell. Ich erinnere an einen Roman, der weit vor dem 09.11.2001 erschienen ist, in dem es um einen Anschlag mittels Flugzeugen auf das WTC geht. Leider ist mir der Autor derzeit nicht präsent und ich kann das gute Stück nicht finden. Wohl mal wieder verliehen…
Meine Liste (Keine zwanzig. Reihenfolge willkürlich und kein Ranking. Vergessene(s) trage ich nach:-)
Alfred Kubin:
Die andere Seite
Aldous Huxley:
Eyeless in Gaza
The devils of Loudun
Island
J.F. Cooper:
Lederstrumpf
Karl May:
Der blautote Methusalem (aber auch Hadschi Halef Omar:-)
Hermann Hesse:
Narziss und Goldmund
Abraxas
Janwillem van de Wetering:
Der Commissaris fährt zur Kur (und alles andere)
Herman Melville:
Moby Dick
Harriet Beecher Stowe:
Onkel Toms Hütte
Boris Vian:
J’irai cracher sur vos tombes
Daniel Defoe:
Robinson Crusoe
Anthony Burgess:
A Clockwork Orange
Nick Hornby:
Fever Pitch
Jamyang Norbu:
The mandala of Sherlock Holmes
Charles Dickens:
Oliver Twist
Jack Kerouac:
On the road (und andere)
John Steinbeck:
Of mice and men
Cannery Row
Carlos Castaneda:
The teachings of Don Juan (und die ersten vier Folgebände. Fiction or non-fiction??
Wie konnte ich vergessen: Mark Twain – Tom Sawyer und Huckleberry Finn
es geht nicht ohne gedichte + tagebücher:
ernst herbeck – im herbst da reiht der feenwind
thomas harlan – rosa
franz kafka – die verwandlung
theodor lessing – der lärm
christian kacht – ich werde hier sein im sonnenschein und schatten
jörg fauser – rohstoff
friedrich hebbel – tagebücher
wolf von niebelschütz – die kinder der finsternis
cormac mc carthy – draussen im dunkel
raymond chandler – die tote im see
mickey spillane – rhapsodie in blei
david peace – red riding quartett
marquis de sade – die 120 tage von sodom
henri-frédéric amiel – intimes tagebuch
gustave flaubert – bouvard und pécuchet
jean baudrillard – cool memories 1980 – 1985
issaak babel – so wurde es in odessa gemacht
wenedikt jerofejew – die reise nach petuschki
fernando pessoa – buch der unruhe
jorge luis borges – das sandbuch
Mahlzeit!
Interessante Rubrik hier.
Bis zu meinem 18. Geburtstag habe ich regelmäßig
gelesen, insbesondere deutsche Literatur bis ’45.
Als ich mit Brecht anfangen wollte, dachte
ich mir, daß ich vorher etwas „leichte“ Literatur
lesen sollte:
George Orwell – 1895….äh 1984 😉
George Orwell – Farm der Tiere
Erich Maria Remarque – Im Westen nichts Neues
Jonathan Swift – Gullivers Reisen
Danach ich nichts mehr gelesen.
Nicht, daß jene Bücher schlecht wären, ganz im Gegenteil.
Die haben mir die Augen für das manipulative Verhalten
der Autoritäten allgemein geöffnet. Die Dröhnung war mir zu viel.
Danach habe ich mich extensiver um die wirklich
schönen Dinge im Leben gekümmert:
Wein, Weib und dem glor- und ruhmreichen FC Schalke 04!
Und jetzt gehen mir genau diese Autoritäten auch bei
diesen Themen auf den Sack. Insbesondere beim Fußball.
Mein Hals wird immer größer.
In diesem Sinne
Glückauf
Hmmm…da setzt sich gerade wohl ein Puzzle zusammen.
Ich habe als Kind fast nur technische Bücher gehabt. Als Beispiel seien einmal die rund 100 Bände „Was ist was?“ und damals schon 3 oder 4 Atlanten genannt.
Die paar Bücher, die wir in der Schule lesen müssten, waren langweilig und uninteressant und auch in unserer Familie wurden Romane unter „Schund“ abgehandelt. Der Zugang zu Romanliteratur ist mir daher auch bis heute verschlossen geblieben. Ich lese sehr gerne, aber ausschließlich Sachbücher und technische Literatur.
Wenn es damals nicht schon verfilmte Kinderliteratur im TV gegeben hätte, wäre mir Tom Sawyer ein Fremdwort.
Hier sind aber einige bekannte Bücher drin, deren Titel mir geläufig sind…vielleicht drehe ich beim Sternverlag doch mal eine Romanrunde.
Hier mal das was ich ohne Blick aufs Bücherregal zusammenbekomme. Ich denke mal wenn dem so ist haben die Bücher bei mir auch was ins Hirn gebrannt. Die Liste ist in chronologischer Reihenfolge und in den letzten 20 Jahren gelesen. Dazu kommt unzählige Fach- und Sachliteratur sowie diverse Biographien.
Theodor Fontane – Effi Briest (damit hat mir meine Deutschlehrerin damals erstmal für die nächsten Jahre die Lust aufs Lesen genommen)
Gabriel García Márquez – Die Liebe in den Zeiten der Cholera
Isabel Allende – Das Geisterhaus
Valdimir Nabokov – Lolita
Charles Dickens – Oliver Twist / David Copperfield (integrität lernen)
John Steinbeck – Früchte des Zorns (sollte ja wieder aktuell sein)
Charles Bukowski – so ziemlich alles von ihm gelesen
Auch den Film „barfly“ gesehen – ich muss regelmäßig an den Spruch denken :“Eine echte Lady erkenne ich auf den ersten Blick.“
Nick Cave – Und die Eselin sah den Engel (wenn man denkt es kann nicht schlimmer kommen sollte man das lesen)
Rocko Schamoni – Dorfpunks (Jugenderinnerungen teilen)
James Joyce – Ulysses 😉 nee, is nur Spass!
Steht bei mir seit Jahren angelesen im Regal wie vermutlich bei 90% der Leute die dieses Buch haben.
Stieg Larsson – Millenium Trilogie (dieses Jahr im Urlaub gelesen vermutlich daher noch im Hinterkopf)
Immerhin 4 Übereinstimmungen – aber Djian hat besseres geschrieben….
Ich bin heute, Juli 2021, per Zufall auf diese Düsseldorfer-Seite gestoßen. Ich habe mal wieder die Straße der Ölsardinen von Steinbeck gelesen und den Verfasser des Gedichtes „Immer noch…“ im Internet gesucht. Dieses Gedicht tröstete uns in der Pubertät über Kummer aller Art hinweg. Was ich fand, war diese Seite, auf der sich ein User über ebendieses Gedicht mokierte!
Aber den Aufruf 20 Lieblingsbücher zu nennen, fand ich Klasse und ich stellte fest, dass viele der genannten Bücher auch immer noch in meinen Bücherregalen stehen.
Lesen war schon immer Freiheit und Abenteuer – die ganze Welt konnte man im eigenen Kopf versammeln.
Denn ich wurde in der Nachkriegszeit in einem Dorf in Franken geboren, als Kind heimatvertriebener Egerländer, Ich kannte bei Schulbeginn „Grimms Märchen“ auswendig, denn dieses Buch hatte meine Mutter im Handgepäck aus der alten Heimat gerettet und es war mein einziges Kinderbuch, aus dem mir jeden Tag vorgelesen wurde. Ich liebte es. In der Dorf-Grundschule konnte man sich auch Bücher leihen und es gab da noch Abenteuer- und Dokumentationen aus der Kolonialzeit, dem III. Reich (das Hakenkreuz und der Name Hitler waren immer geschwärzt). Bücher aus dem Pfarrhaus kamen dazu, später die Filmprogramm-Hefte meiner 10 Jahre älteren Schwester und dann monatlich ein Buch von Bertelsmann und die Fortsetzungsromane in der Zeitung. In der höheren Schule wurde dann die Bücherauswahl größer, meine Klasslehrerin war ein Goethe- und Shakespeare-Fan und entsetzt, dass ich auch Karl May verschlang. Das Beste war aber, als ich in Nürnberg das Amerika-Haus entdeckte und die Massen von unbekannten Büchern, neuen Autoren und neuen Welten.
So – dass war jetzt mein Beitrag zur „Bücherliste“, wenn auch sechs Jahre zu spät.